Schlechtes Rating von Moody´s: Weiter Daumen nach unten für Lebensversicherer

Die Zinspolitik der EZB fordert unverändert einen hohen Preis für die Lebensversicherungsbranche. Niedrige Zinsen belasten Wachstum, Erträge und Kapitalisierung der Unternehmen. Nach den jüngsten Entscheidungen der Zentralbank gibt es zudem wenig Hoffnung, dass sich der Zinsdruck vor 2021 wieder reduziert, erklärt Moody’s.

 „Angesichts dieser Situation behalten wir unseren negativen Ausblick für die Lebensversicherer weiter bei“, so Christian Badorff, VP-Senior Analyst bei Moody’s, bei der Vorstellung des Sektorausblicks Deutsche Versicherungswirtschaft. Zu einem zusätzlichen Belastungsfaktor könnte sich zudem der politisch allerdings noch umstrittene Provisionsdeckel entwickeln, da dieser vor allem den Druck auf die Vertriebswege bei Lebensversicherungen erhöhen würde.

Trotz des schwierigen Umfeldes sei die Ertragslage in der LV-Branche, so Badorff, „erstaunlich stabil“. Auch verzeichnet Moody’s für das Jahr 2018 hier insgesamt ein verhaltenes Wachstum. Allerdings ist dieses im Vergleich der Anbieter untereinander ungleich verteilt. Nur 5 von ihnen sind seit 2014 überhaupt gewachsen, wobei die Allianz mit Abstand an der Spitze liegt. Gewinner im Neugeschäft sind vor allem diejenigen Versicherer, die auf kapitaleffizientere Produkte wie z. B. fondsgebundene Lebensversicherungen bei zugleich geringerem Garantiezins setzen.

Teilung des Marktes

Die Entwicklung der Kapitalanlagerergebnisse werde maßgeblich auch von den gesetzlichen Anforderungen an die Zusatzzinsreserve (ZZR) gemäß Solvency II bestimmt Trotz der im Jahr 2018 von der Bafin eingeführten Erleichterungen („Korridormethode“) steigen aufgrund des Niedrigzinses die ZZR-Aufwände weiter an. Falls sich die Zinsen bis 2023 leicht erholen sollten, rechnet Moody’s damit, dass sich bis dahin die Rückstellungen auf 90 bis 100 Milliarden Euro summiert haben werden. Sollten die Zinsen dann immer noch stagnieren, könnte sich im Markt eine noch höhere Reserve von 100 bis 120 Milliarden Euro aufbauen. Für 2019 wird die ZZZ-Zuführung nach Angaben der Analysten 9 bis 10 Milliarden Euro betragen.

Der Markt teilt sich zusehends in stärkere und schwächere Akteure auf. Eine Reihe ehemaliger Marktteilnehmer hätten in den zurückliegenden Jahren im Zuge eines „Run Off“ ihr Neugeschäft eingestellt und zum Teil ihre Bestände an Lebensversicherungen auf andere Unternehmen übertragen. Dieser Trend hat Fahrt aufgenommen und wird sich laut Moody’s weiter fortsetzen. Typische Anzeichen für Run-Off-Kandidaten seien geringe Größe, schwache Wettbewerbsposition, schwache Kapitalisierung, hohe Kostenquote, Vertriebswege unter Druck und geringe Ertragskraft. Über die mögliche Zahl künftiger Run-Offs machte der Analyst keine Angaben. Einbezogen in das Rating würden nur die 25 größten Versicherungsunternehmen. Sie seien häufig gekennzeichnet durch eine internationale Positionierung und ihren vielfältigen Produktmix.

Wesentlich besser ist der Jahresausblick für die Sparte der Schaden- und Unfallversicherer. Er wird u.a. dank guter technischer Profitabilität und gesunder Reservierungsniveaus als „stabil“ eingestuft. Diese Stabilität trage dazu bei, den Druck auf die Anlageverträge auszugleichen. „Die Unternehmen weisen nach wie vor starke Ergebnisse aus, auch wenn sich die niedrigen Zinsen und das sich abschwächende Wirtschaftswachstum negativ auf die Performance auswirken“, sagte Badorff. Die disziplinierte Preispolitik der Anbieter, getragen durch Preiserhöhungen, werde auch 2019 unter Annahme normalisierter Schäden und Naturkatastrophen für stabile Zahlen sorgen. Der Klimawandel sei in diesem Zusammenhang langfristig eine Herausforderung. Aber nach seiner Einschätzung werden die Versicherer risikoadäquat damit umgehen und bei Bedarf entsprechend die Preise bei der Risikoabsicherung anheben.

Korrespondent: Mathias von Bredow

Ein Kommentar

  • Ein Run Off macht in vieler Hinsicht FREI! So kann man, bereinigt ohne Altlasten, in Vergleichen wieder hervorragend dastehen. Um eine Gesellschaft beurteilen zu können, ist es sehr wichtig solche Zusammenhänge, sicher nicht für Endkunden, aber für Makler, zu erkennen. Wo das Geschäftgebaren schon einmal so „COOL“ war, kann man in Zukunft wohl auch damit rechnen. Wenn man das nicht so macht, werden seriöse Versicherer für Ihr Kundenfreundliches Verhalten auch noch bestraft.

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