75 Jahre: Wie die Zeitschrift Versicherungswirtschaft zum wichtigsten Medium der Branche wurde

Titelcover der Versicherungswirtschaft im Laufe der Zeit

Als die deutschen Versicherer physisch und moralisch von den Kriegsfolgen gezeichnet vor dem Neuaufbau standen, erschien im Juni 1946 die erste Ausgabe der Zeitschrift Versicherungswirtschaft. Initiator, Spiritus Rector und erster Chefredakteur war Alex Möller, der später in der sozialliberalen Koalition Finanzminister wurde. Ein Rückblick auf markante Einschnitte der vergangenen 75 Jahre, die die Welt und die Publikation mitprägten.

„Nicht jede Zeit findet ihren großen Mann, und nicht jede große Fähigkeit findet ihre Zeit“, schrieb der Basler Gelehrte Jacob Burckhardt in seiner Untersuchung über die historische Größe. Die deutsche Nachkriegs-Assekuranz fand einen solchen Mann: Alex Möller. In seinem Geburtsjahr 1903 war Deutschland eine Monarchie, 1918, Möller stand damals am Beginn seiner journalistischen Karriere, wurde die Weimarer Republik gegründet. 1922 war der damals 19-Jährige in die SPD eingetreten. Mit 25 Jahren wurde er als damals jüngster Abgeordneter in den Preußischen Landtag gewählt.

Alex Möller schuf die Versicherungswirtschaft und wurde in der sozialliberalen Koalition Finanzminister.

Eine politische Laufbahn, die 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ein jähes Ende fand. Möller wechselte in die Versicherungsbranche. Zunächst im Außendienst einer Versicherung tätig, kam er 1936 zur Karlsruher Lebensversicherung. 1944 wurde Möller stellvertretendes Vorstandsmitglied der KLV, bereits 1945 – nach der Kapitulation Deutschlands – Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor des Karlsruher Versicherers. 1946 vergaben die Alliierten in ihren jeweiligen Besatzungszonen nach und nach Verlagslizenzen, was den Wiederbeginn deutscher Pressetätigkeit markierte. Zu den Pionieren, die die Bedeutung des freien Wortes und des Dialogs mit der Öffentlichkeit für die Stabilisierung und die Fortentwicklung der demokratischen Idee erkannten, gehörte Alex Möller, der Initiator, Spiritus Rector und erster Chefredakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft.

Die Redaktion der neu
gegründeten Zeitschrift Versicherungswirtschaft
bezieht ihre Räumlichkeiten in
der Karlsruher Amalienstraße.

Ende der 1940er: Stunde null auch für Versicherer und Betätigungsverbot im Osten

Wegen der schwierigen Papiersituation im Nachkriegsdeutschland wurden teilweise die Auflagenzahlen der großen Zeitungen meist auf 5.000 für einzelne Titel beschränkt. Die Nachfrage stieg in den Folgejahren rasant an und die Zeitschrift Versicherungswirtschaft wurde regelmäßig in 68 Länder aller fünf Kontinente ausgeliefert. Die Themen der ersten Ausgaben standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus nach den Kriegsjahren. Wie bei allen Unternehmen mussten auch Versicherer ihre zerstörten Zentralen, die Kontakte zum Kunden und das nötige Personal wieder aufbauen. Politisch belastete Vorstände mussten sich sogenannten Entnazifizierungsverfahren unterziehen. In der sowjetischen Besatzungszone wurde ein Betätigungsverbot für Versicherer erlassen, viele Gesellschaften verlegten ihren Sitz nach Westen und begannen von hier den Neuanfang.

Damit das stark zersplitterte deutsche Versicherungswesen mit einer Stimme spricht, war die Gründung des Gesamtverbands der Versicherungswirtschaft (später: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.) von enormer Bedeutung. Ebenso markierte die Währungsreform einen Neuanfang, womit auch große Umstellungsarbeiten bei den auf Reichsmark abgeschlossenen Lebensversicherungen verbunden waren.

1950er: Wirtschaftswunder sorgt für Boom in der Lebensversicherung und im Kraftfahrt-Geschäft

Das Wirtschaftswunder erfasste auch die Assekuranz. Von 1949 bis Ende 1955 hat sich der Bestand der 91 im damaligen Bundesgebiet und Westberlin arbeitenden Lebensversicherer von 24 auf 33 Millionen Versicherungsverträge mit einer von 14,20 auf 32,42 Mrd. DM angestiegenen Versicherungssumme erhöht. Daneben wurde die Kraftfahrtversicherung als Massengeschäft zur wichtigsten Sparte der Schadenversicherung. Mit der Atom-Energie entstand in den 50er-Jahren ein neues Risiko. Deutsche Versicherer haben sich 1957 zur Deutschen Kernenergie-Versicherungsgemeinschaft (DKVG) zusammengeschlossen.

Innovationen in der Technik brachten auch Positives. Diktiergeräte und elektrische Schreibmaschinen führten zur Bildung von Büros für Textverarbeitung in den Versicherungsbetrieben.

Als großer Schadenfall bleibt in diesem Jahrzehnt der harte Winter 1956 in Erinnerung. Die größte Kälte seit 1929 ließ die Temperaturen auf minus 20 Grad Celsius sinken. Dem kalten Winter folgte der kälteste Sommer seit 40 Jahren und der feuchteste seit 100 Jahren.

Autor: VW-Redaktion

Lesen Sie die vollständige Geschichte der Zeitschrift in der aktuellen Juni-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

achtzehn − 1 =