Vermittler drängen auf Kurswechsel bei der Altersvorsorge

Deutscher Bundestag in Berlin Bildquelle: Deutscher Bundestag/Thomas Trutschel/photothek

Umfassende Reformen in der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge mahnte das heutige Spitzentreffen der deutschen Vermittlerschaft in Bonn an. Auch die Wettbewerbsbedingungen mit Finfluencern sowie eine Abkehr von überbordender Bürokratie und Regulatorik werden angesprochen.

Beim 21. Treffen der Vorstände der Vertretervereinigungen, des Arbeitskreises Vertretervereinigungen der Deutschen Assekuranz (AVV) sowie des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) mahnten die Teilnehmer neben einer breiten Altersvorsorgereform gleiche Wettbewerbsbedingungen mit Finfluencern und einen deutlichen Bürokratieabbau an.

In der „Bonner Erklärung“ appellieren die Vermittler an die Bundesregierung, die Altersvorsorge generationengerecht neu aufzustellen. Ziel müsse es sein, die gesetzliche Rentenversicherung langfristig zu stabilisieren und die Belastungen für Beitrags- und Steuerzahler abzufedern. Dafür seien „ein angemessener Mix aus moderater Erhöhung des Renteneintrittsalters, des Beitragssatzes und Anpassung der Rentenhöhe“ erforderlich, heißt es in dem Papier.

Auch die betriebliche Altersvorsorge (bAV) müsse praxistauglicher werden, um mehr Arbeitnehmer zu erreichen. Positiv bewerten die Verbände den vom Bundeskabinett beschlossenen Referentenentwurf zum Betriebsrentenstärkungsgesetz, der unter anderem eine Öffnung des Sozialpartnermodells, Opt-out-Regelungen, eine bessere Portabilität bei Arbeitgeberwechsel sowie eine stärkere Förderung von Geringverdienern vorsieht. Dennoch bleibe die bAV „zu komplex“ und sei insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen weiterhin mit rechtlichen Unsicherheiten verbunden.

Handlungsbedarf sehen die Vermittler zudem bei der privaten Altersvorsorge. Die Riester-Rente müsse dringend reformiert werden – mit weniger Bürokratie, flexibleren Garantievorgaben und einer Ausweitung des förderfähigen Personenkreises. Diese Forderungen wiederholt die Vermittlerschaft bereits seit Jahren.

Sorge äußern die Verbände über die zunehmende Marktbedeutung sogenannter Finfluencer. Sobald diese Versicherungsprodukte empfehlen oder zum Abschluss anregen, betrieben sie faktisch Versicherungsvertrieb, argumentieren die Vermittler – und müssten daher denselben gesetzlichen Vorgaben unterliegen.

Darüber hinaus fordert die Branche spürbare Entlastungen bei Regulatorik und Verwaltung. Der wachsende Aufwand durch Datenschutzvorgaben, ESG-Berichtspflichten und Produkthaftungsregeln belaste vor allem kleinere Betriebe und gefährde die persönliche Beratung, heißt es. Notwendig sei „eine verhältnismäßige Regulierung, die auf Praxistauglichkeit setzt, statt auf Detailversessenheit“. Bestehende Regelwerke sollten zunächst auf ihre Wirksamkeit überprüft werden, bevor neue beschlossen würden, insbesondere mit Blick auf europäische Initiativen wie die EU-Kleinanlegerstrategie (RIS) und die Financial Data Access Regulation (FiDA).

Autor: VW-Redaktion

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