Hanse-Merkur-Vorstand Bussert im Interview: „Eine Rückkehr zu einer Zeit vor Corona wird es nicht geben“

Eric Bussert, Vertriebsvorstand der Hanse Merkur. Quelle: Michaela Kuhn / Hanse Merkur

Eric Bussert gilt als Manager der Taten und einer, der vorausdenkt. Bei der Hanse Merkur wurde etwa schon im Februar ein Pandemie-Krisenstab gebildet. Lange bevor Corona nach Deutschland kam. Der Vertriebschef sieht in der aktuellen Situation auch Vorteile, zum Beispiel, dass Abläufe und Prozesse künftig beschleunigt werden. Im exklusiven Interview mit dem Magazin Versicherungswirtschaft spricht er zudem über Gewinnziele und Imagefragen.

VWheute: Herr Bussert, wie haben Sie Corona persönlich erlebt – bislang?

Eric Bussert: Ich arbeite durchschnittlich zwei bis drei Tage pro Woche aus dem Homeoffice heraus. Da wir uns frühzeitig auf digitales Arbeiten eingestellt haben, funktioniert die Kommunikation exzellent.

VWheute: Wie ist die Stimmung bei der Hanse Merkur aktuell, wie war sie zu Beginn der Corona-Pandemie? Welche Maßnahmen wurden eingeleitet?

Eric Bussert: Die Hanse Merkur hat schon im Februar einen Pandemie-Krisenstab unter Beteiligung des Betriebsrats gebildet, Arbeitsabläufe geändert, zunächst alle rund 250 Telearbeiter um den Dienst von ihren Heimarbeitsplätzen gebeten und sukzessive technisch bis zu 90 Prozent der Belegschaft auf Homeoffice umgestellt. Derzeit sind nur rund 200 Mitarbeiter im kontaktlosen Vor-Ort-Betrieb in der Verwaltung.

Über 800 arbeiten aus dem Homeoffice heraus. Hygiene- und Corona-Arbeitsschutzstandards wurden – auch in Konsultation mit Gesundheitsbehörde und Betriebsärztin – umgesetzt. Unsere digitale Infrastruktur ermöglicht es, dass in Innendienst und Vertrieb alle relevanten Prozesse ohne Produktivitätseinbußen nahtlos weitergeführt werden können.

Die Mitarbeiter sind dankbar für die umgesetzten Maßnahmen, die es ihnen auch durch die Ausdehnung des Arbeitszeitrahmens ins Wochenende hinein ermöglichen, berufliche und familiäre Anforderungen gut bewältigen zu können. Kurzum: Die Stimmung ist gut. Das spüren auch unsere Kunden und Vertriebspartner.

„In unserem Geschäftsfeld Reiseversicherungen werden wir als Marktführer natürlich erhebliche Rückgänge zu verzeichnen haben, die sich aber sukzessive wieder kompensieren lassen sollten, sobald der internationale Tourismus wieder möglich ist.“

Eric Bussert, Vorstand der Hanse Merkur

VWheute: Sie sind als Vertriebschef maßgeblich für die Performance des Unternehmens zuständig. Wie wird sich Corona auf das Geschäft langfristig auswirken? Was erwarten Sie?

Eric Bussert: Die aktuelle Krise wird die Digitalisierung in der Branche noch einmal beschleunigen und damit die Abläufe und Prozesse nachhaltig beeinflussen. In unserem Geschäftsfeld Reiseversicherungen werden wir als Marktführer natürlich erhebliche Rückgänge zu verzeichnen haben, die sich aber sukzessive wieder kompensieren lassen sollten, sobald der internationale Tourismus wieder möglich ist.

VWheute: Und im Hauptgeschäftsfeld Krankenversicherung?

Eric Bussert: Hier stellen wir fest, dass die Kunden einen guten Gesundheitsschutz vor dem Hintergrund der Pandemie noch mehr zu schätzen wissen. Natürlich legen jene Zielgruppen, die wirtschaftlich derzeit schwer betroffen sind, wie etwa die Selbstständigen, eine größere Kaufzurückhaltung an den Tag. Ich glaube aber nicht an langfristige Auswirkungen auf das Kranken-Geschäft.

VWheute: Wackeln die Gewinnziele 2020?

Erich Bussert: Zum jetzigen Zeitpunkt kann man dazu noch keine seriöse Auskunft geben. Viel wird davon abhängen, ob die Politik der erfolgreichen Lockerungen greift, ohne dass wir einen deutlichen Anstieg der Infizierten riskieren. Eine zweite oder dritte Welle mit weiteren Lockdowns wäre natürlich verheerend.

VWheute: Wie bewerten Sie die Leistung des deutschen Gesundheitssystems in der Krise? Viele sprechen dem Standort D ihr Lob aus. Sie auch?

Eric Bussert: Die im Vergleich mit vielen europäischen Nachbarn äußerst erfolgreiche Bekämpfung der Pandemie zeigt, dass Deutschland über ein exzellentes Gesundheitssystem verfügt, das seine Leistungsfähigkeit der Dualität der Systeme GKV und PKV verdankt. Ich hoffe, dass die Systemdebatte nach der Corona-Pandemie verstummen wird und wir uns lieber mit der Frage beschäftigen, wie wir unser Gesundheitswesen auf hohem Niveau noch weiter optimieren können.

„Wir lernen und stellen gerade unter Beweis, dass wir in der digitalen Welt viel weiter sind als viele außerhalb der Branche den Versicherern bis dato zugetraut haben.“

Eric Bussert, Vorstand der Hanse Merkur

VWheute: Eine Frage, die das Geschäft Ihres Unternehmens nicht unmittelbar betrifft, aber für die Branche relevant ist: Was halten Sie von der Debatte rund um die BSV? Von außen kommt viel Kritik, gerechtfertigt?

Eric Bussert: Ich könnte es mir jetzt tatsächlich einfach machen und darauf hinweisen, dass die HanseMerkur gar keine Betriebsschließungsversicherung anbietet. Aber natürlich ist die derzeitige Diskussion für das Image der Branche nicht zuträglich.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Michael Stanczyk.

Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen Juni-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

Quelle: VVW

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