Grüne Geldanlage: Vermittler voll öko

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Durch die EU-Regulierung müssen Finanzberater ihre Kunden im Beratungsgespräch bald nach ihren Vorstellungen zu nachhaltigen Investments befragen. Eine Einarbeitung in die neue Materie lohnt sich. Viele Interessenten suchen mittlerweile gezielt nach Beratern, die im Bereich der Nachhaltigen Geldanlagen qualifiziert sind. Ein Gastbeitrag aus dem digitalen Vertriebsmagazin DER VERMITTLER.

Seit vier Wochen hat sich das Weltbild komplett verändert. Im Zuge der Corona-Pandemie ist man eventuell dazu geneigt, die Dringlichkeit der Umsetzung eines nachhaltigen Finanzsystems in den Hintergrund zu stellen. Warum eigentlich? Eine Pandemie ist für unsere Generation ein neues jedoch gesamtgeschichtlich gesehen kein unwahrscheinliches Ereignis. Der Klimawandel und seine Folgen sind unstrittig sowie hinlänglich bekannt jedoch im Finanzwesen bisher weitgehend ignoriert.

Berater sollten das Thema Nachhaltigkeit nicht als Trend betrachten, sondern als das neue „Normal“. Bereits 2017 habe ich die Weiterbildung zur Ecoanlageberaterin absolviert und nehme regelmäßig an Schulungen teil, um dieses Fachwissen weiter zu vertiefen. Durch die Einführung der Taxonomie – das Herzstück des EU-Aktionsplans, wird ein gemeinsames Verständnis darüber geschaffen, welche Anlage als „grün“ zu beurteilen ist. Es herrschen grundsätzlich noch viele Unsicherheiten, sodass auch ich mich über verlässliche Quellen laufend informiere, wie zum Beispiel das Forum Nachhaltige Geldanlage FNG.

Vorurteile und Potenziale

Erfordert das ein neues Einarbeiten in die neue Materie der vielen Nachhaltigkeitsfonds? Absolut. Denn es herrschen nach wie vor die gängigen Vorurteile, dass nachhaltige Geldanlagen weniger Rendite erwirtschaften, dass sie ein zu kleines Anlageuniversum darstellen und dass dieser grüne Trend nur lukratives Marketing und Greenwashing ist. Mittlerweile bestehen schon zahlreiche Weiterbildungsangebote wie z.B. das Kompaktstudium der EBS zu Sustainable & Responsible Investments (SRI), der Fernlehrgang Ecoanlageberater des Trägers ECOreporter GmbH in Dortmund oder das Intensivseminar zum European Sustainable Investment Advisor – ESIA.

Alle Fondsgesellschaften bieten zusätzlich Webinare und Seminare zu bestehenden und neuen Produkten an.
Durch die intensive Weiterbildung wird sich der Blick auf unser heutiges Wirtschaftssystem verändern. Unweigerlich setzt man sich damit auseinander, wo Renditen herkommen, ob Wertschöpfung vielleicht eher eine Schadschöpfung aus Umwelt- und Ressourcensicht ist und wie ein solides sowie valides Finanzsystem aussehen muss. Wir alle kennen als Renditedreieck – dieses hat sich nun um den Punkt „Nachhaltigkeit“ zum Viereck gewandelt.

Weiterbildung der Berater

Die Nachfrage steigt stetig und ich bin positiv überrascht wie viele Interessenten mittlerweile gezielt nach Beratern suchen, die eine qualifizierte Beratung zu nachhaltigen Geldanlagen anbieten können. Der Grund warum nachhaltige Geldanlagen bisher ein Nischendasein gefristet haben liegt vor allem daran, dass Berater das Thema nicht in Beratungsgesprächen thematisieren mussten. Genau dies wird sich durch den EU-Aktionsplan verändern.

Neben C02-Benchmarks und Offenlegungspflichten für Asset Owner und Asset Manager, sollen Nachhaltigkeitspräferenzen institutioneller und privater Anleger durch eine verpflichtende Abfrage in der Anlageberatung eine Lenkung von Kapitalflüsse in nachhaltige Projekte begünstigen. Denn in Befragungen haben Interessierte angegeben, dass sie selten bis nie auf nachhaltige Alternativen angesprochen werden und demnach davon ausgehen, dass diese einfach nicht existieren.

Die Überarbeitung der Finanzmarktrichtlinien MiFID II und der Versicherungsvertriebsrichtlinie IDD sowie die steigende Nachfrage seitens der Anleger indes bergen ein immenses Potenzial für nachhaltige Geldanlagen.

Durch die Weiterbildung von Beratern erhoffe ich mir eine mehrdimensionale Sicht auf Wertschöpfungsketten, die Herkunft von Renditen und eine kritische Betrachtung auf unser heutiges Wachstum – ohne grüne Alternativen zu romantisieren. Die Tage im unbekannten Shutdown-Modus, der Kontaktsperre sowie ausverkaufte Supermarktregale zeigen uns, wie fragil unser globalisiertes Wirtschaftssystem sein kann. Wir stehen vor einer Jahrhundertaufgabe, die in einer großen Transformation unseres bisherigen Wirtschaftssystems besteht und wo ein „Green New Deal“ eine wichtige Rolle spielen wird.

Autor: Jennifer Brockerhoff, Inhaberin der gleichnamigen Finanzberatungsfirma Brockerhoff Finanzberatung in Düsseldorf

Mehr zum Thema lesen Sie in der neuen Mai-Ausgabe des digitalen Vertriebsmagazins DER VERMITTLER.

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