Coface: Schlechtere Zahlungsmoral bei deutschen Unternehmen

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Die Zahlungsmoral der deutschen Unternehmen war wohl schon einmal besser. So haben die Firmen ihre durchschnittlichen Zahlungsziele seit 2017 von 29,8 Tagen auf 35,9 Tage verlängert. Dennoch stieg der Anteil der Unternehmen, die länger als vereinbart aufs Geld warten mussten: von 78 Prozent vor zwei Jahren auf jetzt 85 Prozent.

Den stärksten Anstieg bei der Zahl der Unternehmen mit Zahlungsverzögerungen verzeichneten demnach der Textil-Bekleidungssektor (von 58 Prozent auf 78 Prozent), der Groß- und Einzelhandel (75 Prozent auf 89 Prozent) und der Automobilsektor (73 Prozent auf 81 Prozent). Rückläufig waren die Zahlen indes im Transportgewerbe von 86 Prozent auf 81 Prozent. Dies geht aus einer aktuellen Analyse von Coface Deutschland hervor.

Die verlängerten Zahlungsziele waren demnach am deutlichsten in den Bereichen Pharma-Chemie (plus 19 Tage), Metalle (zwölf Tage) und Transport (acht Tage). Gleichzeitig sank die durchschnittliche Kreditlaufzeit im Bereich Agrar-Lebensmittel-Holz um fünf Tage. „Um diese Zahlen einzuordnen, müssen sie in Kombination gesehen werden. Aufgrund des für viele Unternehmen schwierigen Umfelds forderten die Kunden längere Zahlungsziele, durchschnittlich sechs Tage. Am Ende schaffen sie es dann dennoch, zur gleichen Zeit wie 2017 zu bezahlen. Aber durch die Verlängerung der Zahlungsfristen ist der Zahlungsverzug eben rechnerisch um sechs Tage kürzer“, erklärt Christiane von Berg, Volkswirtin bei Coface Deutschland.

Quelle: Coface Deutschland

Dabei sehen die Experten des Kreditversicherers die Gründe für Verzögerungen sind hauptsächlich finanzielle Schwierigkeiten von Kunden. Das sahen 46 Prozent der befragten Unternehmen. 15 Prozent berichteten über Managementprobleme als Hauptgrund. Als Hauptursache für den finanziellen Druck nannten die Unternehmen mit 45 Prozent den harten Wettbewerb, der die Gewinnmargen belastet. Ein Viertel der Unternehmen sah in der mangelnden Finanzierung das Hauptproblem.

Zudem haben sich nach Angaben von Coface Geschäftserwartungen deutlich eingetrübt. 30 Prozent der Unternehmen sagen mit Blick auf das Jahresende, dass sich das eigene Geschäft in diesem Jahr im Vergleich zu 2018 verschlechtern wird. Nur 20 Prozent sehen 2019 positiv. Die größten Pessimisten sind demnach im Automobilsektor mit 62 Prozent, der Metallindustrie, die ein großer Zulieferer für die Automobilbranche ist, und im Textil-Bekleidungssektor mit jeweils 50 Prozent negativer Erwartung.

Die Automobilbranche war außerdem 2017 noch der größte Optimist hinsichtlich der Geschäftsaussichten. Der einzige sehr optimistische Sektor ist Elektronik-IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie). Hier gaben 43 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Geschäftsaussichten 2019 besser sind als 2018.

„Dies ist eine große Trendwende bei den Geschäftsaussichten. Als wir 2017 die gleiche Frage stellten, waren fast alle Unternehmen optimistisch, was das laufende Jahr betrifft. Nur der Sektor Textil-Bekleidung war damals im Durchschnitt pessimistisch“, erklärt die Coface Ökonomin von Berg.

Autor: VW-Redaktion