„Warum sind die Zinsen so niedrig?“: Money Manni erklärt Finanzen auf Youtube
Manfred Herpolsheimer tritt auf seinem Youtube-Kanal unter dem Namen Money Manni auf. Hier erklärt er jungen Erwachsenen in einfachen Worten das komplexe Thema Finanzen. Ein Ansatz, an dem sich auch die Versicherer versuchen. Bemerkenswert: Herpolsheimer passt auf den ersten Blick nicht unbedingt in die bunte Influencer-Welt. Doch der Erfolg gibt ihm recht. Wie es zu dem Projekt kam und wo er auf Hürden stößt, beleuchtet der Experte im Gespräch mit dem Vermittler.
VWheute: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen eigenen Youtube-Kanal zu machen?
Manfred Herpolsheimer: Eines Vorweg. Es war keine spontane Idee. Die Anregung, einen eigenen Youtube Kanal zu machen, kam von meinen Kindern (Sohn 27 Jahre, Tochter 24 Jahre). In vielen Gesprächen mit jungen Erwachsenen, insbesondere aus dem Freundeskreis meiner Kinder, merkte ich, dass oftmals grundlegende Zusammenhänge und Begriffe aus der Wirtschafts- und Finanzwelt nicht geläufig sind.
Dies lag keineswegs an fehlender Bereitschaft zu lernen – ganz im Gegenteil. Die zum Teilhochstudierten jungen Erwachsenen, stellten mir Fragen des wirtschaftlichen Alltags, die auf dem normalen Bildungsweg entweder gar nicht oder zu kompliziert vermittelt werden. So wurde ich bspw. gefragt: „Was passiert, wenn ich einen Kredit nicht zurückzahle?“, „Ich habe in meinem Depot einen ETF, weiß aber ehrlich gesagt gar nicht was das ist!?“ oder „Warum sind die Zinsen so niedrig?“ usw.
Da einige Fragen auch mehrfach gestellt wurden, verfestigte sich die Meinung, dass nicht nur die Freunde meiner Kinder sich mit diesen Themen beschäftigen, sondern auch viele andere junge Erwachsene. Meine Kinder, die eine eigene, junge Werbeagentur (u.a. spezialisiert auf Medienproduktion) betreiben, berieten mich über Youtube, was ich natürlich kannte aber mir keineswegs vertraut war.
VWheute: Was war Ihre ursprünglich anvisierte Zielgruppe und welche Menschen schauen sich Ihre Videos jetzt an?
Manfred Herpolsheimer: Meine anvisierte Zielgruppe auf dem Kanal „Money Manni“ sind junge Erwachsene unter 30 Jahren – und es ist grundsätzlich nicht beabsichtigt, daran etwas zu ändern. Interessanterweise erhalte ich aber auch Fragen und Kommentare von älteren Zuschauern, was mich natürlich sehr freut. So schrieb mir beispielsweise ein Zuschauer: „… Endlich habe ich verstanden was eine Bürgschaft ist und ich hätte mir gewünscht, dass mir mein Vater dies mal so plausibel und einfach erklärt hätte.“ – dieser Zuschauer ist 62 Jahre alt. Und wenn mir selbst Universitätsprofessoren schreiben und eine Frage stellen, dann fühle ich mich geehrt. Der Interessentenkreis geht also schon über die anvisierte Zielgruppe hinaus, wenngleich diese doch den Hauptteil meiner Zuschauer abbildet
„Wir richteten ein kleines Studio ein und wagten den Sprung ins kalte Wasser. Meine anfängliche Skepsis schnell verflogen, zumal die Resonanz der Zuschauer, als auch der (inter-)nationalen Presse überwältigend und sehr positiv war“.
Manfred Herpolsheimer, Finanzexperte
VWheute: Verdienen Sie mit dem Kanal Geld über Werbung und Sponsoren?
Manfred Herpolsheimer: Es war nicht die Intention Geld mit dem Kanal zu verdienen. Gerade wenn man bei 0 startet, gilt es, erst einmal eine Community – oder wie ich sage Zuschauerschaft – aufzubauen. Nichtsdestotrotz lehne ich es aber natürlich nicht ab, wenn Firmen oder Sponsoren auf mich zukommen. Dies ist auch bereits geschehen. Das Entscheidende dabei ist es aber, seiner Linie treu zu bleiben und durch Partner nichts zu verfälschen. Die Inhalte, Recherche undletztendlich die Videos spiegeln auch mit Sponsor immer meine eigene Meinung wieder.
