Frankfurter lassen sich die Reiseversicherung besonders viel kosten
Sommerzeit gleich Urlaubszeit – wenn da 2020 nicht gerade das Corona-Virus wäre. In früheren Jahren noch als Reiseweltmeister bekannt halten sich die Deutschen nun bei Buchungen deutlich zurück. Einen entsprechenden Reiseschutz lassen sich die Bundesbürger dennoch etwas kosten, wie eine aktuelle Umfrage ergeben hat.
Laut einer Analyse des Vertragsmanagers Volders bezahlen die Deutschen im Schnitt etwa 96 Euro pro Jahr, um alle Kosten von ihrem Versicherer erstattet zu bekommen, wenn die Reise nicht angetreten werden kann oder Gepäck verloren geht. Durchschnittlich 39 Euro geben sie dafür aus, um im Ausland medizinische Versorgung zu erhalten.
Mit 143 Euro pro Reiseversicherung lassen sich die Verbraucher aus Frankfurt am Main diese Art der Vorsorge am meisten kosten. Rund 20 Euro weniger (122 Euro) geben Chemnitzer dafür aus. In Wiesbaden übergeben die Ortsansässigen für ihren Reiseschutz 103 Euro an den Versicherer ihrer Wahl.
Am wenigsten zahlen laut der Analyse Bielefelder mit 52 Euro für die Reiserücktrittsversicherung. Sechs Euro mehr (58 Euro) lassen sich Aachener ihren Schutz kosten. 61 Euro geben Bürger der norddeutschen Stadt Kiel für diese Assekuranz aus.
„Eine gute Reiseversicherung ist in diesen Zeiten auf jeden Fall von Vorteil. Fast täglich kann sich die Lage für Reisende ändern. Heute ist der Besuch im innereuropäischen Ausland noch möglich, morgen stehen ganze Städte unter Quarantäne und Urlauber können letztendlich doch nicht verreisen. In Frankfurt am Main scheinen die Verbraucher auf besonders viel Absicherung dahingehend zu setzen, denn ein höherer Preis deutet auf mehr Leistungen hin. Allgemein gilt aber, sich gut zu informieren, bei welchem Versicherer das Preis-Leistungs-Verhältnis am stimmigsten ist.“
Mathias Rhode, Chief Marketing Officer von Volders
Anders sieht es hingegen bei der medizinischen Versorgung im Ausland aus: Mit 85 Euro lassen sich die Nordlichter den Zugang zu medizinischer Versorgung im Ausland am meisten kosten. Nürnberger und Wuppertaler folgen mit 67 bzw. 64 Euro jährlich für eine Person.
Die Bürger von Mönchengladbach hingegen entrichten mit 23 Euro im Schnitt die geringsten Beiträge für diese Art der Versicherung. Braunschweig befindet sich auf dem vorletzten Platz des Rankings mit 24 Euro. Danach folgen die Städte Wiesbaden, Karlsruhe sowie Essen, deren Bewohner zwei Euro mehr (je 26 Euro) in diese Assekuranz investieren.
Im Vergleich der Bundesländer zahlen Einwohner Sachsen-Anhalts am meisten für eine Reiserücktrittsversicherung: Sie lassen sich den Schutz 142 Euro jährlich und pro Person kosten. In Bremen entrichten Versicherte mit 78 Euro den geringsten Beitrag für die eventuelle Rückerstattung von Reisekosten.
In Mecklenburg-Vorpommern bringen Versicherte mit 63 Euro die höchsten Beiträge für die ärztliche Versorgung im Ausland auf. Bremer geben hingegen auch hier für die Auslandskrankenversicherung am wenigsten aus: Lediglich 29 Euro lassen sich die Einwohner der deutschen Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen die Assekuranz kosten.
Reisebranche droht der Kollaps
Dennoch steht die Reisebranche in diesen Tagen vor einem Abgrund: Viele Flugzeuge bleiben am Boden, zahlreiche Airlines – darunter die Lufthansa oder die Air France – überleben nur dank staatlicher Hilfen, während die Kreuzfahrtschiffe in den Häfen dümpeln. Laut Deutschem Reiseverband (DRV) verursachte die Pandemie bislang Umsatzeinbußen von 10,8 Mrd. Euro.
Dabei sind die Aussichten zum Ferienbeginn nicht besser. „Die Verlängerung der Reisewarnung für außereuropäische Länder bedeutet für Juli und August weitere neun Milliarden Euro Verlust“, wird Verbandspräsident Norbert Fiebig im Handelsblatt zitiert.
