China führt Digitalwährung zu Testzwecken ein, Online-Versicherer Zhong An spielt mit

Eine Bankfiliale in einer Shoppingmall in Schanghai. Quelle: hy

Kurz vor diesjährigen Frühlingsfest am letzten Freitag hat China die Landeswährung Renmingbi (RMB) zu Testzwecken in digitaler Form in der Hauptstadt Peking eingeführt. Dabei wurde an 50.000 Personen jeweils eine Wallet namens „Digital-Rotumschlag“ mit 200 Yuan (umgerechnet 26 Euro) zugelost.

An der Verlosung kann sich jeder bei einigen Onlinehandelsplattformen anmelden. In China ist üblich, das Geldgeschenk in einen Rotumschlag zu verpacken. Die Ausgabe des Digitalgeldes wird zuerst auf Läden in der berühmten Einkaufsmeile Wangfujing eingeschränkt. Die Zentralbank hat zwar erklärt, dass man derzeit für eine flächendeckende Einführung der Digital-Yuan keinen Zeitplan hat.

Jedoch scheint die Einführung der Digitalwährung gut geplant zu sein. Bereits in 2014 haben die Notenbanker ein Team ins Leben gerufen, das sich den Themen wie fachlicher Architektur, Technologie, Einführungsbereichen und internationalem Kontext widmen soll. Ende 2017 hat die Zentralbank einige große Geschäftsbanken zusammengerufen, um gemeinsam die Fragen wie die Steuerbarkeit der Geldmenge M0, Kontrollierbarkeit unter der Voraussetzung der Wahrung der Anonymität von Besitzern der Digital-Yuan und Standards zu evaluieren. Danach wurden die Systeme für die Digitalwährung zügig entwickelt.

Bereit im Oktober 2020 haben die Behörden schon in der südchinesischen Boomstadt Shenzhen mit einem entsprechenden Testlauf begonnen. Auch dort haben die Stadtverwaltung und die Zentralbank über einen Rotumschlag eine Summe von jeweils 200 Yuan an 50.000 Personen zugelost.

Jedoch betrug der Testzeitraum nur sechs Tage. Das nicht ausgegebene Geld wurde wie vorab bekannt gegeben von der Zentralbank zurückgezogen. Als kassierende Stellen haben mehr als 3.300 Läden in der Stadt an dem Test teilgenommen.

Auch in der ostchinesischen Stadt Suzhou und Schanghai wurde der Test seit letztem Dezember gestartet. In Suzhou haben fast 100.000 Personen eine Wallet ebenfalls mit 200 Digital-Yuan ergattert. Es handelt sozusagen um einen „Geschlossenen Test“, beschränkt nur auf die Ausgaben in Kleinbeträgen.

In Schanghai ist seit Januar zuerst die Kantine eines Krankenhauses für den Test ausgewählt. Eine Besonderheit an diesem Test ist der Einsatz einer Offline-Digitalwallet, die in der Tat eine Chipkarte mit aufgeladenem Digital-Yuan ist. Die Angehörigen des Krankenhauses können damit Essen in der Kantine bezahlen.

Nach einer Zahlung wird Restgeld in einem Display auf der Chipkarte angezeigt. Vorteil dieser Offline-Wallet ist, dass man auch in einer Situation ohne Internetverbindung Zahlungen tätigen kann. Die Zentralbank will durch die Tests in verschiedenen Anwendungsszenarien Erkenntnisse von der praktischen Einsatzbarkeit der Digitalwährung gewinnen, so lautet das Vorhaben.

Der für Innovation ziemlich bekannte Online-Versicherer Zhong An in Schanghai hat anscheinend Chancen in der Digitalwährung gewittert. Zhong An kooperiert dafür mit der Bank of Construction und hat vor kurzem als erster Lebensversicherer den Abschluss einer Police mit Digital-Yuan mit einem Paukenschlag auf dem Markt eingeführt.

Beobachter sehen allerdings keinen klaren Vorteil, dass man gegen Zahlung mit Digitalgeld eine Police an den Mann bringt. Indes kündigt der Online-Versicherer an, zusammen mit der Bank weiter die Einsetzbarkeit von Digitalwährung zu forschen.

Autor: Heng Yan

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