Wimmer und das Wunderkind: So plant die Allianz die Zukunft

Laura Gersch. Quelle: Allianz Lebensversicherung

Bei der Allianz Deutschland werden weiter Vorstandsstühle gerückt. Seit dem Jahr 2018 kam es zu sechs Wechseln, nun werden in der Lebenstochter die Karten neu gemischt. Andreas Wimmer wird neuer Chef, seinen Job bei den Firmenkunden übernimmt Laura Gersch.  Die 35-Jährige Aufsteigerin arbeitete zuvor eng mit dem Vorstandsvorsitzenden Oliver Bäte zusammen und – wie könnte es anders sein – war zuvor bei McKinsey.

Schlägt sie wieder durch, die „Macht der Meckies“, wie die McKinsey-Berater genannt werden und die FAZ einst titelte. Ein Blick auf den Lebenslauf von Gersch zeigt eine siebenjährige Zeit beim Beratungsunternehmen. Sie war bei den Amerikanern Projektleiterin und später Mitglied der Führungsgruppe der europäischen Insurance Practice. Im Jahr 2014 wechselte sie nach München und begleitete bei Allianz Global Automotive mehrere Positionen, zuletzt in der Geschäftsführung.

Im Jahr 2016 wurde sie Assistenz von CEO und Ex-Meckie Oliver Bäte, ein Jahr später war sie bereits Leiterin seines Büros. Das ist ebenso wie die Vorstandsernennung mit 35 Jahren beeindruckend, doch wo ist die Erfahrung in der Altersvorsorge, die sie zum Vorstand beim größten deutschen Lebensversicherer qualifiziert?

Ein Sprecher der Allianz erklärt, die Finanzaufsicht Bafin hätte die Ernennung von Gersch bereits abgesegnet und vorab selbstverständlich ihre Eignung geprüft. „Vorstand wird man in Deutschland nicht einfach so“, bemerkt der Sprecher. Gersch sei eine ausgewiesene Expertin und hätte in ihrer Zeit als Bätes Bürochefin „einen Überblick über das ganze Unternehmen gewonnen“.

So ungewöhnlich wie es klingt, ist die Ernennung von der Büroleiterin zur Vorständin übrigens nicht. Andrea Achhammer wurde Personalvorstand der Allianz Schweiz, nachdem sie zuvor unter anderem Business Assistant von CEO Severin Moser war.

Ihre Vergangenheit als Meckie sei bei Gerschs Beförderung jedenfalls kein Faktor gewesen. Einen erhöhten Einfluss des Beratungsunternehmens sieht die Allianz nicht. „Es gibt keine engen Verbindungen zu McKinsey.“ Die Berater seien „in diversen Projekten engagiert“, das gälte allerdings genauso für andere Ratgeber. Unstrittig ist jedoch, dass viele ehemalige Meckies heute bei der Allianz führende Positionen besetzen, beispielsweise der Chief Technology Officer Markus Löffler, der Vorstand der Allianz Versicherungs-AG Jörg Hipp oder Thomas Wilson, Chief Risk Officer der Allianz SE.

Nähe zu Bäte als Kriterium?

Nach seinem Amtseintritt im Jahr 2015 hat Bäte bei der Allianz Deutschland keinen Stein auf dem anderen gelassen. Seit dem Jahr 2018 kam es zu sechs Wechseln. Zuletzt verließ Personalvorständin Ana-Cristina Grohnert nach knapp zwei Jahren das Unternehmen, um sich den berühmten „neuen Aufgaben“ zu widmen. Sie hatte Wolfgang Brezina ersetzt und wird nun ihrerseits von Aylin Somersan Coqui abgelöst.

Einige Vorstandswechsel, wie der des 66-Jährigen Faulhabers zu Wimmer, sind jahrgangsbedingt, andere erwecken den Eindruck einer gezielten Verjüngung und Ausrichtung auf die Vorstellungen Bätes.

Das ist weder schlimm noch ungewöhnlich für einen CEO. Die Allianz Deutschland bildet das Fundament des Konzerns, der längst international ausgerichtet ist. Eine gewisse Verbundenheit mit dem obersten Chef des Konzerns ist beim Erklettern der Karriereleiter jedenfalls nicht hinderlich.

Bereits als der jetzige Deutschlandchef Klaus-Peter Röhler im vergangenen Jahr sein Amt antrat, munkelten viele, dass er ein Vertrauter von Bäte und weniger widerspruchsfreudig als sein Vorgänger sei. Das mamager-magazin schrieb einst : „Oliver Bäte hat Manfred Knof endlich aus dem Weg.“

Alles Nonsens, erklärt der Allianz-Sprecher, die berufliche Nähe zu Bäte sei „kein Kriterium und schon gar keine Voraussetzung“ für eine Vorstandsernennung, was auch für Gersch gälte. Die Vorstände der Münchener würden generell „als Team“ agieren und wären „eng miteinander verbunden“. Gersch passe ins Anforderungsprofil, da sie neben dem Fachwissen „ein Teamplayer“ sei.

Das mag sein. Dennoch kann als sicher gelten, dass Bäte den Wechsel unterstützte. Wie erklärte der Ökonom Dietmar Fink einmal in einem anderen Zusammenhang bezüglich der Meckies: „Sie kommen immer mit der Rückendeckung des Vorstandes oder des Aufsichtsrates.“

Autor: VW-Redaktion

Ein Kommentar

  • Herrlich, der Herr Bäte räumt mit falschen „Traditionen“ auf. Warum gibt es im DAX nicht mehr seines Kalibers, er hat Visionen, wie und wohin sich der Konzern langfristig entwickeln sollte und setzt diese Ideen mit klarer Direktive im Haus um. Alles andere wäre doch falsch verstandenes Demokratie-Verständnis und würde die stringente Umsetzung verhindern. Natürlich dürfen Bedenkenträger ihre Bedenken äußern, wodurch auch letzte vielleicht nicht präsente Risiken präventiv gekappt werden, aber dann müssen wieder alle konsequent an der Umsetzung der Visionen arbeiten, damit die erwarteten Effekte auch eintreffen. Herr Bäte, bitte begeben Sie sich im Anschluss zur Deutschen Bank und gleich danach zur Deutsche Bahn, da mangelt es leider kräftig an gesamtheitlichen Konzept-Ideen. Alles Gute für Sie und Ihr Dream-Team!!

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