Terror am 11. September: Anschläge waren die teuerste Man-made-Katastrophe der Geschichte VWheute Sprint
Auf den Tag genau vor 20 Jahren gedenken die USA den rund 3.000 Opfern des Terroranschlages auf das World Trade Center in New York. Die politischen Folgen sind noch heute zu spüren, wenn man allein auf die Ereignisse im Irak und vor allem in Afghanistan blickt. Für die Versicherer indes ist 9/11 bis heute die einzige direkt von Menschenhand herbeigeführte Katastrophe seit 1970, die ähnlich gravierende Auswirkungen hat wie die Naturgewalten.
Während sich der Schaden für die US-Wirtschaft durch die Angriffe weitgehend in engen Grenzen hielten, waren vor allem die Versicherer besonders stark von den Folgen des Terrors in der US-Metropole betroffen. Schließlich brachen nicht nur die Twin Towers wenige Minuten nach den Flugzeugeinschlägen in sich zusammen – auch mehrere weitere Gebäude sind kollabiert oder wurden schwer beschädigt.
Zudem wurde der Financial District des wichtigsten Finanzplatzes der Welt evakuiert und die New York Stock Exchange an der Wall Street blieb vom 11. bis 14. September 2001 für vier Handelstage geschlossen. Nach Berechnungen des Rückversicherers Swiss Re belaufen sich die Gesamtkosten für die Branche heute auf rund 25 Mrd. US-Dollar. Davon mussten allein drei europäische Versicherungsunternehmen – die Allianz, die Munich Re und Lloyd’s of London – einen Anteil von etwa acht Mrd. US-Dollar übernehmen.
„Emotional der schwierigste Moment waren die Terroranschläge vom 11. September. Mit Abstand!“
Walter Kielholz, Ehrenpräsident der Swiss Re
Zum Vergleich: Die größten Naturkatastrophen kamen die Versicherer deutlich teurer zu stehen. So kostete Hurrikan „Katrina“ im Jahr 2005 die Branche etwa 79,7 Mrd. US-Dollar – gefolgt vom Erdbeben und Tsunami in Japan im Frühjahr 2011, welches rund 20.000 Menschenleben forderte und die Versicherungsbranche mit rund 40 Mrd. US-Dollar belastete. Auf Platz drei folgt Wirbelsturm „Sandy“ im Jahr 2012 mit einer Schadenbelastung von etwa 36,1 Mrd. US-Dollar.
Ebenfalls zum Vergleich: Teuerstes Schadenereignis in Deutschland war bislang Unwetter „Bernd“ mit bislang rund sieben Mrd. Euro. Davon entfallen laut Branchenverband GDV rund 6,5 Mrd. Euro auf Wohngebäude, Hausrat und Betriebe, weitere 450 Mio. Euro auf die Kfz-Versicherer. Zum Vergleich: Das August-Hochwasser 2002 wird mit etwa 4,8 Mrd. Euro bemessen, das Juni-Hochwasser von 2013 verursachte einen Schadensaufwand von etwa 2,3 Mrd. Euro. Unter den schadensreichsten Ereignissen befinden sich außerdem der Orkan „Kyrill“ (3,7 Mrd. Euro), der 2007 reihenweise Bäume entwurzelte und Häuser abdeckte und der schwere Hagelsturm „Andreas“ (3,2 Mrd. Euro), der unter allen Katastrophen den größten Schaden an Kraftfahrzeugen verursacht hat.
Eine Folge der Anschläge vom 11. September 2001 war jedenfalls die Gründung der Extremus AG, an der sich damals 16 Versicherungskonzerne beteiligten, um für 2,5 Milliarden Euro pro Jahr zu garantieren. Dabei versichert das Unternehmen beispielsweise Fußballstadien, Einkaufszentren, Verkehrsbetriebe, Bauwerke, die eine besondere Bedeutung haben wie große Kirchen, Bürotürme, Flughäfen oder Bahnhöfe. Das Portfolio der Versicherungsgesellschaften wird stetig erweitert. Seit 2017 bietet Extremus auch eine sogenannte „Bedrohungsversicherung“ an: Dieser Baustein übernimmt die Kosten, wenn eine Behörde beispielsweise ein Kaufhaus schließt, weil vermutet wird, dass dort ein Terroranschlag verübt werden soll.
„Es wird nie der Punkt kommen, an dem man sagen kann: Jetzt wird niemand mehr krank, jetzt passiert nichts mehr.“
Michael Crane, stellvertretender Direktor des World Trade Center Program
Und dennoch: Das Sterben nach den Anschlägen vom 11. September 2001 geht bis heute weiter. Viele der rund 100.000 Helfer leiden unter dem, was sie gesehen haben – und was sie eingeatmet haben, der Mediziner Michael Crane. Schätzungen zufolge sind inzwischen fast so viele Menschen an den Spätfolgen gestorben wie durch die Anschläge selbst. Und ein Ende scheint bislang nicht in Sicht.
Autor: VW-Redaktion