Zum Vergleich: Allein 2019 gaben die Deutschen rund 35,4 Mrd. Euro für organisierte Reisen – also für Pauschal- und Bausteinangebote der Reiseveranstalter – aus. Zusammen mit den Privatbuchungen von Einzelleistungen kam die Branche laut Bericht im vergangenen Jahr auf 70 Mrd. Euro.
Global gesehen verzeichnete die World Tourism Organisation (UNWTO) allein im März einen weltweiten Reise-Einbruch von 55 Prozent. Im April lag die Zahl unvorstellbare 97 Prozent unter Vorjahr. Seit Jahresbeginn seien damit global Umsätze von 195 Mrd, Dollar in der Touristik verloren gegangen. Für das Gesamtjahr rechnet die UNO-Unterorganisation mit bestenfalls 610 Millionen internationalen Touristen weltweit. Das entspricht einem Rückgang von 58 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Voraussetzung hierfür ist die schrittweise Öffnung der Grenzen und die Aufhebung der Reisebeschränkungen im Juli.
Virtuelle Meetings ersetzen keine persönlichen Treffen
Ein weiteres Ergebnis: Wegen Corona wurden seit März 69 Prozent der Geschäftsreisen durch virtuelle Meetings ersetzt. Das entspricht einem Anstieg um 39 Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2019. Obwohl Dienstreisen trotz des Lockdowns möglich waren, fanden seit Ausbruch der Pandemie lediglich 16 Prozent der Meetings mit externen Teilnehmern wie Kunden oder Dienstleistern statt, jeweils 16 Prozent wurden verschoben oder ganz abgesagt. Und jede dritte Konferenz wurde erstmals virtuell durchgeführt, so der Deutsche Reiseverband.
Dennoch wollen Geschäftsreisende künftig wieder mehr auf persönliche Treffen setzen. 85 Prozent der Befragten geben an, diese Art des Meetings zu bevorzugen. 43 Prozent von ihnen planen, in Zukunft deutlich weniger virtuelle Meetings durchzuführen. 42 Prozent möchten hingegen weiterhin einen Teil der Meetings virtuell abhalten. Viele Beschäftigte hätten laut DRV in den vergangenen Wochen gemerkt, dass Video- und Telefonkonferenzen durchaus Vorteile bieten.
„Ein persönliches Treffen schafft eine Vertrauensbasis, die sich virtuell nur schwer herstellen lässt. Wichtige Gespräche werden deshalb künftig sicherlich wieder häufiger persönlich stattfinden. Durch die Zusammenarbeit mit den Experten eines Geschäftsreisebüros lassen sich Corona-bedingte Sicherheitsrisiken vermeiden.“
Verena Funke, Country Director bei Egencia
79 Prozent nennen zum Beispiel niedrigere Kosten und 73 Prozent Zeitersparnis. 68 Prozent fällt aber auch ein schwerwiegendes Defizit auf – die Gefahr durch technische Probleme. Darüber hinaus gibt es weitere Aspekte, die eher für persönliche Meetings sprechen. Als Pluspunkte erwähnen 51 Prozent das persönliche Erfolgserlebnis für Mitarbeiter und 49 Prozent die bessere Beziehungspflege. Auch aus Vertriebssicht scheint der persönliche Kontakt vorteilhaft zu sein: So sagen 45 Prozent, dass sie bei persönlichen Treffen mehr Umsatz erzielen. Bei virtuellen Meetings trifft dies lediglich bei einem Drittel der Befragten zu.
19 Prozent der insgesamt 350 befragten Geschäftsreisenden gaben an, unterwegs produktiver arbeiten können als an ihrem festen Arbeitsplatz. Jeder Zweite erreicht trotz Reiseaufwand immerhin noch das gleiche Niveau. Allerdings finden nicht alle Befragten dafür auch die richtigen Bedingungen vor, um produktiv arbeiten zu können. Das gelte gerade für Flughäfen und Bahnhöfe. 31 Prozent sind mit dem dort angebotenen WLAN-Zugang unzufrieden. 33 Prozent wünschen sich mehr schallgeschützte Kabinen zum ungestörten Telefonieren und 35 Prozent mehr ruhige Arbeitsbereiche mit Tisch.
Autor: VW-Redaktion