Fußballverbände fürchten hohen Schaden durch Coronavirus

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Die Unterbrechung des Spielbetriebes im deutschen Fußball kommt nicht nur die großen Klubs teuer zu stehen. Auch in den unterklassigen Ligen dürfte die Corona-Pandemie ein großes Loch in die Kasse reißen. So rechnen allein der Badische Fußballverband (BFV), der Württembergische (WFV) sowie der Südbadische Fußballverband (SBFV) mit einem hohen finanziellen Schaden. Auch die Bundesliga-Clubs rechnen mit einem dreistelligen Millionenschaden.

„Der Schaden hängt natürlich sehr davon ab, wie lange die Zwangspause dauert. Bis zum Ende der Saison gehen wir, einschließlich der Sportschule, von über eine Million Euro Schaden aus“, teilte der BFV der Deutschen Presseagentur (dpa) mit. Auch der WFV) sowie der Südbadische Fußballverband rechnen mit Einbußen, konnten aber noch keine Höhe nennen.

Deutlich teurer könnten die Auswirkungen für die Bundesliga-Clubs werden. Sollte wegen der Coronavirus-Krise die Spielzeit nicht beendet werden können, würde allein durch den Wegfall der Fernsehgelder für die letzten neun Spieltage ein Einnahmeausfall von rund 370 Mio. Euro anfallen, berichtete jüngst die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).

Ein weiterer ökonomischer Schaden würde außerdem durch entgangene Sponsorengelder und fehlende Eintrittsgelder entstehen. So müssten die Proficlubs im Falle einer kompletten Absage der laufenden Saison der Fußball-Bundesliga mit einem ökonomischen Schaden von bis zu 770 Mio. Euro rechnen. 

Inwieweit in diesem Fall eine Versicherung greift, ist bislang noch nicht hinreichend geklärt. „Von einigen Klubs weiß ich, dass sie versucht haben, sich gegen eine Pandemie zu versichern. Unser Versicherungsschutz deckt eine Pandemie nicht ab. Ich kenne auch keine Profiliga, in der das der Fall wäre“, betonte der DFL-Geschäftsführer Christian Seifert jüngst in einer Pressekonferenz.

So hätten die Klubs zwar 2018 eine sogenannte Spielausfallversicherung abgeschlossen, erklärte Seifert. Doch seien damit bei Spielausfällen lediglich die „Kosten der Heimmannschaft“ und „Aufwände der Gastmannschaft“ versichert. „Damit sind nicht Zuschauereinnahmen versichert, das haben damals auch die Klubs beschlossen“, ergänzt der DFL-Geschäftsführer.

„Wenn es Versicherungen bei den Klubs oder der DFL gibt, werden gerade alle Akteure sicher fieberhaft prüfen, ob die genau solche „Geisterspiele“ wegen einer Epidemie auch wirklich abdeckt. Insgesamt finde ich: Man kann in der aktuellen Situation gerade niemandem verdenken, weder im Sport noch in Wirtschaft Politik oder auch in den Medien, wenn die ein oder andere Frage nicht sofort abschließend geklärt werden kann. Denn gerade ist der Begriff „Neuland“ in ganz vielen Bereichen wirklich angebracht“, erläutert ARD-Rechtsexperte Frank Bräutigam.

Problematischer sehe es hingegen bei einem Viertligisten aus, der auf keine TV-Gelder zurückgreifen kann. Sollte im Falle von „Geisterspielen“ kein Versicherungsschutz bestehen, dürfte nach Ansicht des Rechtsexperten „niemand“ einstehen.

Viel schlimmer dürfte der Schaden im übrigen im US-Sport ausfallen. Laut einer aktuellen Einschätzung des Forbes-Magazins dürften die großen Ligen und Teams im Fußball, Basketball, Baseball und American Football mindestens fünf Mrd. US-Dollar (umgerechnet rund 4,7 Mrd. Euro) verlieren.

Welche finanziellen Folgen die Verschiebung der Fußball-Europameisterschaft und der Olympischen Spiele von Tokio auf das kommende Jahr bedeuten, ist bislang noch nicht absehbar. Die UEFA-Statuten enthalten jedenfalls in Artikel zehn die Verpflichtung aller nationaler Clubs auf eigene Kosten für sämtliche von ihnen ausgerichteten Spiele in ausreichendem Umfang Veranstalterhaftpflicht-Deckungen zu unterhalten, in der UEFA mit abgedeckt wird.

In welcher Höhe die Rückversicherer im Falle einer Schadenregulierung durch die Verschiebung der Olympischen Sommerspiele von Tokio beteiligt sind und in welcher Form sie sich durch Retrozessionen entlastet haben, war auf Anfrage von VWheute bislang nicht zu erfahren. Das Wallstreet Journal ziitiert Torsten Jeworrek mit der Bemerkung, die Munich Re sei Teil eines Konsortiums, welches die Spiele mit einer Summe im dreistelligen Millionenbereich versichert. Die Swiss Re bestätige Medienberichten zufolge, dass sie im Falle einer Absage der Olympischen Spiele von Tokio mit einer Summe von 250 Mio. Euro aufkommen müsste.

Die Hannover Rück teilte mit, dass entsprechende Schadensätzungen „aufgrund der fortschreitenden Entwicklung des Coronavirus spekulativ“ seien. „Basierend auf der aktuellen Analyse beläuft sich unser maximales Risiko für Contingency (Ausfallversicherung) auf einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Die Deckung von entsprechenden Schäden in Contingency-Policen ist unser Geschäft und unsere Kunden, die Erstversicherer, vertrauen im Schadenfall auf die Zahlung. Von daher nehmen wir bei Schadeneintritt keine Schadenminderungsmaßnahmen vor. Gleichwohl fließen neue Risikoerkenntnisse in die Preisfindung bei Neugeschäft und in die Überlegungen zum Risikoappetit mit ein“.

Autor: VW-Redaktion

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