Zusatzversicherung: „Wir dürfen in der Altersversorgung das Rad nicht ständig neu erfinden“

GDV-Präsident Wolfgang Weiler. Quelle: brs

Die Generation Mitte der Menschen im Alter zwischen 30 und59 Jahren geht es 2019 so gut wie noch nie. 59 Prozent der im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) vom Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) befragten Personen äußerten sich über ihre persönliche wirtschaftliche Lage zufriedener denn je. Nur neun Prozent zogen eine negative Bilanz. Allerdings befürchten 44 Prozent auch, dass ihre Absicherung im Alter unzureichend ist. Zur Sicherung der Altersvorsorge halten 63 Prozent der Generation Mitte eine allgemeine Rentenversicherungspflicht, also auch für Selbstständige und Beamte, für wichtig.

Neue staatliche Vorsorgeprodukte oder ein staatlicher Rentenfonds sind dagegen nicht mehrheitsfähig. Nur 35 Prozent und 29 Prozent sehen dies als geeignete politische Maßnahme, um die staatliche Altersvorsorge auch für kommende Generationen zu sichern. „Dieses Votum sollte die Politik ernst nehmen. Wir dürfen in der Altersversorgung das Rad nicht ständig neue erfinden“, sagte GDV-Präsident Wolfgang Weiler gestern vor der Presse in Berlin bei der Vorstellung der seit 2013 jährlich erhobenen Umfrage zur Generation Mitte.

Weiler sagte, die Menschen sollten sich auch keinen Illusionen hingeben, wenn sie die Selbstständigen und Beamte in der gesetzlichen Rentenversicherung haben wollten. Dadurch bekämen die aktuellen Rentner nicht mehr Geld, da dann die beiden Gruppen ebenfalls Rentenansprüche erwerben würden. Weiler bekannt sich ausdrücklich zur staatlich gefördeten Riester-Rente. „Wir brauchen aber einen Neustart beim Fördersystem.“ Auch in der anhaltenden Null-Zins-Phase sei gerade Riester dank der staatlichen Zulagen renditestark.

44 Prozent der Generation Mitte machen sich Sorgen, dass ihre Altersvorsorge nicht ausreichen wird.  26 Prozent glauben, dass sie im Alter genug Geld haben werden und finanziell unabhängig sind. Differenziert man aber nach dem sozioökonomischen Status dann haben in den unteren 20 Prozent gerade sechs Prozent ein solches Zutrauen. In der höchsten Stufe glauben 58 Prozent, dass sie im Alter finanziell abgesichert sind.

Die überwältigende Mehrheit hat keine Vorstellung, welche zusätzlichen Einnahmen die private Altersvorsorge einmal bringen wird. Diejenigen, die eine Prognose abgegeben hätten, hätten im Durchschnitt mit bemerkenswert hohen Einnahmen von 660 Euro gerechnet, sagte Allensbach-Chefin Professor Renate Köcher. Das erinnere an biblische Zeiten, als Tausende mit einem Brot gespeist worden seien.

Es geht finanziell für viele bergauf, aber viele beklagen Egoismus und Aggressivität

Mehr Menschen der Generation Mitte sehen für sich, dass es finanziell bergauf geht. 44 Prozent (Umfrage 2018: 42) der Befragten gaben an, dass es ihnen heute besser als vor fünf Jahren gehe. Eine Verschlechterung gab es danach nur noch für 16 (18) Prozent. In Ostdeutschland fällt die Bilanz sogar noch positiver. Hier sagen 46 Prozent das es ihnen besser geht als vor fünf Jahren, nur elf Prozent sehen eine Verschlechterung. Auch wenn es für die Generation Mitte heute finanziell gut läuft, so werden doch konjunkturelle Risiken gesehen. 41 Prozent der Befragten glauben, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren eher zurückfallen wird.

Die guten finanziellen Zahlen dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in Gefahr ist. „Aggressivität und Egoismus, immer weniger Respekt und auch eine wachsende Fremdenfeindlichkeit bereiten der mittleren Generation Sorgen“, sagte IfD-Geschäftsführerin Köcher. 81 Prozent der Befragten würden eine zunehmende Aggressivität im gesellschaftlichen Umgang konstatieren. Vor allem im Straßenverkehr würden 90 Prozent diese Aggressivität verspüren. Auch ein zunehmender Egoismus (73 Prozent) beschäftige die Generation Mitte seit Jahren. Zwei Drittel der Menschen hätten den Eindruck, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt schwach sei, lediglich 18 Prozent sind da anderer Meinung.

Für die repräsentative Untersuchung Generation Mitte 2019 hatte das IfD im Auftrag des GDV im Juli 2019 insgesamt 1.103 Männer und Frauen im Alter zwischen 30 und 59 Jahre befragt. Die mehr als 35 Millionen Menschen in der Generation Mitte stellen nach den Angaben 70 Prozent der Erwerbstätigen und erwirtschaften über 80 Prozent der steuerpflichtigen Einkünfte.

Autor: Manfred Brüss