Corona: Versicherer zwischen „Image-Gau“, unterschätzten Risiken und der Hoffnung auf bessere Prognosen

Viele Unternehmen schalteten wegen Corona in den Krisenmodus. Bild von Markus Distelrath auf Pixabay

Die Erst- und Rückversicherer müssen ihre Modelle und Szenarien für Pandemien überarbeiten. Diese Einschätzung vertrat Dr. Frieder Knüpling auf der „1. Digitalen Scor Rückversicherungskonferenz“. „Die Risikomanager müssen stärker auf komplexe und systemische Risiken und deren Zusammenwirken achten“, sagte der Chief Risk Officer der Scor Rückversicherung Deutschland, Niederlassung der Scor SE. Grundsätzlich sei die Prognosekraft bei der Modellierung von Pandemiemodellen besser geworden – zumindest für „Wochen oder Monate“.

Nach Einschätzung von Knüpling muss die Sterblichkeit in den Pandemiemodellen nach unten korrigiert werden. Dank staatlicher Eingriffe habe die Zahl der Corona-Toten auf weltweit bisher zehn Millionen begrenzt werden können. Auch bei den operationellen Risiken in Pandemiemodellen schlägt er eine Korrektur nach unten vor. Schließlich habe der Umstieg auf digitale Arbeitsweisen schneller und besser funktioniert als vor der Pandemie gedacht. Marktrisiken für die Entwicklung von Zinsen, Spreads und Währungskurse müssen seiner Meinung nach stärker berücksichtigt werden als bisher. „Die Wenigsten haben mit einem derartigen Verfall an den Märkten gerechnet“, so Knüpling.

Hinsichtlich der Ausfallrisiken für Kredit- und Kautionsversicherungen sowie Kapitalanlagen sieht er aufgrund der staatlichen Hilfsmaßnahmen und der Unwägbarkeiten über eine Welle bei den Insolvenzen einen großen Unsicherheitskorridor. Die Risiken „Betriebsunterbrechung und Veranstaltungsausfall“ seien unterschätzt worden, was teilweise auf unklare Wordings in den Verträgen zurückzuführen sei. Inzwischen seien diese weitgehend klargestellt.

Er wie auch andere Referenten betonten das wachsende Risiko aus Cyber-Angriffen. So sagte Dr. Wolfgang Breuer, Chef der Provinzial-Gruppe, dass für sein Haus „Cyber zum führenden Risiko, aber nicht zur führenden Sparte“ werde. Erst- und Rückversicherer müssten insbesondere Schäden aus Silent Cyber beachten. Das heißt, Schäden, die aus IT-Manipulationen in anderen Sparten Schäden verursachen. Als eine der Lehren aus der Pandemie sieht er die Überprüfung der Bedingungen: „Das müssen wir jetzt konkret anpacken.“ Ein „Image-Gau“ wie bei der Betriebsschließungsversicherung dürfe nicht nochmals passieren. Breuer hält Pandemien nicht für versicherbar, schlägt er aber vor, dass die Branche im Auftrag des Staates Schäden reguliert.

Autor: Monika Lier