Branson: „Der Hype rund um nachhaltige Finanzprodukte ist vorbei. Aber der Hype war auch kontraproduktiv“

Mark Branson, Präsident Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Bildquelle: Bafin, Maurice Kohl

Zu Greenwashing, überschwänglichem Marketing – und dann zu erforderlichen Korrekturen habe der Hype um Nachhaltigkeit geführt, kritisierte Bafin-Chef Mark Branson im Rahmen der Sustainable Finance Konferenz am Freitag. Dennoch bleibe Nachhaltigkeit – oder ESG – ein zentrales Thema für die Finanzbranche. Branson warnt dabei vor zu viel Bürokratie.

Der Bafin-Chef mahnt, dass durch den Klimawandel auch die Risiken für die Finanzbranche steigen. Vor allem die physischen Risiken. „Wenn zum Beispiel häufigere Überflutungen dazu führen, dass mehr Häuser unbewohnbar werden, mehr Betriebe nicht produzieren können und mehr Straßen und Schienen unbrauchbar werden, dann wird sich das auch stärker in den Kreditportfolios der Banken oder in den Schadenssummen der Versicherer niederschlagen“, erklärt der Aufseher. „Vor allem Versicherer sehen einen klaren Einfluss von physischen Risiken auf die wesentlichen Risikoarten.“

Bafin-Daten würden derweil zeigen, dass „bei weitem nicht alle Unternehmen“ sich so intensiv mit den physischen Risiken auseinandersetzen, wie sie es sollten. Es gebe noch klares Verbesserungspotenzial im Risikomanagement. Zum Beispiel bei der Integration von vorhandenen Daten zu Naturgefahren.

„Ich möchte daher ganz klar betonen: Die beaufsichtigten Unternehmen müssen sich intensiv mit den physischen Risiken des Klimawandels befassen. Für mich steht fest: Je öfter wir alle mit den finanziellen Konsequenzen des Klimawandels umgehen müssen, desto stärker wird auch die Notwendigkeit zunehmen, präventiv zu denken“, erklärt Branson in seiner Rede. „Dann wird vielleicht auch deutlich, dass ein staatlich finanzierter Wiederaufbau, etwa in stark gefährdeten Gebieten, langfristig wenig Sinn hat.

Der Bafin-Chef glaubt, dass die europäische Nachhaltigkeitsregulierung effizienter und verständlicher gestaltet werden könnte. Vor allem die Offenlegungsverordnung. „Wir brauchen klare, verständliche Produktkategorien, die den Erwartungen von Anlegern mit einer Nachhaltigkeitspräferenz entsprechen. Was wir nicht brauchen, ist ein breitflächiger Verkauf von Finanzprodukten, die wie Placebos wirken. Klarheit und Verständlichkeit sind wichtig.“ Dazu können auch die beaufsichtigten Unternehmen beitragen. Sie können die Vorgaben der Offenlegungsverordnung so umsetzen, dass ihre Informationen möglichst konkret und gut verständlich sind.

„Auch beim Management klimabedingter Finanzrisiken müssen wir dafür sorgen, dass wir wichtige Ziele nicht durch zu viel Bürokratie gefährden. Wenn wir mittelständische Unternehmen mit immer mehr Berichtspflichten belasten, werden wir damit den Planeten nicht retten.“

Autor: VW-Redaktion