Verti-Chef Miguel Angel Rosa im Interview: „Pauschale Beitragserstattungen sind aktuell nicht vorgesehen“

Konzernsitz der Verti Versicherung AG. Quelle: Jens Oellermann Fotografie

Das Teltower Unternehmen Verti feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Mittlerweile hat der Kfz-Direktversicherer über eine Million Policen im Bestand. VWheute sprach mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden Miguel Angel Rosa über die aktuellen Marktentwicklungen und die nächsten strategischen Schritte.

VWheute: Verti hat nach eigener Aussage die Marke von einer Million Versicherungsverträgen geknackt. Wie ist das Jahr 2020 konkret gelaufen?

Miguel Angel Rosa: Wir sind sehr zufrieden mit dem Geschäftsjahr 2020. Im Bereich E-Mobilität konnten wir im Vergleich zum Vorjahr deutliches Wachstum verzeichnen. Hier hat uns auch die Förderung der Bundesregierung in die Karten gespielt, wodurch wir  eine gesteigerte Nachfrage nach Versicherungen für emissionsarme Fahrzeuge verbuchen konnten.

Auch für unser Risikoleben-Produkt konnten wir unsere Wachstumsziele im vergangenen Jahr erreichen. Insgesamt konnte Verti den konstanten Wachstumskurs der vergangenen Jahre auch unter den besonderen Bedingungen des Corona-Jahres fortführen. Der Blick auf die Zahlen stimmt uns optimistisch: Das Geschäftsjahr 2020 konnten wir mit einem Wachstum von rund fünf Prozent bei den Bruttoprämieneinnahmen abschließen.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir konkrete Zahlen erst mit Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2020 kommunizieren können.

VWheute: Die Kfz-Versicherer haben im letzten Jahr pandemiebedingt von einer geringeren Schadenbelastung profitiert. Wie hat sich Corona bei Ihnen niedergeschlagen? Sind möglicherweise auch Beitragsrückerstattungen angedacht?

Miguel Angel Rosa: Auch wir konnten kurzfristig einen Rückgang der gemeldeten Schäden während des ersten Lockdowns im März 2020 beobachten. Gegenläufig haben sich allerdings höhere Schadenkosten ausgewirkt.

Dementsprechend sind pauschale Beitragserstattungen aktuell nicht vorgesehen. Allerdings können unsere Kunden, die aufgrund des Lockdowns weniger gefahren sind, eine Anpassung ihrer Kilometerleistung vornehmen, was sich auf den Beitrag auswirken kann. Differenzbeträge werden in solchen Fällen selbstverständlich erstattet.

„Der Wettbewerb um die Marktanteile bei Kfz-Versicherungen wird schärfer und beginnt in jedem Jahr neu. Gerade die preissensitiven Kunden wissen dies für sich zu nutzen und zeichnen sich durch eine hohe Wechselbereitschaft aus.“

Miguel Angel Rosa, Vorstandsvorsitzender der Verti Versicherung AG

VWheute: Wie bewerten Sie die aktuelle Entwicklung auf dem Kfz-Markt mit Blick auf neue Formen der Mobilität?

Miguel Angel Rosa: In den vergangenen Jahren hat sich ein klarer Trend zum emissionsarmen Fahren abgezeichnet, den wir bereits 2007 als einer der ersten Versicherer mit unserem CO2-Tarif gefördert haben und auch weiterhin mit kundenfreundlichen Tarifen für Elektro- und Hybridfahrzeuge unterstützen werden.

Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit steigt besonders in Städten auch die Relevanz von Carsharing-Konzepten. Verti hat darauf bereits reagiert und bietet schon seit 2017 den sogenannten „Danke-Carsharing“-Tarif an, der es Versicherungsnehmern erlaubt, durch Carsharing erworbene Fahrpraxis in der Schadenfreiheitsklasse anerkennen zu lassen. Hier ist in der Zukunft sicherlich noch mehr Kreativität seitens der Versicherer gefordert.

VWheute: Marktbeobachter sprechen immer wieder von einem Preiskampf in der Branche? Wie bewerten Sie diese Aussage und welche Rolle sehen Sie darin?

Miguel Angel Rosa: Der Wettbewerb um die Marktanteile bei Kfz-Versicherungen wird schärfer und beginnt in jedem Jahr neu. Gerade die preissensitiven Kunden wissen dies für sich zu nutzen und zeichnen sich durch eine hohe Wechselbereitschaft aus. Auch bei den unabhängigen Vermittlern muss man sich als Versicherer in Hinblick auf Serviceorientierung, Schadenmanagement und Prozessoptimierung ständig neu beweisen.

Unser digitales Angebot kombinieren wir mit der persönlichen Erreichbarkeit sowohl für Endkunden als auch für Vertriebspartner – für ihre Anliegen sowie die ihrer Kunden bieten wir im eigens geschaffenen Business Contact Center spezialisierte Teams und persönliche Betreuung. Mit dieser Kombination sind wir im dynamischen Umfeld des Marktes sehr gut aufgestellt, was sich nicht zuletzt in unserem Wachstum widerspiegelt.

VWheute: Daten sind ja bekanntlich das „Gold des 21. Jahrhunderts“. Wie nutzen Sie diese Daten für Ihre Tarifierung und wie bewerten Sie die Debatte zwischen Versicherern und Autobauern, wem die Daten vermeintlich gehören würden?

Miguel Angel Rosa: Was Daten angeht, so haben wir alle das gleiche Ziel: das Autofahren so komfortabel und so sicher wie möglich zu gestalten. Soweit es der geltende Datenschutz zulässt, sollten Versicherer und Hersteller darum miteinander statt gegeneinander arbeiten, um anhand von qualitativ hochwertigen Daten entsprechend kundenorientierte Entscheidungen treffen zu können.

VWheute: Werfen wir einen kurzen Blick in die Zukunft: Wie wird die Kfz-Versicherung Ihrer Meinung nach in fünf Jahren aussehen?

Miguel Angel Rosa: Was künftig vermehrt an Bedeutung gewinnen wird, ist sicherlich der Zuwachs an flexibleren Modellen für den Kunden. Wir sind hier mit unserem breiten Angebot an Sondertarifen bereits sehr gut aufgestellt. In den kommenden Jahren wird sich diese Entwicklung hin zu flexiblen, individualisierbareren Lösungen mit Sicherheit fortsetzen. Auch Veränderungen bei den Laufzeitmodellen einer Kfz-Versicherung sind denkbar. Ganz klar  hingegen ist, dass die Bedeutung von guten Versicherungen für Elektrofahrzeuge noch weiter zunehmen wird.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Tobias Daniel.

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