Allianz-Studie: Deutsche glauben bei Inflationsverlusten an Rechenfehler

Die Aktuare der DAV sehen gravierende Auswirkungen der Inflation in Deutschland auf die Versicherungsbranche. Bildquelle: Oleg Gamulinskiy/Pixabay
Dauerhafte Inflation spielt bei immer mehr Plänen zur Altersvorsorge eine Rolle. Jeder Vierte mache sich inzwischen wegen einer möglichen, dauerhaft hohen Inflation Gedanken darüber, was diese für die eigene Altersvorsorge bedeutet, sagte Alf Neumann, Operationsvorstand der Allianz Lebensversicherungs-AG.
Jeder Zehnte erwarte auf lange Sicht sogar vier Prozent Inflation im Jahr, so die Ergebnisse des „Allianz Rentenkompasses“. Die von der Allianz vor zwei Jahren eingeführte digitale Rentenübersicht haben schon mehr als 525.000 Menschen genutzt.
Im Juli 2021 sei nur in vier Prozent der Berechnungen von der voreingestellten Inflationsrate von zwei Prozent nach oben abgewichen worden. Im Juli 2022 seien bereits 25 Prozent mit einer dauerhaft höheren Inflationsannahme durchgeführt worden. „Für die wenigsten Menschen sind die Auswirkungen von Inflation auf ihre Wunschrente greifbar“, so Neumann. Bei einer Inflationsrate von jährlich zwei Prozent halbiert sich die Kaufkraft binnen 33 Jahren. Dass bei vier Prozent Inflation im Jahr über diesen Zeitraum das Vierfache für den gleichen Wert gespart werden müsse, hielten viele für einen „Rechenfehler“, so Neumann.
„Frauen stagnieren“
Die Allianz hatte in ihrem kostenlosen und allgemein nutzbaren Tool zwei Prozent Preissteigerung voreingestellt, weil dies zum einen den Ansprüchen der Europäischen Zentralbank entspricht und zum anderen die Rate zwischen 2001 und 2021 durchschnittlich bei 1,6 Prozent lag. Dem Tool zufolge ist Inflation besonders in Thüringen und Baden-Württemberg ein Thema, während Nutzer aus Brandenburg oder dem Saarland seltener mit einer dauerhaft hohen Inflation rechnen.
Der Rentenkompass der Allianz berechnet eine inflationsbereinigte Netto-Rente aus allen erworbenen Rentenansprüchen. Anders als die für Ende 2023 geplante staatliche Rentenübersicht können in der Allianz-Berechnung auch Vermögenswerte und Immobilien berücksichtigt werden. Dem Kompass zufolge liegt die durchschnittliche Wunschrente bei Männern bei 2.788 Euro und bei Frauen bei 2.247 Euro. Während die Wunschrente bei Männern mit dem Alter steige, stagniere sie bei Frauen ab Anfang 30, so Laura Gersch, Finanzvorständin der Allianz Versicherungs-AG. Die geschlechtsbedingte Lücke in der Altersvorsorge betrage etwa 40 Prozent und resultiere auch aus den Unterschieden beim Netto-Einkommen. Im OECD-Vergleich sei Deutschland Schlusslicht in Sachen Gender Pension Gap.
Autor: Monika Lier