M&A-Flaute in der Rückversicherung

Keine Welle des Interesses an der Übernahme von Rückversicherern. Bildquelle: Skywalter auf Pixabay

Makroökonomische Risiken sowie erhöhte Katastrophenschäden im Zusammenhang mit dem Klimawandel nehmen Rückversicherern bis 2023 die Lust an Fusionen und Übernahmen. Die Ratingagentur Fitch glaubt, dass die Themen Preisgestaltung, Risikomanagement und organisches Wachstum in der Branche derzeit Vorrang haben.  

Selbst wenn sich der Rückversicherungsmarkt so weit erholt, dass höhere Prämiensätze zu einer deutlich besseren Rentabilität führen, soll es in nächster Zeit keine Welle des Interesses an der Übernahme von Rückversicherern geben.

Für traditionelle Akteure könnten sich Möglichkeiten zur Erhöhung der Preise und zur Verbesserung der Rentabilität ergeben, wenn steigende Zinssätze zu einem geringeren Angebot an alternativem Kapital für den Rückversicherungsmarkt führen, das größtenteils in Form von Insurance-Linked Securities (ILS) bereitgestellt wird, berichtet Fitch.

Covea-Partner-Re-Deal spezifisch

Die anhaltend niedrigen Zinssätze nach der globalen Finanzkrise haben viele neue Investoren auf der Suche nach besseren Renditen als auf den Finanzmärkten auf den Rückversicherungsmarkt gelockt. In den letzten Jahren haben sich die ILS-Anleger nach mehreren Jahren mit überdurchschnittlich hohen Katastrophenschäden vom Markt zurückgezogen. Eine Fortsetzung dieses Trends könnte nach Angaben der Ratingagentur dazu beitragen, den sich verfestigenden Markt zu verlängern. Das hätte positiven Einfluss auf die Rentabilität der traditionellen Rückversicherer.

Eine große Rückversicherungstransaktion vollzog im Juli der Gegenseitigkeitsversicherer Covea mit dem Partner-Re-Kauf von Exor für einen Gesamtbetrag von 9,1 Mrd. Dollar. Infolgedessen stufte Fitch das Insurer Financial Strength Rating von Partner Re von ‚A+‘ (Strong) auf ‚AA-‚ (Very Strong) herauf, um den Eigentumsvorteil im Rahmen eines Gruppenkreditansatzes mit Covea zu berücksichtigen.

Begrenztes Marktinteresse an Rückversicherungsexpertise?

Die jüngsten Ereignisse im Zusammenhang mit der auf den Bermudas ansässigen Axis Capital zeigen dagegen die Herausforderungen von M&As im Rückversicherungsbereich. Im April 2022 wurde berichtet, dass Axis sein umfangreiches, aber unterdurchschnittliches Rückversicherungsgeschäft verkaufen wollte, nachdem das Unternehmen mehrere Jahre lang das Portfolio neu positioniert hatte, um die Volatilität zu verringern und die Rentabilität zu verbessern. Aufgrund des begrenzten Marktinteresses gab das Unternehmen den Verkauf schließlich im Juni auf und beschloss stattdessen, sein Sachrückversicherungsgeschäft einzustellen, um seine Katastrophenexponierung deutlich zu verringern.

In ähnlicher Weise erklärte Axa XL, Teil der französischen Versicherungsgruppe Axa, im vergangenen April, dass seine Rückversicherungseinheit nicht zum Verkauf stehe. Dies geschah, nachdem es seit 2021 immer wieder Berichte über potenzielle Käufer gegeben hatte, die an einer Übernahme interessiert waren, darunter auch Covea. Axa XL hat in den letzten Monaten seine Sachkatastrophenexponierung deutlich reduziert.

Fitch nennt zudem das Beispiel des französischen Wirtschafts- und Finanzministeriums, das ebenfalls sein Rückversicherungsengagement reduzieren wollte und im Mai ankündigte, eine Minderheitsbeteiligung an CCR Re, dem Rückversicherungszweig des staatlichen französischen Rückversicherers CCR, zu verkaufen. CCR Re wurde 2016 in ein eigenständiges Unternehmen umgewandelt, um Rückversicherungsgeschäfte auf dem freien Markt, einschließlich eines internationalen Portfolios zu zeichnen und verfügt nicht über eine vollständige staatliche Garantie. Der Teilverkauf soll der CCR Re auch helfen, ihre Kapital- und Prämienbasis zu erweitern und zu diversifizieren.

Autor: Michael Stanczyk