ESG-Verstöße gefährden Image

Quelle: Bild von Mohamed Hassan auf Pixabay

Den guten Ruf zu verlieren, kann für Unternehmen teuer werden oder gar ihre Existenz gefährden. Trotzdem scheinen einige Firmenlenker dieses Risiko zu verdrängen, wie eine Studie des Maklers Willis Towers Watson (WTW) nahelegt. Zugleich zeigt sich, dass das Vertrauen der befragten Führungskräfte in die eigenen Risikomanagementsysteme seit 2021 gesunken ist.

Nur 13 Prozent der 375 befragten Führungskräfte und Risikoverantwortliche aus 20 Ländern gaben an, dass ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Reputationsrisiken sehr gut ist. In der erstmaligen Befragung von 2021 waren davon noch 23 Prozent überzeugt. Diese negative Selbsteinschätzung der Manager ist aus Sicht von WTW fatal, denn besonders der finanzielle Schaden infolge eines ramponierten Rufs könne existenzbedrohend sein.

Immerhin erklärten 26 Prozent der Teilnehmer, dass sie Bedrohungen für das Firmenimage zu den Top-3-Risiken zählen – 2021 galt dies nur für 18 Prozent (siehe erste Grafik). Mehr als die Hälfte (55 Prozent) zählt diese zu den Top-5-Risiken (2021: 65 Prozent).

Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken sind drei der fünf wichtigsten Reputationsrisiken. Auf Platz zwei im Ranking steht Governance (33 Prozent), Platz vier nehmen „Environmental Issues“ (30 Prozent) ein und Platz fünf Social Issues (29 Prozent). Zu den restlichen fünf größten Reputationsrisiken (siehe zweite Grafik) zählen Fehler im Umgang mit Kunden (Platz eins, 35 Prozent) sowie die Bedrohung durch Attentäter (Platz drei, 31 Prozent). Letzteres Risiko hat im Vergleich zur letzten Umfrage um 11 Prozentpunkte zugenommen. Hingegen sehen nur 15 Prozent der Befragten ihren Ruf durch potenzielle Cyber-Attacken gefährdet.

Quelle: Willis Towers Watson

„Während einige Unternehmen Reputationsrisiken eine höhere Priorität einräumen, stufen andere diese als weniger relevant ein“, kommentiert Olga Losing-Malota, Head of Broking DACH bei WTW, die Ergebnisse der Befragung. Trotzdem zeige die wachsende Anzahl an Teilnehmern, die Imageschäden unter den Top-3-Risiken einordnen, dass Reputation aus Unternehmenssicht als eines der wesentlichen Risiken erachtet werde, so Losing-Malota.

„ESG rückt zunehmend nach oben auf der Unternehmensagenda“

Nicht zuletzt durch die steigende Relevanz von ESG-Pflichten würden sich Unternehmen zunehmend ihrer Reputationsrisiken und der potenziellen Kosten eines Image-Schadens bewusst sein. „ESG ist ein sehr breites Feld und rückt insgesamt zunehmend nach oben auf der Unternehmensagenda“, sagt Reiner Schwinger, Head of Central Europe bei WTW. So könnten Umweltverschmutzung, Diskriminierung oder Menschenrechtsverstöße einen schwerwiegenden Reputationsschaden nach sich ziehen – nicht nur in den Augen der Öffentlichkeit, sondern auch wichtiger Investoren oder Versicherer, gibt Schwinger zu bedenken. Unternehmen müssten sich dieser weitreichenden Folgen bewusst sein und sich ausreichend absichern, so der Appell des Maklerhauses.

Quelle: Willis Towers Watson

Dem steht gegenüber, dass das Vertrauen der Entscheider in die eigenen Risikomanagementsysteme laut WTW seit 2021 gesunken ist und es nach Ansicht der Fachleute „vielerorts an adäquaten Vorsorge- und Versicherungsmaßnahmen“ mangelt.

Eine weitere Entwicklung, die der Makler beobachtet, ist, dass Finanzabteilungen eine größere Rolle im Reputation Management einnehmen: Drei von fünf Befragten gaben an, dass ihr Financial Controlling jetzt im Krisenteam vertreten ist. Das entspricht einer Steigerung um fast 50 Prozent gegenüber 2021. Weiterhin verfügen 95 Prozent über ein spezielles Budget für Reputationsmaßnahmen.

Positiv zu bewerten sei zudem, dass die Organisationen trotz ihrer als unzureichend eingeschätzten Widerstandsfähigkeit gegenüber Reputationsrisiken versuchten, sich auf den Worst Case vorzubereiten: Mehr als 90 Prozent führen jährliche Übungen durch, um ihr Krisenmanagementteam zu testen und 95 Prozent verfügen über vorgefertigte Pressevorlagen für die meisten Krisenszenarien.

Führungsebene schiebt Reputationsrisiken vermehrt beiseite

Obwohl ein Imageschaden fatale Folgen haben könne, sei das Management von Reputationsrisiken bei lediglich 14 Prozent der Unternehmen in den KPIs auf Vorstandsebene verankert, 2021 traf dies noch auf 23 Prozent zu. Zusätzlich tauschen sich laut Umfrage nur 10 Prozent monatlich mit Stakeholdern über Reputationsfragen aus, verglichen mit 37 Prozent im Jahr 2021.

„Führungskräfte sollten mehr in Krisenmanagement und  -bewältigung involviert sein und sich besonders mit ihrem Makler und den Versicherern transparent zur Risikolage ihres Unternehmens austauschen“, empfiehlt WTW-Mann Schwinger. Nur so lasse sich eine ausreichende Absicherung im Schadenfall garantieren, so der Risiko-Fachmann.

Autor: VW-Redaktion

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