Chinas Versicherungsmacht wird größer

Nachtleben auf der Einkausmeile Nanjing Road in Schanghai. Quelle: Heng Yan

Das Jahr 2025 ist offenbar ein Meilenstein in China. Nach der Wirtschaftsplanung der Regierung ist es das Abschlussjahr des 14. Fünfjahrplans, demzufolge das Label „Made in China“ auf die nächste Stufe gehievt werden soll. Quantitativ soll sich das chinesische Versicherungswesen ein großes Stück dem amerikanischen Markt annähern. Verschiedene chinesische Forschungsinstitute schätzen das gesamte Prämienvolumen 2025 auf ca. 1.293 Mrd. Euro. Darunter 333 Mrd. Euro für die Lebensversicherung. Ein Inside-Bericht.

In der Tat fördert der Staat das Wachstum der Versicherungsbranche energisch, besonders der Krankenversicherung und Rentenversicherung. Das ist nicht ohne Systematik: Die Versicherungen sollen zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen und damit der Sozialstabilität, die immerhin in China großgeschrieben wird. Diese beiden Versicherungssparten können nach dem Willen der Regierung am meisten zur Stabilisierung der Gesellschaft beitragen. Einerseits staatliche konsequente Förderung und Lenkung, anderseits ein riesiger Markt mit mehr als 1,4 Mrd. Bevölkerung, das wird zweifellos zu einem starken und schnell wachsenden Versicherungsmarkt der Welt führen.

Reformbedarf im Krankengeschäft

Nach der Prognose der chinesischen Finanzaufsicht CBIRC soll die Private Krankenversicherung 2025 einen Umfang von umgerechnet ca. 277 Mrd. Euro Beitragseinkommen erreichen. Im März hat die Regierung ein Positionspapier „Zur Vertiefung der Reform des Krankenversicherungssystems“ veröffentlicht, in dem die Förderung von Privatkrankenversicherung und Zusatzversicherung festgehalten ist.

Die Versicherungsbranche sieht in der Tat auch verschiedenen Reformbedarf in der Krankenversicherung. Ping An Kranken schlägt etwa eine „Flexible Verwendung von Konten der gesetzlichen Krankenversicherung“ vor. In China hat beinahe jeder ein Krankenversicherungskonto, aus dem medizinische Basisbehandlungen bezahlt werden. Mit flexibler Verwendung meint Ping An, dass die Gutschrift in dem Konto als Prämie für Abschluss von privater Zusatzkrankenversicherung genutzt werden soll.

Wenn dieser Vorschlag von der Regierung akzeptiert werden könnte, würde das einen enormen Schub für Private Krankenversicherung bedeuten. Derzeit beläuft sich die Gesamtgutschrift auf Konten der gesetzlich Krankenversicherten auf ca. 116 Mrd. Euro.

Versicherungsstandort China: Global gewachsen.

939-Mrd.-Dollar-Reserve von Privatrentenversicherung

Mit zunehmender Bevölkerungsalterung ist die chinesische Gesellschaft mit Problemen der Altersversorgung konfrontiert. Das Ministerium für Sozialabsicherung rechnet in den kommenden vier Jahren mit 40 Mio. neuen Rentnern, zugleich einer Reduktion von erwerbsfähiger Bevölkerung um ca. 35 Mio.

Bisher bekommen Rentner vom Staat und von Betrieben jeweils eine Rente. Die Staatskasse weist bereits seit 2008 eine Finanzlücke vor. Betriebsrente bedeutet in der Tat finanzielle Belastung für die Betriebe. Nach einer Studie wird das gesamte Beitragsvolumen für Betriebsrentenkassen in China von 16,6 Mrd. US-Dollar 2020 auf 86 Mrd. Dollar 2050 steigen. Die Regierung will die Betriebe auch nicht durch Betriebsrente immer mehr belasten. Daher plant der Staat, die Dritte Säule der Altersversorgung, nämlich private Rentenversicherung, zu fördern. Die Regierung kündigte bereits 2020 an, bis 2025 mindestens umgerechnet 939 Mrd. Dollar Reserve für Leistungszahlung aus privaten Rentenversicherungen zu ermöglichen. Offenbar durch Steuerentlastung und Zuschuss.

In mehreren chinesischen Städten hat man mit dem Testen der staatlichen Förderung begonnen. Marktbeobachter sehen darin eine riesige Chance für Versicherungsunternehmen.

Weitere dynamische Trends des chinesischen Marktes sind trotz Corona-Krise nicht zu übersehen. 2020 wurde ein gesamtes Prämienvolumen von umgerechnet 651 Mrd. Euro erzielt, etwa 61 Mrd. Euro mehr als im Vorjahr. Auch Swiss Re Research prognostizierte im Juli ein gesamtes Jahresbeitragseinkommen von einer Billion US-Dollar bereits vor 2024 für den chinesischen Markt.

Autor: Heng Yan