Versicherungsvermittler erschleicht sich mit zwei Verträgen 178.000 Euro Provision und bekommt Bewährung

Ein Versicherungsvermittler kassierte hohe Provsionen, obwohl die Verträge noch gar nicht liefen. (Bildquelle: 4711018/Pixabay).

„Sie haben ganz schön auf den Putz gehauen: Rolex, Reisen und große Barabhebungen“, hielt die Staatsanwaltschaft einem Mann vor, der in Villingen-Schwenningen als Außendienstmitarbeiter bei einem großen Versicherer arbeitete und Provisionsbetrug begang. Das Urteil fällt milde aus, weil das Gericht eine Mitschuld beim Assekuranzhaus sieht.

Der Angeklagte war geständig und schilderte seinen Betrugsfall der Landgericht Villingen ausführlich, wie der Schwarzwälder Bote berichtete. Im Oktober 2019 schloss der Kaufmann für Versicherungen und Finanzen mit einem seiner Geschäftskunden eine Lebensversicherung über 1,7 Mio. Euro ab. Im selben Monat kassierte er 45.000 Euro von seinem Arbeitsgeber als Provision, ohne das dieser überhaupt eine Prämienzahlung erhielt. Die Corona-Pandemie und der damit verbundene Prämienaufschub bis Februar 2021 dienten als Ausrede.

Der zweite Fall folgte im Juli 2020, wieder schloss er eine Lebensversicherung ab, diesmal über 5,4 Millionen Euro – mit einer monatlichen Rate von 12 .000 Euro. 133 000 Euro überwies der Versicherer dem Angeklagten erneut sofort. Als ein Jahr später noch immer keine Prämienzahlungen eingingen, erstattete der Gebietsleiter des Versicherers schließlich Anzeige.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der 37-Jährige bereits seine schwere Erkrankung vorgetäuscht. Der Schwarzwälder Bote zitiert ihn: „Ich musste mir etwas einfallen lassen, um bei der Arbeit aufzuhören. Und es durfte nicht offensichtlich sein. Ich bin bei bester Gesundheit.“ Von den insgesamt 178 000 Euro sei mittlerweile nichts mehr über, die Staatsanwältin wunderte das nicht. „Sie haben ganz schön auf den Putz gehauen: Rolex, Reisen und große Barabhebungen.“ Doch der Kaufmann antwortete darauf: „Ich habe davor ähnlich verdient – habe also nicht anders gelebt als sonst.“

Sein Verteidiger schob die Schuld auch teilweise an seinen Arbeitgeber ab, denn die Versicherungsverträge hätten „die Bosheit herausgefordert“, bei anderen würde die Provision erst gezahlt, wenn Verträge laufen. Auch der zuständige Richter sah das ähnlich, die vertragliche Konstruktion der Police sei „missbrauchsanfällig“. Deshalb verschonte er den Angeklagten mit einer Gefängnisstrafe und gab ihm zwei Jahre Bewährung.

VW-Redaktion

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