Fusion der Öffentlichen: Was bringen die nächsten Monate?

Logo der ÖSA in Magdeburg. Quelle: dpa / picture-alliance

Fusionen, Zusammenschlüsse oder Übernahmen von öffentlichen Versicherern sorgen immer wieder für Schlagzeilen in der Versicherungsbranche – allen voran die aktuellen Verhandlungen um die Provinzial-Fusion. Nun steht ein weiterer öffentlicher Versicherer zumindest zum Verkauf: Die Öffentliche Versicherungen Sachsen-Anhalt sollen verkauft werden.

So berichtet die Mitteldeutsche Zeitung, dass die Versicherungsgruppe Hannover (VGH), die bereits 35 Prozent der Anteile hält, an einem Kauf interessiert sein soll. 50 Prozent werden aktuell von den Sparkassen, weitere 15 Prozent von der Öffentlichen Versicherung Braunschweig gehalten.

Die möglichen Gründe für den Verkauf liegen augenscheinlich jedoch nicht in der ÖSA selbst. So müssen die Sparkassen in Sachsen-Anhalt rund 60 Mio. Euro für die taumelnde Landesbank Nord/LB in die Waagschale werfen. Ein potenzieller Verkaufserlös könnte natürlich dazu beitragen, auch wenn die Sparkassen laut Bericht bestreiten, dass sie das Geld dafür benötigen.

„Es geht ausschließlich um eine langfristig gute Entwicklung der ÖSA“, wird Halles Sparkassenchef Jürgen Fox, Geschäftsführer des Sparkassenbeteiligungsverbands Sachsen-Anhalt, in der MZ zitiert. Entsprechend zugeknöpft geben sich auch die Beteiligen selbst.

Die ÖSA selbst bestätigte zwar entsprechende Gespräche: „Da es sich um Verhandlungen zwischen den Trägern handelt, die noch nicht abgeschlossen sind, werden wir uns dazu nicht äußern“, betonte eine Unternehmenssprecherin gegenüber VWheute. Nicht wirklich viel auskunftsfreudiger gaben sich auch die VGH Versicherungen.

„Wir können bestätigen, dass die Träger der ÖSA, also der Sparkassenbeteiligungsverband Sachsen-Anhalt (SBV), die VGH Versicherungen und die Öffentliche Versicherung Braunschweig, vertrauensvolle Gespräche über die zukünftige Ausrichtung und Struktur der ÖSA führen. Oberste Prämissen bei diesen Gesprächen sind, dass die ÖSA wirtschaftlich weiter gut aufgestellt ist und ihrem Namen Öffentliche Versicherung Sachsen-Anhalt auch weiterhin gerecht wird, also in diesem Bundesland als Versicherung im angestammten Geschäft dauerhaft verankert bleibt“, erläutertein Unternehmenssprecher.

„Aus Sicht der VGH ist die ÖSA ein leistungsstarker und zukunftsfähiger Regionalversicherer, der im Verbund der VGH eine wichtige Rolle hat. Diese Verbindung wollen wir stabilisieren und langfristig absichern. Die ÖSA ist ein Regionalversicherer, der seine ganze Kraft auf den Ausbau seiner Wettbewerbsposition in Sachsen-Anhalt konzentriert. Über eine Veränderung der Trägeranteile laufen derzeit Gespräche zwischen den Trägern. Wir bitten um Verständnis, dass die VGH, um möglichen Ergebnissen dieser Gespräche nicht vorzugreifen, darüber hinaus Inhalte laufender Diskussionen und Verhandlungen nicht öffentlich kommentiert“, heißt es in einer Stellungnahme.

Provinzial-Fusionsgespräche auf wackligen Füßen

Dass solche Gespräche allerdings nicht zwangsläufig immer zum Erfolg führen müssen, zeigen derzeit die Fusionsverhandlungen um die Provinzial-Gesellschaften. Seit 2013 liegen entsprechende Überlegungen und Pläne bereits auf dem Tisch. Mit Wolfgang Breuer, Chef der Provinzial Nordwest, sogar der künftige Chef des neuen Konzerns fest. Patric Fedlmeier, CEO der Provinzial Rheinland, soll demnach dessen Stellvertreter werden. Allerdings geraten die Gespräche immer wieder ins Stocken.

Das Problem: Zwischen den Eignern soll es erhebliche Spannungen geben. Gerungen wurde dabei bislang vor allem um die Aufteilung der künftigen Anteile: Während die Rheinländer diese zu gleichen Teilen – also 50 zu 50 – aufsplitten wollen, beharrt man in Münster wohl eher auf 60 zu 40 oder maximal 55 zu 45.

Zudem hatten beide Seiten im Oktober 2018 eine entsprechende Absichtserklärung vorgelegt, welche die Grundlagen und den Fahrplan der Fusion festgelegt hat, die dann rückwirkend zum 1. Januar 2019 vollzogen werden sollte. Ein weiterer Casus Knacktus sind allerdings vor allem die rund 1.000 Arbeitsplätze. So hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi bereits Widerstand gegen die Pläne angekündigt. Deren Vorwurf damals: Aus der Summe der zusammengetragenen Informationen, lasse sich ablesen, „dass Beschäftigteninteressen offensichtlich keine Rolle spielen“.

Ob den Gesprächen um die ÖSA ein ähnliches Schicksal droht, wird jedenfalls die Zeit erweisen.

Autor: VW-Redaktion