Digitaler Versicherungsvertrieb baut Marktanteile aus – Vermittlerverband BVK beschwichtigt

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Gut jeder fünfte Versicherungsvertrag wird inzwischen digital abgeschlossen – Tendenz steigend. Wie der Branchenverband GDV mitteilte, erfolgten 19,1 Prozent der Abschlüsse im vergangenen Jahr auf digitalem Wege, 2022 waren es 16,7 Prozent und im Jahr davor 15,3 Prozent. Während der GDV von einem deutlichen Wachstum spricht, kommt der Vermittlerverband BVK zu dem Schluss, dass der Internetvertrieb nur leicht gestiegen sei.

Es sei eine „beachtliche Entwicklung“, die der digitale Versicherungsvertrieb in Deutschland zeige, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Sie folge dem allgemeinen Trend der Digitalisierung des Alltags- und Konsumverhaltens, so Asmussen. 

Die Ergebnisse stammen aus einer Sonderabfrage des GDV unter seinen Mitgliedsunternehmen, die nach eigenen Angaben für etwa 80 Prozent der Beitragseinnahmen stehen. Dabei wurde nur das Privatkundengeschäft herangezogen. Als digitale Abschlüsse definierte der GDV solche, die ohne menschliche Unterstützung oder Beratung erfolgen – also beispielsweise über eine Website, ein Vergleichsportal oder über eine App.

Quelle: GDV

Dass Versicherungsabschlüsse überhaupt ohne Beratung stattfinden können, stößt beim Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) regelmäßig auf Kritik. Mit der Parole „Kein Vertrieb ohne Beratung!“ zieht BVK-Präsident Michael Heinz schon seit einigen Jahren durch die Lande.

In einer Mitteilung, die der BVK am Mittwoch nur wenige Stunden nach der GDV-Meldung versendete, betonte Heinz, dass der Vertriebsweg über Versicherungsvermittler dominant bleibe, trotz eines Trends zum digitalen Versicherungsabschluss. So würden rund 80 Prozent aller Versicherungen „durch die qualifizierte Beratung und Vermittlung von Versicherungskaufleuten abgeschlossen“, wie es beim BVK heißt. Zudem sei der Internetvertrieb „nur leicht“ gestiegen.

Doch trotz der zum BVK abweichenden Einschätzung der Onlinezuwächse ist der Versichererverband GDV darum bemüht, den Wert, den Versicherungsvermittler für die Branche haben, zu loben. „Persönliche Beratung und Unterstützung bleiben entscheidend“, heißt es aus Berlin. Diese habe mit einem Anteil von rund 80 Prozent an den Neuabschlüssen „nach wie vor einen hohen Stellenwert“.  Vor allem bei der Absicherung existentieller Risiken oder bei Vorsorgeprodukten wie Lebensversicherungen setzten Verbraucher auf Beratung, berichtet der GDV. In diesem Segment stagniert der Anteil digitaler Abschlüsse seit Jahren bei knapp drei Prozent. 

Der ohnehin schon starke Online-Vertrieb in der Kfz-Versicherung ist noch einmal etwas gestiegen

Ein etwas dynamischeres Bild zeigt sich in der Sach-/Unfall-Haftpflicht-Sparte – hier lag der Neugeschäfts-Anteil der digital abgeschlossenen Verträge 2023 bei 15,5 Prozent – was einem Zuwachs von 2,5 Prozentpunkten gegenüber 2022 entspricht. Beispiele für Versicherungen aus diesem Segment, die besonders häufig digital abgeschlossen werden, sind sogenannte eingebettete Versicherungen wie Geräteschutz-Versicherungen oder Garantieverlängerungen. „Solche Policen werden beim Online-Kauf von teuren Konsumgütern gern gleich mit gekauft“, kommentiert GDV-Hauptgeschäftsführer Asmussen. 

Auch bei Kfz-Versicherungen ist der Anteil digitaler Abschlüsse traditionell hoch: Etwa ein Viertel (24,4 Prozent) der Verträge werden in diesem Segment über das Internet abgeschlossen. Der Anteil ist schon seit Jahren auf diesem Niveau, gegenüber 2022 (23,9 Prozent) ist er leicht gestiegen. Dies ist für den Vermittlerverband BVK aber kein Problem: „Nur in der Kfz-Sparte mit ihrer jährlichen Kündigungsoption sowie bei kleinvolumigen Verträgen wie Auslandskranken- und Krankenzusatzversicherungen sind die Anteile digital abgeschlossener Verträge mit rund 25 bzw. 30 Prozent etwas höher“, heißt es aus Bonn.

Weil die Deutschen Krankenzusatzversicherungen gern im Netz abschließen, zeigt sich in der Kranken-Sparte ein geteiltes Bild: Während eine private Krankenvollversicherung selten ohne persönliche Beratung abgeschlossen wird, beträgt der Anteil der digital abgeschlossenen Verträge in der gesamten Sparte inzwischen 29,4 Prozent – ein Zuwachs von 2,8 Prozentpunkten im Vergleich zu 2022, wie der GDV meldet. Gemessen an dem Beitragsvolumen beträgt der Anteil der digitalen Abschlüsse aber nur gut zehn Prozent im Jahr 2023, da es sich bei Krankenzusatz- und Auslandskrankenpolicen eher um überschaubare Summen handelt.

Autor: Lorenz Klein

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