Darum wird Huk-Coburg nicht der große Corona-Gewinner sein

Adrian Malec auf Pixabay

Leere Straßen, kaum Unfälle. Das ist ein Effekt der sozialen Distanzierung, die die Regierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie angeordnet hat. Autofahrer fragen bereits, ob es eine zeitnahe Prämienrückerstattung gibt. Die Versicherer – allen voran Marktführer Huk-Coburg – sind hier zurückhaltend. Zudem scheint der Verkehr schon wieder zuzunehmen. Die Schadenlücke – die der „Lockdown“ verursacht hat – ist wohl nur von kurzer Dauer.

Schon bei der Vorstellung der blendenden Zahlen, die die Huk-Coburg für die Autoversicherung 2019 vorlegte, machte Vorstandsprecher Klaus-Jürgen Heitmann deutlich, dass die Kfz-Versicherer in der aktuellen Krise kaum mit einem Preiswettbewerb reagieren werden. Es werde auch keine Corona-Rabatte geben. „Am Ende des Jahres werden wir aber schauen, wie sich alles entwickelt hat“ so Heitmann. Als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit sei die HUK-Coburg ihren Mitgliedern verpflichtet.

Sturmsaison abwarten

Neben der Bewertung des endgültigen Corona-Effektes müssten weitere Schäden, etwa Naturkatastrophen, wie Hagel oder Sturm, beobachtet werden. „Da diese erfahrungsgemäß im Sommer und Herbst über Deutschland hinwegziehen, müssen wir auch hier abwarten, wie hoch die Schadenaufwendungen am Ende des Jahres insgesamt ausfallen“, so Heitmann. Immerhin kann die Huk-Coburg aus dem Vollem schöpfen. Der Bestand stieg 2019 um vier Prozent auf 22,2 Mio. Kfz-Verträge und die Beitragseinnahmen in der wichtigsten Sparte der fränkischen Assekuranz erhöhten sich um 2,5 Prozent auf 4,2 Mrd. Euro.

Dabei sei der Wettbewerbsdruck schon 2019 gestiegen. Während es auf der einen Seite zeitweilig geringere Schadenbelastung durch die Corona-Maßnahmen gibt, müssen die Kfz-Versicherer auch Beitragsstundungen, stillgelegte Fahrzeuge oder individuelle Anträge zur Herabsetzung der Jahresfahrleistung gegenrechnen. Mehraufwand könnte der Huk-Coburg auch entstehen, wenn sie ihren 1.600 Partner-Werkstätten bei der Liquiditätssicherung hilft.

Zur individuellen Fahrleistungsreduzierung gibt es von Privatkunden laut Huk-Coburg aber kaum Anfragen. Wer sich jedoch meldet, der erhält eine Guthabenerstattung, wenn er seinen Beitrag schon bezahlt hat. So verfährt auch Konkurrent Allianz, der vorrechnet, dass eine Reduktion von geplanten 10.000 auf 8.000 Kilometer rund 50 Euro Rückvergütung ergibt.

Flottenversicherung stark betroffen

Anders sieht es da bei Versicherern aus, die viel Gewerbe- und Industriegeschäft haben. Hier wurden viele Flotten vollkommen stillgelegt. Alle großen Flottenversicherer haben ihren Kunden daher eine schnelle kostenfreie Ruheversicherung ohne offizielle Abmeldung angeboten. Das könnte in diesem Kfz-Teilsegment wohl zu Verlusten führen. Im privaten Segment ist die Stilllegung eher unüblich. Einzelne Kfz-Versicherer, wie die Westfälische Provinzial, die Provinzial Nord oder die Hamburger Feuerkasse, bieten an, den nicht genutzten Zweitwagen unbürokratisch ohne behördliche Abmeldung in den Status einer prämienfreien Ruheversicherung zu versetzen.

Das machen auf Anfrage im Einzelfall auch VHV und Württembergische. Auch hier dürfte die Nachfrage eher gering sein, denn zum Einkaufen und für Arztfahrten wird das Auto ja auch dann noch gebraucht, wenn die Berufstätigen im Homeoffice sitzen. Die „tollen“ Ankündigungen der Huk-Coburg bewerten andere Kfz-Versicherer zudem eher als „Normalität“ oder „Routine.“

Die Weitergabe eines positiven Schadenverlaufs an die Kunden sei etwa bei der Itzehoer „Routine“ und werde immer am Ende des Geschäftsjahrs praktiziert. Die DEVK verspricht ihren Kunden, die 2020 schadenfrei geblieben sind, eine Rückvergütung auszuzahlen. Das hat sie Anfang des Jahres für über 500.000 Kaskokunden im Rückblick auf 2019 auch gemacht.

Mehr Fahrten als Schutz gegen Infektionsrisiko?

Aktuell lässt sich die Schadenentwicklung für 2020 kaum klar einschätzen. „Wir haben es mit einer sehr dynamischen Entwicklung zu tun, deren weiterer Verlauf heute noch nicht seriös abschätzbar ist“, heißt es etwa bei der VHV Versicherung aus Hannover.

Ob die Kunden durch Corona tatsächlich unter dem Strich das ganze Jahr über weniger fahren, ist zudem noch gar nicht bewiesen. „Seit der deutlichen Senkung der Schäden zu Beginn der „Lockdown-Phase“ beobachten wir derzeit wieder einen kontinuierlichen Anstieg der Neuschadenmeldungen“, stellt die Versicherungskammer Bayern fest.

Derzeit würde das Schadenniveau nur noch geringfügig unter dem vergleichbaren Wert des Vorjahres liegen. Vielleicht könnten künftig Kunden sogar mehr Auto fahren. Darauf verweisen die VGH Versicherungen. „Möglicherweise nutzen die Kunden statt des öffentlichen Nahverkehrs vermehrt ihren eigenen PKW, um sich selbst vor Infektionen zu schützen“, mutmaßt die Assekuranz.

Und wer tatsächlich künftig sparen muss, weil die Corona-Krise sein Haushaltsbudget hat schmelzen lassen, der dürfte auch bei der Autoversicherung genauer hinschauen. Werden die Preise für den Kfz-Schutz öfter verglichen, könnte der Wettbewerb noch mehr anziehen. Das hilft günstigen Anbietern, etwa Marktführer HUK-Coburg.

Autor: Uwe Schmidt-Kasparek

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