Provisionsdeckel und kein Ende

BVK-Präsident Michael H. Heinz lauscht aufmerksam der Podiumsdiskussion zum Thema: "Wie verändert der Provisionsdeckel Lebensversicherer und Vertriebe? Antworten darauf hier im Video. Quelle: Alexander Kaspar

Konservatives Abwarten in Zeiten der Umbrüche ist gefährlich. Besser ist es, den „digitalen Stier“ bei den Hörnern zu fassen und proaktiv zu agieren: Mit neuem Denken, neuen Strategien und neuen Produkten. Nur über die Wege, die in die so gelobte Digitalwelt führen, gibt es in der Branche augenscheinlich Dissenz.

Das gilt auch für die Podiumsdiskussion mit Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten, Thomas Bischof von der Württembergischen Lebensversicherung und Helge Lach, Vorstand bei der DVAG. „Wie verändert der Provisionsdeckel Lebensversicherer und Vertriebe?“ lautete die Eingangsfrage zur großen Debattenrunde im Rahmen des Handelsblatt Insurance Summit 2019 und legte damit den Finger direkt in die offene Wunde.

„Die Produkte sind schlecht und die Kosten sind zu hoch“ monierte einmal mehr Axel Kleinlein. Zudem seien die angebotenen Produkte zu kompliziert und intransparent, so der Verbraucherschützer in seinem Vortrag weiter. Gute Beratung dürfe durchaus etwas kosten, sagte Kleinlein, doch die Kosten dürften nicht als Provision veranschlagt werden.

„Aber was kostet das Produkt ohne Solvency II?“, fragte Moderator Andreas Richter von der LMU in München mit Blick auf die zunehmende Regulierung, komplizierte Formulare und umfassende Dokumentationspflichten mit denen sich Versicherer wie Vermittler gleichermaßen auseinanderzusetzen haben. „Es geht um Existenzen und Familien, es geht um Qualität in der Beratung, konterte Helge Lach von der DVAG die Vorwürfe Kleinleins.

Die Beschwerdequoten beim Ombudsmann seinen deutlich zurückgegangen, lägen zwischen sechs und acht Prozent, so der Manager weiter. „Wir sind längst am Ball und entwickeln neue Produkte retournierte dazu Thomas Bischof die Kleinlein`schen Vorwürfe. Über allem stehe doch die Frage, was will der Kunde? Was die Diskutanten wollen formulierten sie hier im Video in einzelnen Statements. Nach Harmonie klang das ganz und gar nicht. Darüber konnte auch nicht die gemeinsame Haltung bei Fragen der Produktvereinfachung, Stichwort Simplicity, und die Verbesserung der Beratungsqualität nicht hinwegtäuschen.

Zuvor hatte Thomas Bischof in seinem Impulsvortrag für sein Unternehmen nicht weniger als einen „Paradigmenwechsel“ in Aussicht gestellt. Der im Zuge der Digitalisierung drohenden Marginalisierung des Menschen, hier des Vermittlers, erteilte Bischof eine klare Absage. Denn Callcenter-Robotern bringen Kunden kein echtes Vertrauen entgegen, so Bischofs Einwand.

„Wenn wir das Rennen um die Kunden gewinnen wollen brauchen wir Menschen, als Fels in der Brandung“, ist sich Bischof sicher. Dafür und für das Vertrauen wären Kunden auch bereit für die Beratung zu bezahlen. „Wir sind zwar experimentierfreudig“, führte Bischof weiter aus, aber nicht alles, was sich im Marketingsprech gut anhört, hält, was es verspricht. Die Einzelheiten hier im Video:

Ein Thema, welches mit den Fragen der Digitalisierung direkt vergesellschaftet ist, lautet Cyber Crime bzw. Cyber Insurance. So warf Robert Dietrich vom Spezialversicherer Hiscox Deutschland einen Blick in die Zukunft. Nach anfänglicher Skepsis bei zurückhaltender Marktresonanz hat sich dieser Bereich auch in Deutschland besser entwickelt. Zwar teilen sich hierzulande rund 40 Anbieter den Markt, in den USA sind es derer 184, doch das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft, ist sich Dietrich sicher, denn das Bewustsein für diese Risiken entwickelt sich gerade erst.

70 Prozent der Kunden sind hier Anfänger, betreiben kein Passwort- oder Krisenmanagement und haben auch keinen Notfallplan in der Schublade. Ca. zwei Mrd. US-Dollar ist der Markt in den Staaten schwer, so Dietrich weiter, allerdings sind dort im Zuge „unfassbarer Schäden in der D&O“ auch im Segment Cyber die Preise unter Druck geraten. Nach einem Wachstum von 30 Prozent im Jahr 2017 hat sich der Markt auf nunmehr plus zwölf Prozent abgekühlt. Die Rally geht auf jeden Fall weiter, so Dietrich abschließend. Der Blick in die Zukunft der Cyber-Versicherung hier im Video:

Eine Rally möchten gerne auch das chinesische Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen Ping An aus Shenzhen im Verbund mit dem Berliner Start-up Inkubator Finleap in Deutschland und in der EU entfachen. Dazu sind die Chinesen vor einem Jahr, gegen die Zahlung von mehr als 40 Mio. Euro, eine Kooperation mit Finleap eingegangen.

Als mindestens veranstaltungstechnischen Höhepunkt gab es auf dem diesjährigen Insurance Summit nach der Einführung von Carolin Gabor, die mit ihrem Start-up Unternehmen Joonko den Marktführer bei Vergleichsportalen, Check24, angreifen will, eine Live-Schalte mit Donald Lacey, vom Ping An Voyager Fund aus China. Hier ein Videoausschnitt der auf Englisch gehaltenen Konferenzschaltung.

Autor: Alexander Kaspar

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