ILS-Round-Table Monte Carlo: Pandemie kaum modellierbar

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Anlässlich des alle Jahre erneut im diesmal virtuellen Monte Carlo stattfindenden ILS-Round-Table beschäftigten sich die Panelisten mit den Auswirkungeen von Covid 19 auf die Risikoverbriefungsmärkte und sonstigen alternativen Risikotransfer. Weniger Angebot und Risikoappetit stoßen auf erhöhte Nachfrage der Zedenten, die risikoaverser werden und ihre Selbstbehalte reduzieren möchten.

Der auch bei traditionellen Risikoträgern laufende Reload of Capital dient nur Teil dem Zweck mit zusätzlichen Kapital im härter werdenden Markt agieren zu können, zum anderen geht es um den Ersatz verbrauchten Eigenkapitals. Für einige Rückversicherer scheint 2020 nicht nur zu einem Earnings, sondern auch zu einem Kapitalproblem zu werden.

Collateral Trapping

Collateral Trapping bedeutet, dass bei nicht rasch einschätzbaren qua ILS transferierten Schäden zum Ende der häufig mehrjährigen Deckungsperiode das zugrundeliegende Kapital über längere Zeit blockiert bleibt und nicht für neue Transaktionen zur Verfügung steht. Mehrere Milliarden US-Dollar sollen derzeit brachliegen, insbesondere im Bereich Retro.

Die Instabilität auch der Bond Märkte, insbesondere für schlechter geratete Unternehmensanleihen, erfordert die volle Aufmerksamkeit der institutionellen Investoren. Diese sind „Heavily Distracted“, ihnen fehlt die Musse sich mit komplexen neuen ILS Konstrukten auseinanderzusetzen. Dies betrifft aber weniger den cat bond Markt mit seinen standardisierten Produkten.

Pandemie genügend eingepreist?

Corona, gepaart mit anderen 2020er Cat Events, bringt somit einiges an Ungewissheiten mit sich und wird sicherlich zu noch stärkeren als den ohnehin überfälligen Preisanpassungen führen. Adolfo Pena, Partner beim ILS Fondsmanager Nephila, forderte noch mehr Aufmerksamkeit, dass die gebotenen Preise wirklich risikoadäquat sind. Pandemie sei zwar auch vor 2020 ein bekanntes Problem gewesen, aber unklar sei, ob dies bislang genügend eingepreist war.

Was die künftige Deckung von Pandemie angeht beginnen die Märkte nun darüber nachzusinnen ob auch hier via ILS die ungleich grösseren (im Vergleich zur Assekuranz) Kapitalmärkte genutzt werden könnten. Dabei dürfte es jedoch eine ganze Reihe von  Hürden geben:

  • Gem. Pena kann die Fiktion der mangelnden Korrelation zwischen Versicherungs- und Kapitalmarkrisiken möglicherweise nun nicht mehr aufrechterhalten werden. Covid 19 vernichtete zumindest vorübergehend im März 2020 Milliarden an investiertem Kapital.
  • Gefahr von Trapped Tapital nach einem lange Zeit nicht zu evaluierenden Schadenereignis: Dies gilt erst recht bei einer Pandämie, die sich möglicherweise wie die 1919er Grippewelle über gleich drei Jahre abspielen wird. Auch der Einsatz von ILS im Bereich Long Tail Casualty erscheint nach wie vor nicht machbar, ILS Investoren verfügen über einen recht kurzen Zeithorizont.
  • Unmöglichkeit staatliche Reaktionen zu modellieren: Diese variieren von einem Land zum anderen und stellen zusätzlich zum aleatorischen Element der Pandemie auch noch ein vielleich noch größeres Element des politischen Risikos dar.
  • In Ermangelung von Modellen, die nicht nur die Eintrittswahrscheinlichkeit von Pandemie, sondern auch deren zu erwartende wirtschaftliche Schäden abdecken, dürfte eine ILS Lösung jedenfalls vorerst nur auf der Basis der parametrischer Deckung möglich sein. Erst später, wenn aufgrund gemachter Erfahrungen die finanziellen Folgen klarer berechenbar werden, könnte der Übergang auf Indemnity Basis versucht werden. Allerdings ergäbe sich hieraus für die Zedenten ein massives Basis Risk, d.h. die Wahrscheinlichkeit eines Auseinanderklaffens späterer tatsächlicher im Verhältnis zu den modellierten Schäden.

Adolfo Pena unterstrich die Gefahr, dass ILS Lösungen im Sinne der Innocent Capacity als Dump für Cyber verwendet werden könnte. Zedenten müssten willens sein für die auch Pandemien abdeckende Capital Protection einen adäquaten Preis zu zahlen. Dies sei Voraussetzung für ein adäquates Kapazitätsangebot. Blunck sieht Cyber als kommendes Peak Risk.

Was die ILS Marktinfrastruktur angeht ging es um zwei Aspekte:

  • bereits begebenene bonds und sonstige Risikoprodukte sollten in einem  robusten Sekundärmarkt handelbar sein, eine Frage höheren Volumens und einer größeren Zahl von Marktteilnehmern
  • Neue Jurisdictions wollen ILS Hubs werden, etwa Hong Kong, und UK. Dabei geht es insbesondere um die Errichtung von Zweckgeselslchaften (SPV, Special Purpose Vehicles). Neue Märkte müssten sich jedoch erst beweisen, insbesondere auch was die regulatorische Robustheit angeht.

Autor: Philipp Thomas