DIA: Fundierte Finanzbildung ist bei Jugendlichen weiterhin Fehlanzeige

Von wegen verstaubt und träge: Traditionelle Versicherer müssen sich mit ihren digitalen Kompetenzen im Kundenkontakt nicht verstecken vor den Insurtechs. Quelle: Bild von Jan Vašek auf Pixabay

Wenn’s ums Geld geht, sind die Jugendlichen in Deutschland nicht gerade sonderlich fit. So ist die eigene Einschätzung der jungen Generation bei diesem Thema zum Teil sehr verzerrt, konstatiert das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) in einer aktuellen Analyse.

59 Prozent der Befragten meinten zum Beispiel, dass sie gut Bescheid wissen, wenn es ums Sparen geht. Die Kenntnisse zur Börse hingegen fielen weit weniger positiv aus: Ihr Wissen dazu stuften nur 26 Prozent als gut ein. Knapp 45 Prozent hingegen beurteilten sich in diesem Bereich als schlecht. Weibliche Befragte zeigten sich bei den meisten Themen selbstkritischer. Lediglich beim Thema Miete war kaum ein Unterschied zwischen den Geschlechtern zu erkennen.

Bemerkenswert sei zudem der Umstand, dass sich Personen ohne Schulabschluss hinsichtlich ihres Wissensstandes am besten bewerten. Gerade jene, die vor allem zusätzliche Bildungsangebote erreichen müssten, halten dies am wenigsten für erforderlich, betont das DIA.

Die Schattenseite solcher falscher Wahrnehmung zeige sich vielmehr in anderen Statistiken. Auswertungen zur Überschuldung lassen nämlich einen klaren Zusammenhang mit der Schulbildung erkennen. Das Überschuldungsrisiko ist für Menschen ohne Schulabschluss oder mit Hauptschulabschluss höher als für Personen mit Fachhochschulreife oder Abitur, betonen die Experten.

Immerhin: Die Privatinsolvenzen in Deutschland sind weiterhin rückläufig. Im 1. Halbjahr 2019 mussten 42.235 Verbraucher eine Insolvenz anmelden – so wenig wie seit 2004 nicht mehr. Die Zahl der Privatpleiten verringerte sich damit um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (1. Halbjahr 2018: 42.846). Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse der Wirtschaftsauskunftei CRIF Bürgel.

Quelle: „obs/CRIF Bürgel GmbH“

Ein Trend bei den Privatinsolvenzen setzt sich auch im 1. Halbjahr 2019 fort: Der Norden bleibt die Insolvenzhochburg in Deutschland. Am meisten Privatpleiten gab es in den ersten sechs Monaten in Bremen. Auf 100.000 Bürger gerechnet waren 83 zahlungsunfähig. Es folgt ein Nord-Süd-Gefälle: Die weiteren Insolvenzspitzenreiter sind Schleswig-Holstein und Niedersachsen mit je 74 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner und Hamburg (69). Der Bundesdurchschnitt liegt im 1. Halbjahr 2019 bei 51 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner. 

Zu den Gründen gehören laut CRIF Bürgel vor allem Arbeitslosigkeit und reduzierte Arbeit, Einkommensarmut, gescheiterte Selbstständigkeit, unwirtschaftliche Haushaltsführung, Veränderungen in der familiären Situation wie Scheidung beziehungsweise Trennung und Krankheit. Der überwiegende Teil der Privatpersonen in einer Insolvenz hat vor allem Schulden bei Kreditinstituten, Versandhändlern, Versicherungen, Behörden, Vermietern, Energieversorgern und Telefongesellschaften.

Bunte Vielfalt bei den Informationsquellen

Auch bei den entsprechenden Informationsquellen herrscht laut DIA-Studie eine entsprechende Vielfalt. Während Eltern für Befragte ohne Schulabschluss überhaupt nicht zu den Informationsquellen für Finanzthemen zählen sowie Internet und Fernsehen auch nur von einem vergleichsweise kleinen Teil der Befragten genannt werden, nehmen professionelle Informationsstellen und Apps mit jeweils 32 Prozent einen vergleichsweise großen Anteil in dieser Gruppe ein.

Schüler hingegen greifen überdurchschnittlich häufig auf Eltern bzw. Familie (45 Prozent), Freunde (44 Prozent), Zeitungen, Zeitschriften und Bücher (38 Prozent) sowie Apps (45 Prozent) als bevorzugte Informationsquellen zurück. Hingegen nutzen 56 Prozent der Befragten mit Abitur bzw. Fachhochschulreife Internetquellen sowie nennen mit 34 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich viele Zeitungen, Zeitschriften und Bücher.

Beim letzten PISA-Test verzichtete Deutschland sogar darauf, Fragen nach der finanziellen Allgemeinbildung zu stellen. Dabei ist es gerade um das Finanzwissen deutscher Schüler weiterhin schlecht bestellt, wie auch eine Studie der Comdirect wieder bestätigt hat. Demnach gibt sich Deutschlands Jugend durchschnittlich die Schulnote 3,3 für ihre finanzielle Bildung. Auch bei der eigenen Altersvorsorge scheint es um das Allgemeinwissen der Schüler nicht unbedingt besser bestellt zu sein: Laut Jugendstudie 2019 des Rentenwerks Metallrente kennt sich nur weniger als ein Drittel der Befragten in diesem Bereich aus.

Autor: VW-Redaktion

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