Allianz fordert großen Rentenwurf

Viele Regierungen haben Rentenreformen durchgeführt, um die umlagefinanzierten Systeme auszugleichen. Quelle: Free-Photos auf Pixabay

Die Lebenserwartung steigt. Allerdings scheinen viele Länder noch immer nicht ausreichend darauf vorbereitet zu sein. Laut einer aktuellen Analyse der Allianz sind die internationalen Rentensysteme kaum mehr als befriedigend.

So habe die Pandemie zwar in vielen Ländern zu einem Rückgang der Lebenserwartung geführt – in einigen wenigen konnte sogar ein (kleiner) Babyboom registriert werden. Allerdings sei dies nur eine kurzfristige Unterbrechung des unvermindert anhaltenden und sich beschleunigenden Trends der gesellschaftlichen Alterung. So steige der globale Altersquotient bis 2050 von heute 15,1 Prozent auf 26,3 Prozent. 2019 war ein Anstieg auf „nur“ 25,3 Prozent prognostiziert worden.

So hätten es nur wenige Länder – wie beispielsweise Frankreich oder China – geschafft, ihr Scoring durch Reformen deutlich zu verbessern. Frankreich verkörpert dabei nahezu exemplarisch das politische Dilemma solcher Reformen, da sie die übliche politische Ökonomie auf den Kopf stellen: Statt Wohltaten heute zu verteilen gegen Zumutungen später, erfordern sie Zumutungen heute, um spätere Einschnitte zu vermeiden. Die wenigen Rentensysteme, die heute gut dastehen – vor allem Dänemark, die Niederlande und Schweden, mit einer Gesamtnote deutlich unter drei.

„Deutschland braucht den großen Rentenwurf. Die sogenannte Aktienrente in ihrer jetzigen Form ist es leider nicht.“

Michaela Grimm, Mitautorin des Allianz Global Pension Reports 2023

Der Grund: viele Länder hätten die Weichen sehr früh auf Nachhaltigkeit gestellt, zu einer Zeit, als die demografische Bombe noch leise tickte. Sie können daher als Vorbild für viele Entwicklungsländer gelten, die ebenfalls noch über ein Zeitfenster zur Stabilisierung ihrer Rentensysteme verfügen. In vielen anderen Ländern dagegen wird es ohne schmerzhafte Reformen kaum gehen.

Mit einer Gesamtnote von 3,2 rangiert das deutsche Rentensystem im oberen Mittelfeld. Allerdings verdüstere sich der demografische Ausblick rapide: Laut Allianz wird der Altersquotient bis 2050 auf 53,6 Prozent steigen. Mit anderen Worten: für jeden Über-65-Jährigen stehen dann weniger als zwei Personen im Alter zwischen 15 und 64 zur Verfügung. Angesichts dieser Entwicklung ist Durchwursteln keine Option mehr.

Quelle: Allianz

„Deutschland braucht den großen Rentenwurf. Die sogenannte Aktienrente in ihrer jetzigen Form ist es leider nicht. Entweder bleibt es beim einmaligen Tropfen auf den heißen Stein oder die Verschuldung wird kräftig nach oben getrieben – angesichts der Zinswende ein mehr als fragwürdiges Unterfangen. Vielversprechender wäre es, konsequent die zweite (betriebliche) und dritte Säule (private Altersvorsorge) auszubauen. Die Konzepte liegen auf dem Tisch. Was wir uns auf keinen Fall leisten können: Noch eine verschenkte Legislaturperiode in Sachen Rentenreform“, kommentiert Michaela Grimm, Mitautorin des Allianz Global Pension Reports 2023.

„Insbesondere die Geburtenzahlen entwickeln sich schlechter als angenommen, trotz aller familienpolitischen Anstrengungen. Aber es hilft kein Lamentieren, sondern wir müssen den Tatsachen ins Auge schauen: Der Generationenvertrag ist brüchig geworden. Gerade die jüngeren Generationen Y und Z sind gefordert, (noch) stärker selbst fürs Alter vorzusorgen. Die unbequeme Wahrheit lautet: Sie werden länger arbeiten müssen sowie mehr und fokussierter sparen“, ergänzt die Expertin.

Autor: VW-Redaktion

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