Allianz-Chefvolkswirt Subran: „‚Wiederaufbau‘ nach der Coronakrise ist große Chance, die grüne Transformation der Wirtschaft zu beschleunigen“

Allianz-Chefökonom Ludovic Subran, Quelle: Allianz

Der ökologische Umbau der Wirtschaft gilt Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran als hehres Ziel, das noch in weiter Ferne liegt: „Ambitioniertere Aufbauprogramme bestehen bisher nur auf dem Papier oder hängen – wie der europäische Wiederaufbaufonds – im politischen Betrieb fest.“

Allerdings könnte eine neue Initiative der EU neuen Schwung bringen: „Bereits im nächsten Jahr will die EU einen Gesetzentwurf für ein CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM – Carbon Border Adjustment Mechanism) vorlegen; die Einführung soll in gut zwei Jahren erfolgen“, erläutert der Ökonom in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt.

Dabei seien die Folgen gleich „in zweifacher Hinsicht enorm. Zum einen für die Bepreisung der Emissionen im Inland. Bisher wird der Gefahr der Abwanderung emissionsreicher Produktion in ‚braune‘ Länder durch die Vergabe kostenloser Emissionsrechte begegnet. Tatsächlich hat mehr als ein Drittel der Zertifikate keinen Preis. Dies ist weder fürs Klima noch für den Finanzminister zielführend. Unter gleichen Wettbewerbsbedingungen ließen sich dagegen alle CO2-Emissionen bepreisen – ein Grund, warum viele Industrien nicht gerade begeistert über die Aussicht auf ein Grenzausgleichssystem sind.“

Zudem ändere „ein solcher Ausgleich die Dynamik der weltweiten Klimapolitik. Obwohl weitgehend Einigkeit darüber herrscht, dass ein globaler Preis für CO2 das ideale Instrument einer wirksamen Klimapolitik ist, blieb die Einführung beispielsweise einer globalen CO2-Steuer bisher reine Utopie. Mit einem CBAM fällt nun aber ein entscheidender Anreiz weg, striktere Umweltauflagen von Handelspartnern wie der EU zu unterlaufen: Der eigenen Industrie entstehen dadurch keine Wettbewerbsvorteile mehr.“

Fraglich bleibe jedoch, wie die Handelspartner auf den EU-Vorstoß reagieren würden. „Das eigentliche Ziel bleibt weiterhin eine globale CO2-Steuer. Mit dem Grenzausgleichssystem macht die EU – diesseits von Sonntagsreden und endlosen Verhandlungsrunden – die Probe aufs Exempel, ob die Welt dafür bereit ist. Für diesen Mut hat sie Respekt verdient“, betont Subran.

Autor: VW-Redaktion

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