Verisk beziffert Schäden für Hurrikan Melissa auf bis zu 4,2 Milliarden Dollar

Ein Konvoi mit Hilfsgütern für Black River, das vom Hurrikan Melissa heimgesucht wurde, fährt durch Holland Bamboo, Jamaika, wo umgestürzte Bäume und Trümmer die Straße teilweise blockieren. Bildquelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Matias Delacroix

Hurrikan Melissa auf Jamaika hinterlässt neben heftigen Zerstörungen auch seine Spuren in der Assekuranz. Nach Schätzungen der Extreme Event Solutions Group des Analyseunternehmens Verisk belaufen sich die versicherten Schäden an Onshore-Immobilien auf 2,2 bis 4,2 Milliarden US-Dollar. Die Schäden resultieren vor allem aus extremen Windgeschwindigkeiten und daraus folgenden Überschwemmungen entlang der Zugbahn des Sturms. Der größte Teil des modellierten Schadens ist auf den Wind zurückzuführen.

Melissa gilt als einer der heftigsten Hurrikane in der Geschichte Jamaikas. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 185 Meilen pro Stunde (etwa 300 km/h) war er der stärkste Sturm, der jemals auf Jamaika traf, und zählt weltweit zu den intensivsten Hurrikanen seit Beginn der Aufzeichnungen. Nur wenige Wirbelstürme wie „Dorian“ (2019) oder „Labor Day“ (1935) erreichten vergleichbare Werte bei Wind und zentralem Luftdruck. Melissa war der stärkste Sturm des Jahres 2025 und liegt hinsichtlich des niedrigsten zentralen Mindestdrucks bei einem Atlantik-Hurrikan an dritter Stelle hinter dem Hurrikan Wilma von 2005 und dem Hurrikan Gilbert von 1988, berichtet Verisk.

Der Sturm hatte sich am 21. Oktober gebildet und durch außergewöhnlich warme Meeresoberflächentemperaturen rasch verstärkt. Am 28. Oktober traf Melissa mit maximaler Intensität nahe der Stadt New Hope im Westen Jamaikas auf Land. Während der Überquerung der Insel schwächte sich der Hurrikan ab, erreichte aber noch mit Kategorie 4 die Nordküste, bevor er nach Kuba und weiter zu den Bahamas zog.

Nach Angaben von Verisk verursachte Melissa insbesondere in den westlichen Gemeinden wie St. Elizabeth, Black River und Barbary Hall gravierende Schäden. In manchen Orten seien 80 bis 100 Prozent der Dächer zerstört worden. Auch Gewerbebauten wie Tankstellen, Flughäfen und Krankenhäuser wurden schwer getroffen. In Montego Bay, einem der wichtigsten Touristenzentren der Insel, meldeten Hotels und Resorts schwere Sachschäden. Neben den Windschäden führten starke Regenfälle in Kingston und im Osten Jamaikas zu weitreichenden Überschwemmungen.

Schwache Bauvorschriften verstärken Schäden

Die hohe Zerstörungsquote führen Fachleute auf unzureichende Bauvorschriften und informelle Baupraktiken zurück. Rund 70 Prozent der Wohnhäuser Jamaikas bestehen aus Mauerwerk, 30 Prozent aus Holzrahmenkonstruktionen – meist ohne professionellen Bauplan. Zwar gibt es seit 2003 einen nationalen Baukodex, doch die Vorschriften wurden lange Zeit nicht konsequent umgesetzt, berichtet Verisk. Erst seit der Verabschiedung eines neuen Baugesetzes im Jahr 2019 sollen die Normen strenger kontrolliert werden.

Die wirtschaftlichen Folgen des Sturms dürften erheblich sein – auch, weil ein Großteil der Bevölkerung nicht versichert ist. „Es besteht erhebliche Unsicherheit hinsichtlich der Versicherungsaufnahmequoten in Jamaika“, berichtet Verisk. Die Versicherungsaufnahmequoten für Wohngebäude liegen im Land laut einem Bericht der Insurance Association of Jamaica aus dem Jahr 2025 unter 20 Prozent. Ein großer Teil dieser versicherten Immobilien sei unterversichert. Auch Gewerbe- und Kfz-Versicherungen seien häufig nicht abgeschlossen.

Verisk weist darauf hin, dass die Schätzung keine Schäden umfasst, die durch staatliche Hilfsprogramme gedeckt sind, sowie keine Schäden durch Sturmfluten, unversicherte Gebäude, Infrastruktur oder Folgekosten wie die Beseitigung von Trümmern oder Vandalismus. Auch die möglichen Preissteigerungen infolge höherer Nachfrage nach Baumaterialien wurden nicht berücksichtigt.

Autor: VW-Redaktion