Mercer: Deutsches Rentensystem international nur Mittelmaß

Im Mercer-Vergleich von 43 Altersvorsorgesystemen weltweit belegt Deutschland in der Gesamtbewertung Rang 14. Quelle: Bild von Here and now, unfortunately, ends my journey on Pixabay auf Pixabay

Das deutsche Rentensystem ist im internationalen Vergleich durchaus stabil. Dennoch besteht einiger Nachholbedarf, wie ein aktueller Vergleich des Beratungsunternehmens Mercer von 43 Alterssicherungssystemen aufzeigen will. So belegt Deutschland weltweit in der Gesamtbewertung Rang 14 (67,9 Punkte). Spitzenreiter ist Island (84,2 Punkte) vor den Niederlanden (83,5 Punkte) und Dänemark (82,0 Punkte).

So habe die jüngste Analyse des Mercer CFA Institute Global Pension Index (MCGPI) gezeigt, dass das „Gender Pension Gap“ – das geschlechtsspezifische Rentengefälle – in allen untersuchten Rentensystemen vorhanden ist und dass es mit gezielten Maßnahmen möglich ist, die Rentenlücke zu schließen. Dabei gebe es unterschiedliche Gründe für die geschlechtsspezifischen Rentenunterschiede, wobei in allen Regionen erhebliche Unterschiede in der Höhe der Alterseinkünfte zwischen den Geschlechtern bestehen.

„Die Ursachen des geschlechtsspezifischen Rentengefälles sind vielfältig. In jedem Land und jeder Region gibt es beschäftigungsbezogene, rentenpolitische und soziokulturelle Probleme, die dazu beitragen, dass Frauen in Bezug auf ihr Alterseinkommen weitaus stärker benachteiligt sind als Männer.“

David Knox, Senior Partner bei Mercer und Autor der Studie

Zudem würden Mängel in der Rentengestaltung das Problem des „Gender Pension Gap“ noch verschärfen. Dazu gehöre laut Mercer, dass Rentenleistungen während des Elternurlaubs nicht immer angerechnet werden sowie das Fehlen von Rentengutschriften während der Betreuung von Kleinkindern oder älteren Personen in den meisten Rentensystemen. Zudem wirkt sich die fehlende Indexierung der Renten während des Ruhestands aufgrund der höheren Lebenserwartung stärker auf Frauen aus.

Quelle: Mercer

Deutschland liegt demnach in der Gesamtbewertung bei 67,9 Punkten (2020: 67,3 Punkte). Beim Sub-Index Angemessenheit erreicht Deutschland 79,3 Punkte und beim Faktor Integrität sehr gute 81,2 Punkte, beim Faktor Nachhaltigkeit allerdings nur 45,4 Punkte. „Der MCGPI zeigt, dass das Altersvorsorgesystem in Deutschland insgesamt positiv bewertet wird und unser Rentensystem in den Bereichen Angemessenheit und Integrität sehr stabil ist und wir uns in den letzten Jahren kontinuierlich verbessern konnten. Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit besteht Nachholbedarf, die Ausfinanzierung über ein Kapitaldeckungsverfahren würde dies erheblich verbessern. Außerdem sollte die betriebliche Altersversorgung weiter gestärkt werden, denn nur so kann gewährleistet werden, dass das System auch in Zukunft finanzierbar bleibt. Um die Rentenlücke zu verringern, müssen Frauen ebenfalls angemessen an der betrieblichen Altersversorgung beteiligt werden“, erklärt Norman Dreger, CEO bei Mercer Deutschland.

Weitere Empfehlungen, die sich aus den Studienergebnissen für Deutschland ergeben:

  • Eine höhere Mindestrente für einkommensschwache Rentner,
  • eine Ergänzung des umlagefinanzierten Systems durch kapitalgedeckte Modelle,
  • höhere Teilnahmequoten in der betrieblichen Altersversorgung.

„Die Pandemie hat die sozioökonomische Ungleichheit in vielen Teilen der Welt verschärft. Aus der Perspektive langfristiger Investitionen befinden wir uns in einem extrem schwierigen Umfeld mit historisch niedrigen Zinsen und in einigen Fällen negativen Renditen, die sich eindeutig auf die Erträge auswirken. Erschwerend kommt hinzu, dass es in Deutschland noch immer keinen sinnvollen regulatorischen und steuerlichen Rahmen gibt, um das umlagefinanzierte System durch ein kapitalgedecktes System zu ergänzen. Zusätzlich kommt die Verbreitung der betrieblichen Altersvorsorge durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz nur stockend voran. Das ist besonders bedauerlich, da diese die geschlechtsspezifische Rentenlücke zum Teil schließen könnte.“

Martin Hermann, Pension Expert, CFA Society Germany

Der Index basiert auf dem gewichteten Durchschnitt der Teilindizes für Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität. Die Systeme mit den höchsten Werten für jeden Teilindex waren Island für Angemessenheit (82,7), Island für Nachhaltigkeit (84,6) und Finnland für Integrität (93,1). Die Systeme mit den niedrigsten Werten bei den Teilindizes waren Indien für Angemessenheit (33,5), Italien für Nachhaltigkeit (21,3) und die Philippinen für Integrität (35,0). Im Vergleich zu 2020 haben sich China und Großbritannien am meisten verbessert, was auf eine umfassende Rentenreform zurückzuführen ist.

Autor: VW-Redaktion

2 Kommentare

  • Es gibt wohl kaum ein Thema, was so künstlich und ungerechtfertigt gehypt wird in der Rente, wie das angebliche „Gender Pension Gap“.
    Wieder werden wohl nur unbereinigte Werte verglichen, dabei fällt unter den Tisch, dass Rentenansprüche von Ehepartnern in einer Ehe immer beiden Partnern gleichmäßig zustehen (Versorgungsausgleich), also relativ irrelevant ist, was dazu individuell auf der Renteninfo steht. Sowohl bei Scheidung als auch bei Verwitweten wird das ausgeglichen und im täglichen Leben ohnehin.
    Es mutet auch echt merkwürdig an, wenn man beklagt, bei Frauen würde bei höherer Lebenserwartung die Rente nicht ausreichend indexiert – dass frau überhaupt pro gleicher Einzahlung wegen der Lebenserwartung etwa 20% mehr Rente über die Lebensdauer raus bekommt, sollte auch nicht unerwähnt bleiben. Rund 90% der Witwen/r-Renten gehen ebenfalls an Frauen…wenn, dann gibt es also eine deutlichen Bevorzugung der Frauen in der gesetzlichen Rente und seit den (die versicherungsmathematische Tatsachen verfälschenden) Unisex-Tarifen leider EU-gezwungen auch in den privaten Systemen!

    Also, es empfiehlt sich immer simpel für Frauen: Mehr einzahlen!

  • Dr.Ingo Ossendorff

    In den nächsten Jahren werden viele Arbeitnehmer wegen einfacherer auto-
    produktion und fortschreitender Automatisierung freigesetzt, was zur Ver-
    ringerung von Lohnarbeit führt. Gleichzeitig werden Energiekosten steigen,
    was den Standort Deutschland weniger attraktiv macht.Deutschland verfügt über keine nennenswerten Bodenschätze mehr(da es der Kohle entsagt) und steht jetzt nur noch
    auf dem“ know how“- Bein.Ob damit Staat zu machen ist, wird sich langfristig zeigen,denn Urheberrechte und Patente werden auch immer wieder international
    angegriffen(siehe Impfpatente RNA).
    Sollte Deutschland in die Hängematte Europas fallen, wie Italien, wird es kräftig
    knirschen.

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