Frank Grund: „Ohne Übergangsmaßnahmen wird es für den einen oder anderen Lebensversicherer schwierig“

Bafin-Exekutivdirektor Bernd Grund. Quelle: Bernd Roselieb / Bafin

Andere Länder, andere Aufsichtssitten. Der Bafin-Exekutivdirektor Frank Grund glaubt, dass die Solvency-II-Anforderungen den einen oder anderen Versicherer künftig straucheln lassen könnten. Dagegen ist die englische Aufsicht Bank of England (BOE) der Meinung, dass für ihre Schäfchen alles gut werden wird. Grund spricht ebenfalls über den Provisionsdeckel – und sieht „nach wie vor“ Handlungsbedarf.

Es muss zwischen der Erfüllung von Garantieverpflichtungen und der Einhaltung der Solvency-II- Kapitalanforderungen unterschieden werden, erklärt Grund gegenüber der Börsen-Zeitung. Bei den Garantieverpflichtungen mache  er sich „aufgrund unserer Prognoserechnungen“ derzeit „weniger Sorgen“. Anders sieht es bei den Kapitalanforderungen nach Solvency-II aus. Seine Behörde hat erstmals die Solvency-II-Zahlen über die nächsten 15 Jahre erhoben. „Ich glaube, dass es für den einen oder anderen Lebensversicherer schwierig wird, nach dem Auslaufen der Übergangsmaßnahmen 2032 die Kapitalanforderungen zu erfüllen“, erklärt Grund. Die Ursache ist der Niedrigzins. „Ob jeder in zehn Jahren noch eine Lizenz zum Neugeschäft haben wird“, könne er nicht sagen. Er könne sich „vorstellen“, dass der Trend zur Marktkonsolidierung „weiter anhält“. Dass die Zahl der Lebensversicherer unter intensivierter Aufsicht steigen wird, damit „rechnet“ er.

Wesentlich entspannter sind seine englischen Kollegen, die nach dem Brexit nicht mehr unter dem Dach der europäischen Aufsicht EIOPA zu finden sein werden. Die BOE sieht die britischen Versicherer finanziell gut gerüstet. Daher will sie bei den benötigten (vormals Solvency II) – Eigenmitteln keine Justierung vornehmen, auch wenn die anstehenden Solvency-Änderungen die Möglichkeit böte. Die Industrie hätte ihre Widerstandskraft in den letzten zwölf Monaten unter dem herrschenden Regime bewiesen.

„Wir schauen nicht nach einem An- oder Abstieg […], aber wir sind an Beweisen interessiert, die den benötigten Kapitalbedarf korrekt anzeigen“, zitiert Reuters die BOE-Executive Director Charlotte Gerken.

Der Deckel

Kein Interview mit Frank Grund, ohne die Frage nach einer Begrenzung der Provisionskosten in der Lebensversicherung. Der Bafin-Mann sieht „Gestaltungsspielraum“. Der Provisionsdeckel wurde in der Lebensversicherung „vorerst zurückgestellt“, aber Handlungsbedarf besteht aus seiner Sicht „nach wie vor“. Deshalb sei das Thema auch Gegenstand des Aufsichtsprogramms. „Wir schauen uns sehr genau an, wie Unternehmen mit ihren Vertriebskosten umgehen.“

Autor: VW-Redaktion

2 Kommentare

  • Dr. Andreas Billmeyer

    Irgendwie war klar, dass diese Ergebnisse der BaFin Szenariorechnung auf 15 Jahre nun wieder zum Maßstab gemacht wird, obwohl die Prämissen, unter denen hier gerechnet werden musste, mehr als fragwürdig waren und allen Teilnehmenden klar war, dass da keine sinnvollen Ergebnisse zu erwarten sind.
    So durfte hier nicht die Entwicklung der am Kapitalmarkt implizierten Forward-Zinsen angenommen werden, die nach wie vor leicht steigend wäre (und auch über Derivate oder Vorkäufe tatsächlich nutzbar ist), sondern es musste mit dem absoluten Zinstief von Ende September 2020 gerechnet werden. Zusätzlich stellt sich die BaFin dann auch noch auf den Standpunkt man könnte keine aktiven latenten Steuern in der Prognose ansetzen, ebenfalls nicht rechtlich gedeckt…

    Die aktuellen Vorschläge der EIOPA zum Solvency II Review sind tatsächlich mehr als kontraproduktiv für künftige Garantien sowie auch Renditechancen zu Gunsten der Kunden und sollten politisch unbedingt verhindert werden!

  • Mit wieviel Steuergeld wurden Banken gerettet? Wirecard war ja auch schon lange vor Scholz, also bei Schäuble suspekt. Danach hatte auch Merkel keine Probleme……3 Billionen Euro Rückstellungsdefizit bei den BEAMTEN/POLITIKER/RICHTERPENSION, aber sich damit zu beschäftigen ist keinesfalls, bei 55% Beamten im Bundestag, eilig. In Nachbarstaaten wie A, CH, NL bei deutlich höherer Altersabsicherung für die Mehrheit der Bürger, auch für das Inlandssozialprodukt interessant-Wirtschaftsförderung, wegen Unfinanzierbarkeit längst abgeschafft.

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