Allianz nimmt Afrika stärker ins Visier

Blick auf den Tafelberg: "Der Versicherungsmarkt in Afrika steht kurz vor dem Durchbruch". Quelle: Bild von Martina auf Pixabay

China und Indien gelten derzeit als Zukunftsmärkte für die Versicherer. Kaum ein Global Player, der sich nicht in den beiden asiatischen Ländern engagiert – allen voran der deutsche Branchenprimus Allianz. Allerdings haben die Münchener noch einen ganz anderen Kontinent im Blick.

„Wenn ich es mit meinen langen Berufsjahren in Asien vergleiche, dann ist Afrika wie Asien vor 20 Jahren“, konstatierte Allianz-Vorstand Christopher Townsend jüngst gegenüber dem Handelsblatt. So will der Versicherer in den Schwellenländern Afrikas und Südostasiens künftig stärker in nachhaltige Projekte investieren. „Der Markt wird in zehn Jahren viel stärker von Nachhaltigkeit bestimmt sein als heute“, glaubt der Versicherungsmanager. Dies sei unter anderem ein Grund, warum der Konzern sein komplettes Produkt- und Dienstleistungsangebot verbessern wolle, um den neuen Anforderungen der Kunden zu entsprechen.

„Die Transaktion mit Sanlam verschafft uns eine Plattform, die zwei- bis dreimal so groß ist wie die unserer Konkurrenten.“

Christopher Townsend, Vorstand der Allianz SE

So hatte die Allianz beispielsweise schon im Frühjahr ein Joint Venture mit Sanlam ins Leben gerufen. Im Rahmen der Kooperation soll das Joint Venture künftig der größte panafrikanische Anbieter von Finanzdienstleistungen außerhalb des Bankensektors werden. Insgesamt 29 Länder – mit Ausnahme von Südafrika – haben die beiden Kooperationspartner damit im Blick. Ein wesentliches Kriterium: „Ein verlässlicher gesetzlicher Rahmen und Rechtsstaatlichkeit sind für Investoren äußerst wichtig, um Risiken in Schwellen- und Entwicklungsländern einzuschätzen und bewerten zu können“, betont Townsend. Dabei teile „Sanlam unsere Unternehmenswerte, unser Ziel, die Zukunft für unsere Kunden zu sichern, und unseren langfristigen, generationenübergreifenden Ansatz, in neuen Märkten zu wachsen.“

Zudem hat die Allianz in Ghana ein Pilotprojekt für parametrische Versicherungen ins Leben gerufen. Diese sollen „im Schadensfall rasch und unbürokratisch Versicherungssummen an die Bevölkerung auszahlen können. Dann genügen Trigger wie eine bestimmte Windstärke bei einem Sturm oder das Überschreiten bestimmter Niederschlagsmengen, damit Geld fließt“, berichtet die Wirtschaftszeitung weiter.

Jedenfalls scheint der afrikanische Versicherungsmarkt enormes Potenzial zu haben: So ging McKinsey bereits vor der Coronakrise davon aus, dass der Versicherungsmarkt in Afrika bis zum Jahr 2025 dreimal so schnell wächst wie in Europa, heißt es in einer Analyse des Online-Portals wirtschaftafrika.de. Die Krise hat diesem Trend einen Dämpfer verpasst. Dennoch glauben zumindest die McKinsey-Experten noch immer: „Der Versicherungsmarkt in Afrika steht kurz vor dem Durchbruch“.

Allerdings gebe es zwischen den einzelnen Ländern noch erhebliche Unterschiede. Die meisten Fortschritte weist demnach Südafrika auf, wo das Prämienvolumen allein 2018 bei rund 40 Mrd. Euro lag (Europa etwa 200 Mrd. Euro). Mit großem Abstand folgen Marokko mit 4,04 Mrd. Euro, Kenia mit 1,88 Mrd. Euro und Ägypten mit 1,39 Mrd. Euro, berichteten die Versicherungsforen Leipzig bereits vor zwei Jahren.

Zudem werde die Bedeutung Afrikas als wichtiger Energielieferant mit der Erschließung neu entdeckter Öl- und Gasfelder weiter zunehmen, konstatierte Südvers vor wenigen Wochen. So gebe es in Bezug auf Afrika viele Projekte, die noch in der Planung oder bereits weiter fortgeschritten sind. Investitionen in lokale Projekte, Start-ups und Unternehmen sind als gute Entwicklungshilfen anzusehen, denn sie schaffen Arbeitsplätze und tragen zum Aufbau von Wertschöpfungsketten bei.

Die Allianz dürfte die Entwicklung daher mit großem Interesse weiter verfolgen.

Autor: VW-Redaktion

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