VWheute: Sie schauen auch über den Tellerrand der Finanzwelt und thematisieren politische Themen wie die Wiederwahl Donald Trumps. Ist das ein persönliches Anliegen oder wollen Sie die Zielgruppe erweitern?
Manfred Herpolsheimer: Natürlich gibt es auch viele andere gesellschaftliche oder politische Themen, die ich gerne in meinen Videos besprechen möchte. Einen wirtschaftlichen Zusammenhang kann man aber eigentlich zu jedem Bereich herstellen. Dass ich über den US-Präsidenten gesprochen habe, ist kein Zufall, da er ohnehin tagtäglich Gesprächsthema ist.
Wir in Deutschland haben vorwiegend ein negatives Bild vom mächtigsten Mann der Welt. Da ich häufiger in die USA reise und auch gerne mit Freunden über Wirtschaft und Politik spreche, stellte ich fest, dass das Bild dort teilweise komplett anders ist. Viele Amerikaner folgen dem Präsidenten fast blind und bedingungslos – egal was er macht oder sagt. Das war für mich teils unverständlich und auch erschreckend.
Mir kam in diesem Fall der Gedanke, diese Eindrücke zu teilen und nach Deutschland zu senden. Das Ziel, dadurch die Zielgruppe zu erweitern, war somit nicht direkt mit diesem Video verbunden. Nichtsdestotrotz gibt es aber auch abseits der eigentlichen Themen Zuschauerfragen, die konkret meine eigene Meinung betreffen. Deshalb planen wir aktuell, den Kanal durch Formate zu erweitern, in denen ich tatsächlich über den Tellerrand schaue.
VWheute: Komplexe Finanzthemen sind erklärungsbedürftig. Glauben Sie, dass Roboter-Adviser das genauso gut in Zukunft können wie der menschliche Finanzberater?
Manfred Herpolsheimer: In der immer weiter fortschreitenden digitalen Welt kann ich mir Vieles vorstellen – auch, dass Robo-Advisor komplexe Finanzthemen und -produkte erklären können. Wer sich allerdings für ein Investment in komplexe und auch komplizierte Finanzprodukte interessiert, der sollte sich meiner Meinung nach nicht ausschließlich auf einen Robo-Advisor verlassen. Denn es gibt viele Fragen, die sich zum Teil auch erst im Laufe eines Gespräches ergeben, die ein Mensch – sprich Finanzberater – besser und verständlicher erklären kann. Auch die vielen persönlichen Lebensumstände lassen sich nicht über einen noch so guten Algorithmus erfassen.
VWheute: Wo sehen Sie die aktuell größten Herausforderungen die Bank- und Versicherungshäuser (z.B. Digitalisierung, Niedrigzinsen) und wie kann man diese überwinden?
Manfred Herpolsheimer: Die drei größten Herausforderungen in der Bankenwelt sind die überbordende Regulatorik, die anhaltende Niedrigzinsphase und die fortschreitende Digitalisierung einhergehend mit einem veränderten Kundenverhalten, neuen Wettbewerbern und steigendem Kostendruck bei wegbrechenden Erträgen. Die Geschäftsprozesse müssen optimiert und die Produktpalette gestrafft und standardisiert abgewickelt werden. Die lukrativen Geschäftsfelder, wie etwa die Vermögensberatung, das Firmenkredit- und Baufinanzierungsgeschäft, müssen gestärkt werden.
Das heißt, es wird zunehmende Investitionen in die Beratungskompetenz und Beratungsqualität geben – denn den Unterschied macht der Mensch (Berater), weil viele Produkte in der Finanzwelt austauschbar sind. Viele Bankfilialen werden von der Bildfläche verschwinden und einfache Bankgeschäfte werden zunehmend online abgewickelt. Ich denke, dass auch viele Versicherungshäuser vor ähnlichen Herausforderungen stehen, was Kostendruck, Regulatorik, Digitalisierung und Niedrigzinsen angeht.
Also gilt auch hier, die Prozesse zu optimieren, die Produktpalette zu straffen und sich auf lukrative Geschäftsfelder zu konzentrieren. Allerdings kenne ich mich in der Versicherungsbranche nicht so gut aus und kann mir kein abschließendes Urteil erlauben. Alles in allem wird sich aber die Finanzwelt verändern und es wird leider auch zu einer Reduzierung der Mitarbeiterzahl kommen.
Die Fragen stellte VWheute-Redakteur David Gorr.
Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des E-Magazins Der Vermittler.