Atradius: Zweiter Lockdown erhöht Insolvenzrisiko für deutsche Firmen

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Der aktuelle Lockdown hinterlässt derzeit tiefe Spuren in den Bilanzen der Unternehmen. Vor allem das Dienstleistungsgewerbe, die Textilwirtschaft und der stationäre Einzelhandel leidet derzeit besonders unter den coronabedingten Schließungen. So müssen sich die Firmen in diesen Bereichen auf deutlich mehr Zahlungsausfälle und Kundeninsolvenzen einstellen, prognostiziert der Kreditversicherer Atradius.

Demnach würden die massiveren Einschränkungen vor allem Unternehmen in den Bereichen öffentlicher Transport, Tourismus, Veranstaltungen und Gastronomie unter Druck setzen. Besonders schwer betroffen seien laut Atradius Hotels, Catering-Dienste, Restaurants, Cafés und Gaststätten, Event- und Messedienstleister sowie Reiseveranstalter und sonstige Tourismusdienstleister.

„Während die Einnahmen ausbleiben und oft nur unzureichend durch staatliche Hilfen kompensiert werden, laufen die Fixkosten wie Mieten, Löhne und Gehälter sowie andere vertragliche Verpflichtungen weiter. Wenn die staatlichen Hilfsgelder zurückgefahren werden und die Lockerung der Insolvenzantragspflicht endet, dürften die bereits erheblichen Unsicherheiten noch weiter zunehmen.“

Frank Liebold, Country Director Deutschland von Atradius

So stuft der Kreditversicherer seine Risikobewertung für diese Firmen wegen der anhaltend extrem schwierigen Geschäftsumstände bei Event-, Tourismus- und Gastronomie-Unternehmen auf insgesamt „sehr hoch“ ein. Außerdem zähle die Textilbranche ebenfalls zu den größeren Verlierern in der Pandemie.

Während des Lockdowns sind die stationären Geschäfte geschlossen. Hersteller und Händler bleiben auf hohen Lagerbeständen sitzen, was auch größere Akteure auf dem Markt vor existenzielle Probleme stellt und bereits zu mehreren Insolvenzen in diesem Bereich geführt haben. So rechnet Atradius mit Umsatzrückgängen zwischen 20 und 30 Prozent gerechnet werden, bei einigen Anbietern auch mit noch stärkeren Einbrüchen.

„Die Situation wird sich auch im laufenden Jahr nicht wesentlich entspannen, da die Branche bereits in den Vorjahren mit Umsatzverlusten zu kämpfen hatte, die der Online-Handel nur zu einem Bruchteil ausgleichen konnte.“

Frank Liebold, Country Director Deutschland von Atradius

Ein differenziertes Bild biete sich ebenfalls beim Blick auf die Lebensmittelbranche. Hersteller, deren Kunden größtenteils Restaurants, Hotels, Kantinen und Catering-Unternehmen sind, kämpfen seit dem ersten Lockdown mit erheblichen Umsatzrückgängen. Hier steigt das Insolvenzrisiko auch in den kommenden Monaten, prognostiziert der Kreditversicherer.

Relativ gering sei das Forderungsrisiko jedoch in der Bauwirtschaft, was zu einem erheblichen Teil an den Händlern von Baumaterialien liegt. Zahlreiche Unternehmen haben von den zunehmenden Heimwerkertätigkeiten von Privatpersonen während der Pandemie 2020 profitiert. Höhere Forderungsausrisiken bestehen hingegen weiterhin bei Geschäften mit Bauunternehmen.

Demgegenüber haben viele Unternehmen, die den Lebensmittelhandel beliefern, sogar Umsatzzuwächse erzielen können und stehen – trotz höherer Kosten für zusätzliche Hygienemaßnahmen – besser da als vorher. Auch einige Firmen, die im Bereich Verpackungsmaterialien tätig sind, haben von der Corona-Pandemie profitiert. Ihre zusätzlichen Umsätze resultieren größtenteils aus der starken Zunahme des Online- und To-go-Geschäfts sowie aus der erhöhten Nachfrage nach Hygieneverpackungen.

Autor: VW-Redaktion

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