R+V: Die Deutschen sind so gelassen wie seit 25 Jahren nicht mehr

Brigitte Römstedt. Quelle: brs

Das Info.Center der R+V Versicherung hat jetzt bereits zum 28. Mal ihre Befragungsergebnisse zu den Ängsten der Deutschen vorgelegt. Über alle in persönlichen Interviews mit 2.446 Personen im Alter ab14 Jahren abgefragten Themen hinweg sank der Gesamtdurchschnitt aller Ängste auf 39 Prozent. Die war der beste Wert seit 1994 und der zweitbeste Wert seit Beginn der Langzeitstudie im Jahr 1992, wie die Leiterin des Infocenters Brigitte Römstedt gestern vor der Presse in Berlin ausführte.

Unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise war im Jahr 2016 ein Spitzenwert von 52 Prozent ermittelt worden. Gut jeder zweite Deutsche hat aber immer noch große oder sehr große Angst, dass der Staat durch Flüchtlinge überfordert werden könnte (56 Prozent), sich durch den Zuzug von Ausländern Spannungen ergeben könnten (55 Prozent) und vor den negativen Einflüssen von US-Präsident Donald Trump auf die Sicherheits-, Außen- und Handelspolitik (55 Prozent).

Die größten Ängste der Deutschen 2019. Quelle: R+V

Für Professor Manfred G. Schmidt von der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg zeigt sich in diesen Ergebnissen eine hohe Realitätsnähe der Menschen. Im Vergleich zum Vorjahr waren allerdings alle drei Spitzenwerte rückläufig. So sorgten sich 14 Prozent weniger über die Politik von US-Präsident Trump. Die Menschen scheinen sich an die Politik Trumps gewöhnt zu haben, sagte Professor Schmidt, der die Langzeitstudie schon seit Jahren wissenschaftlich begleitet.

Manfred G. Schmidt (Quelle: brs)

Insgesamt waren 390 Interviewer im Einsatz um 1.645 Personen in den alten Bundesländern und 801 in den neuen Bundesländern zu befragen. Zu jedem Thema sollte man eine Zahl zwischen 1 (gar keine Angst) bis 7 (sehr große Angst) angeben. Die Werte fünf, sechs und sieben wurden als große Ängste zusammengefasst. Die Befragungsergebnisse nach Ost- und Westdeutschland zeigen immer noch erhebliche Unterschiede. Durchweg sind die Ängste in den neuen Ländern ausgeprägter. Dies zeigt sich etwa beim Thema Überforderung des Staates durch Flüchtlinge (Ost 64 Prozent, West 54 Prozent).

Die Angst zum Pflegefall zu werden haben noch 45 Prozent der Befragten

Unter den größten Ängsten nahm die Sorge zum Pflegefall zu werden jetzt den siebten Platz ein. Der Wert von 45 Prozent liegt allerdings um sieben Prozentpunkte niedriger. Neu in den Fragekatalog aufgenommen wurde die Frage, ob Wohnen in Deutschland unbezahlbar werden könnte. Das aktuell heftig diskutierte Thema drückt sich ebenfalls in einem hohen Wert von 45 Prozent aus (Rang sechs).

Über einen möglicherweise sinkenden Lebensstandard im Alter sorgen sich noch 34 Prozent (Rang 16). Dies waren fünf Prozentpunkte weniger als 2018. Und auch das derzeit viel diskutierte Thema Klimawandel scheint die Menschen nicht sonderlich zu berühren. Hier ging der Angstfaktor um sieben Prozentpunkte auf noch 41 Prozent zurück.

Weitere Informationen: Die Ängste der Deutschen in den einzelnen Bundesländern.

Autor: Manfred Brüss