Axa warnt vor Cyberattacken: „Viele Unternehmen haben Präventivmaßnahmen nicht in ihren Jahresbudgets berücksichtigt“

Sabine Träumer, Leitung Cyberversicherung im Industriekundengeschäft bei der Axa. Quelle: Axa

Höhere Schäden in der Cyberversicherung. Doch gerade die kleinen und mittleren Unternehmen haben Probleme mit ausreichenden Schutzmechanismen. Was sie tun können und wie die Versicherungsbranche helfen kann, erklärt Sabine Träumer, Leiterin Cyberversicherung im Industriekundengeschäft bei der Axa.

VWheute: Kleine und mittlere Unternehmen zeigen verstärktes Interesse an Cyberversicherungen, schreibt unter anderem der GDV. Ist das auch ihre Erfahrung?

Sabine Träumer: Ja, auch wir bemerken ein erhöhtes Interesse und damit einhergehend auch Wachstum im Cyberversicherungsgeschäft. Dabei greift jedoch die Regel: je größer das Unternehmen und dessen Umsatz ist, desto stärker ist auch das Interesse an der Cyberversicherung.

VWheute: Wie ist es um die IT-Sicherheit dieser Unternehmen bestellt, haben sie die nötigen Ressourcen und können die Versicherer beim Aufbau helfen?

Sabine Träumer: Grundsätzlich gibt es aus unserer Sicht hier Verbesserungsbedarf. Verbesserungen gehen aber natürlich auch mit Investitionen einher. Um sich zum Beispiel vor den Auswirkungen eines Hackerangriffs zu schützen, ist das Erstellen regelmäßiger Backups unverzichtbar. Viele Unternehmen haben solche Präventivmaßnahmen allerdings nicht in ihren Jahresbudgets berücksichtigt. Gleichzeitig stellen wir fest, dass auch personelle Ressourcen im IT-Bereich knapp bemessen werden. Aus diesem Grund unterstützen wir unsere Kunden seit neuestem auch mit der Installation eines „Security Operations Center“, kurz SOC. Das SOC übernimmt die aktive Überwachung und Analyse aller integrierten Systeme, erkennt IT-Schwachstellen, alarmiert bei Bedrohungen und berichtet unverzüglich an die IT-Verantwortlichen. Wir bieten außerdem Awareness-Portale für die Mitarbeitenden unserer Kunden, um im Unternehmen ein erhöhtes Bewusstsein für Cyberrisiken voranzutreiben. Wir Versicherer können somit durchaus beim Aufbau der notwendigen Ressourcen unterstützen, indem wir die „First Line of Defence“ ausrüsten.

VWheute: Nach einer Studie fiel 2020 die Anzahl der Cyberangriffe, dagegen stiegen die finanziellen Schäden durch solche Attacken „deutlich“. Was zeigen ihre Zahlen?

Sabine Träumer: Da das Jahr 2020 noch nicht vorbei ist, können wir noch nicht abschließend sagen, ob im Vergleich zum Vorjahr mehr oder weniger Angriffe erfolgreich waren. Was wir aber sagen können ist, dass tatsächlich die Anzahl von Vorfällen mit starken finanziellen Folgen zugenommen hat. Die Cyberversicherung ist heute also wichtiger denn je.

VWheute: Gemeinsam mit der Axa Schweiz bietet das Start-up Silenccio einen Schutz gegen die Bedrohung, Bloßstellung oder Belästigung im Netz. Ein Modell auch für Deutschland?

Sabine Träumer: Auch bei AXA in Deutschland bieten wir bereits zahlreiche Services in Sachen Cyberschutz für Privatkunden. So helfen wir zum Beispiel bei Diebstahl und Missbrauch von Personendaten, Konten und Kreditkarten oder bieten Unterstützung bei der Wiederherstellung von Daten, der Entfernung von Viren sowie vieles mehr rund um elektronische Geräte wie Computer oder Laptops.

VWheute: An was arbeiten Sie im Bereich Cyber aktuell?

Sabine Träumer: Für uns ist es wichtig, ein begleitender Partner für unseren Kunden zu sein und nicht nur im Schadenfall zu reagieren. Dafür verfolgen wir insbesondere für mittelständische Unternehmen einen vollkommen neuen Ansatz. Wir bieten deshalb mit dem bereits erwähnten SOC jedem Unternehmen die Möglichkeit, IT-seitig mit der aktuellen Lösung ausgestattet zu sein – und das zu einem bezahlbaren Preis. Mit dieser Lösung unterstützen wir die jeweilige IT-Organisation, vereinfachen damit die mittlerweile sehr komplexe Risikosituation und entlasten die Unternehmen bei ihrer IT-Governance, in dem ein Teil dieser Verantwortung durch das SOC abgedeckt wird.

VWheute Ihr Ausblick auf den Cybermarkt in Deutschland bitte?

Sabine Träumer: Nicht zuletzt durch die Corona-Krise ist die Digitalisierung in allen Bereichen noch einmal schneller vorangeschritten. In gleichem Maße wird aus unserer Sicht auch die Notwendigkeit steigen, finanzielle Folgen von Cyberattacken in allen Bereichen abzufedern. Vor diesem Hintergrund gehen wir von einem deutlich wachsenden Markt aus, der aber nicht zuletzt wegen steigender Gefahren aus dem Internet immer herausfordernder wird.

Die Fragen stellte Maximilian Volz