Sachgeschäft: Kfz-Versicherer freuen sich auf 2023

Quelle: Porsche

Die deutschen Sachversicherer dürfen zuversichtlich auf das kommende Jahr blicken. Der Branchenausblick der Ratingagentur Fitch deutet darauf hin, dass die Unternehmen ihre Zeichnungsdisziplin beibehalten und Prämienwachstum vor allem im gewerblichen Bereich erzielen werden. Nachdem die Branche in diesem Jahr herbe Naturkatastrophenschäden hinnehmen musste, soll sich die versicherungstechnische Rentabilität 2022 verbessern.

Fitch schätzt die Bruttoschäden aus dem Juli-Hochwasser auf bis zu 9 Milliarden Euro, während starke Rückversicherungsprogramme die Nettoschäden auf bis zu 2,5 Milliarden Euro reduzieren. Infolgedessen rechnet die Agentur mit einem versicherungstechnischen Bruttoergebnis von etwa 3 Mrd. Euro Verlust, während für das versicherungstechnische Nettoergebnis ein Gewinn von etwa 2,5 Mrd. Euro vor Veränderung der Schwankungsrückstellung erwartet wird.

Die Tarife in der gewerblichen Sachversicherung sollen 2022 steigen, während in der Kraftfahrtversicherung die Beitragseinnahmen voraussichtlich stagnieren werden. Obwohl ein Rückgang der Neugeschäftsraten in der Kraftfahrtversicherung erwartet wird, gehen die Experten davon aus, dass die Beitragseinnahmen in der Kraftfahrtversicherung insgesamt stabil sind.

Steigende Beitragseinnahmen in Kfz

„Wir gehen davon aus, dass die Beitragseinnahmen in der Kraftfahrtversicherung in den Jahren 2021 und 2022 um etwa 1% und im Jahr 2023 um 3% steigen werden (2020: 1,4%). Der deutliche Anstieg im Jahr 2023 ist auf die von uns erwartete Normalisierung der Laufleistung zurückzuführen, die bei vielen Verträgen zu höheren Risikoprämien führt“, berichtet Fitch.

Die Netto-Combined Ratio in der Kraftfahrtversicherung soll im Jahr 2021 laut Prognosen bei 93 % und in den Jahren 2022 und 2023 bei 95 % liegen. Ein Wermutstropfen: Der Wettbewerb nimmt zu. Laut Analyse sollen die Wechselgeschäfte bis Ende 2021 und im Laufe des Jahres 2022 deutlich sinken.

Der gesamte Nichtlebensmarkt soll bis 2023 ein jährliches Prämienwachstum von 2 % erzielen, das von Ratenerhöhungen in der Gewerbe- und Gebäudeversicherung profitiert (2020: 4,6 %). Für beide Sparten erwartet Fitch bis 2023 ein jährliches Prämienwachstum von mindestens 5 %.

Abhängig von der Entwicklung der Pandemie könnten die Wachstumsraten deutlich niedriger ausfallen, insbesondere in der Gewerbeversicherung. Die Analysten prognostizieren bis 2023 eine starke versicherungstechnische Leistung mit einer Netto-Combined Ratio von 96% für 2021 (2023: 94%; 2022: 93%; 2020: 91,6%).

Robuste Branche

Entspannung in Wohngebäudesparte

„Wir gehen davon aus, dass sich die Naturkatastrophenaktivität 2022 wieder auf ein durchschnittliches Niveau einpendeln wird – 2021 war das schwerste Jahr für die deutschen Sachversicherer seit Jahrzehnten. Wir betrachten unsere Schadenschätzungen für das Juli-Hochwasser als konservativ, da wir einen Aufschlag von 25 % gegenüber der jüngsten Schätzung der Aufsichtsbehörde für Nettoschäden in Höhe von 1,9 Mrd. EUR berücksichtigt haben“, heißt es im Bericht.

Die Gebäudeversicherer könnten aufatmen. Fitch glaubt an ein starkes Prämienwachstum bis 2023. „Wir gehen davon aus, dass die Zeichnungsdisziplin der Versicherer höchstwahrscheinlich durch Preiserhöhungen für Rückversicherungsschutz verstärkt wird.“

Die Experten schätzen die Brutto-Schäden aus Naturkatastrophen in der Gebäudeversicherung für das Jahr 2021 auf bis zu 10 Mrd. Euro und gehen davon aus, dass die Nettoschäden aufgrund der starken Rückversicherungsprogramme für die Gebäudesparte weniger als 3 Mrd. EUR betragen werden.

Auf der Grundlage dieser Schätzungen soll die Netto-Schaden-Kosten-Quote der Gebäudesparte im Jahr 2021 bei etwa 120 % liegen wird, während die Brutto-Schaden-Kosten-Quote im Jahr 2021 leicht 150 % übersteigen könnte.

Insgesamt rechnet Fitch vor, dass sich die Rentabilität im deutschen Sachgeschäft 2022, unter der Annahme einer durchschnittlichen Naturkatastrophenaktivität mit einer Netto-Combined Ratio von 93 % und einer Betriebsquote von 87 % verbessern wird. Aufgrund des verstärkten Wettbewerbs prognostiziere man für 2023 eine etwas schwächere Rentabilität mit einer Netto-Combined Ratio von 94 % und einer Betriebsquote von 89 %.

Autor: Michael Stanczyk