Hannover Rück liefert enttäuschende Zahlen

Jean-Jacques Henchoz, CEO Hannover Rück. Quelle: Hannover Rück

Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück erhöhte die Schadenreserven im vierten Quartal deutlich, das drückte auf das operative Ergebnis. Am Ende des Geschäftsjahres 2023 erzielte man ein EBIT in Höhe von 1,97 Mrd. Euro, was deutlich unter den Analystenschätzungen von 2,4 Mrd. Euro lag. Auch der Nettogewinn müsste eigentlich enttäuschend ausfallen, aber ein steuerlicher Einmaleffekt sorgte für das Erreichen des Mindestziels. Mit der Erneuerung ist man in Hannover dagegen zufrieden. Seinen Ausblick für 2024 hat der Rückversicherer bestätigt.

Der Einmaleffekt sorgte dafür, dass die Konzernquote 2023 nur 1,4 Prozent betrug. 2022 lag diese bei 22,7 Prozent, fasste Hannover Rück in einer kurzen Pressemitteilung die vorläufigen Geschäftszahlen für 2023. Der vollständige Geschäftsbericht zum Jahresabschluss erscheint am 18. März 2024. Das Mindestziel beim Nettogewinn lag bei 1,7 Mrd. Euro, durch den Steuereffekt wurden es am Ende 1,8 Mrd. Euro. Das Konzernergebnis im Jahr 2022 lag bei 1,4 Mrd. Euro (2021: 1,2 Mrd. Euro). Insofern behält man den aufsteigenden Trend bei.

Weit verfehlt wurden die Erwartungen hingegen beim operativen Ergebnis (EBIT). Angepeilt waren 2,4 Mrd. Euro, am Ende wurden es 1,97 Mrd. Euro. Das lag an der deutlichen Erhöhung der Reserven in der Schaden-Rückversicherung. Vorgesehen waren Reserven in Höhe von 1,7 Mrd. Euro, wie hoch diese tatsächlich ausfielen, erklärte das Unternehmen nicht. 2022 lag die Reserve bei 1,38 Mrd. Euro.

Das operative Ergebnis in der Schaden-Rückversicherung fiel somit auf 1,1 Mrd. Euro deutlich unter die Prognose von mindestens 1,6 Mrd. Euro. 2022 lag das EBIT in der Schaden-Rückversicherung bei 1,35 Mrd. Euro, 2021 waren es 1,51 Mrd. Euro. In der Personen-Rückversicherung erzielte Hannover Rück ein EBIT von 0,87 Mrd. Euro und lag damit über der Prognose von mindestens 0,75 Mrd. Euro. Im Jahr 2022 lag die Zahl bei 0,73 Mrd. Euro.

Stabile Erneuerung

In der Vertragserneuerung zum 1. Januar 2024 hat Hannover Rück in der traditionellen Schaden-Rückversicherung einen inflations- und risikoadjustierten Preisanstieg des erneuerten Geschäfts von 2,3 Prozent erzielt. Das Marktumfeld der Erneuerung zeigte sich stabil und die Nachfrage nach Rückversicherungskapazität, die sich hauptsächlich auf Deckungen von bestehenden Marktteilnehmern beschränkte, stieg.

Zum 1. Januar 2024 standen Verträge mit einem Prämienvolumen in Höhe von 9.5 Mrd. Euro zur Erneuerung an. Das entspricht 62 Prozent des Geschäfts in der traditionellen Schaden-Rückversicherung (ohne fakultative Rückversicherung, Geschäft mit der Verbriefung von Versicherungsrisiken und strukturierte Rückversicherung).

Hannover Rück hat 8.67 Mrd. Euro an Prämienvolumen verlängert und 881 Mio. Euro gekündigt oder in veränderter Form erneuert. Zusammen mit 1,5 Mrd. Euro aus neuen Verträgen sowie aus veränderten Preisen und Anteilen wuchs das erneuerte Prämienvolumen um 6,9 Prozent auf 10,2 Mrd. Euro.

Das nicht-proportionale Geschäft wurde stärker ausgebaut. Dort stieg das Prämienvolumen um 10,6 Prozent auf 3,2 Mrd. Euro, während der risikoadjustierte Preisanstieg 4,4 Prozent betrug. Die proportionale Rückversicherung wuchs um 5,3 Prozent auf 7 Mrd. Euro. Der Preisanstieg belief sich nach Risikoadjustierung auf 1,3 Prozent.

In Deutschland stand mehr Rückversicherungskapazität als im Vorjahr zur Verfügung, heißt es in einer Analyse. Insgesamt ließen sich Preiserhöhungen auf risikoadjustierter Basis realisieren. Deutliche Ratensteigerungen gab es in schadenbetroffenen Programmen. In der Kraftfahrzeug-Sparte waren die stark gestiegenen Schadenbelastungen zentrales Thema.

In der Region Amerika stieg das Prämienvolumen der Hannover Rück in der Erneuerung um 2,2 Prozent. Große Teile des Geschäfts werden in dieser Region allerdings erst in den Erneuerungen zum 1. Juni und 1. Juli 2024 neu verhandelt.

Nordamerika verzeichnete auch im Bereich Haftpflicht weitere Ratenverbesserungen. Kunden im Mittleren Westen sehen sich seit Jahren mit hohen Schäden durch Naturkatastrophen wie Starkwindereignisse konfrontiert, die in der Sachsparte zu notwendigen Adjustierungen in verlustbehafteten Segmenten führten. Bei Cyberdeckungen reduzierte die Hannover Rück aufgrund von wettbewerbsintensiven Marktbedingungen ihr Geschäft.

Indes ist in einigen Ländern Lateinamerikas die Rückversicherungskapazität für Naturkatastrophendeckungen weiterhin unzureichend. Die Märkte der Region Asien-Pazifik waren insgesamt stabil. Insbesondere in Südostasien, Korea und der Region „Greater China“ fand die Haupterneuerung zum 1. Januar statt. Aufgrund einer Reihe von Naturkatastrophenschäden in der Region hat die Hannover Rück ihr Prämienvolumen um 10,1 Prozent vergrößert.

„Die deutlich verbesserte Profitabilität unseres Rückversicherungsgeschäfts sichert unsere Widerstandsfähigkeit in einem volatilen Umfeld“, sagte CEO Henchoz. „Deshalb bin ich überzeugt, dass wir unsere Ziele für das Jahr 2024 erreichen werden.“

Wie bereits im Dezember mitgeteilt, erwartet die Hannover Rück für das Geschäftsjahr 2024 einen Nettokonzerngewinn von mindestens 2,1 Mrd. Euro. Das Wachstum des Rückversicherungsumsatzes soll auf Konzernebene bei mehr als 5 Prozent liegen, wobei der Umsatz in der Schaden-Rückversicherung stärker wachsen wird als in der Personen-Rückversicherung. Die Kapitalanlagerendite soll mindestens 2,8 Prozent erreichen.

Die Erreichung des Gewinnziels für 2024 basiert auf der Voraussetzung, dass die Großschadenbelastung den Erwartungswert von 1,8 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,7 Mrd. Euro) nicht wesentlich übersteigt und es zu keinen unvorhergesehenen negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten kommt.

Autor: David Gorr

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