Verbraucherschützer klagen: Bausparkassen drängen Kunden zu überhöhten Vorfinanzierungsdarlehen

Eigenheim im Winter, Quelle: Bild von Thanks for your Like • donations welcome auf Pixabay

Die Verbraucherzentrale Hamburg warnt Verbraucher. Diese sollten beim Abschluss eines Bausparvertrags kein höheres Vorfinanzierungsdarlehen aufnehmen, als sie für den Kauf oder Bau einer Immobilie benötigen. Die Bausparkassen würden aber genau das oft empfehlen.

Mit einem überhöhten Vorausdarlehen steigt auch die zu zahlende Zinslast, und es erhöhen sich die Abschlusskosten. Zudem müssen Darlehensnehmer im Falle eines vorzeitigen Verkaufs der Immobilie eine hohe Vorfälligkeitsentschädigung zahlen. Die Verbraucherzentrale Hamburg berät aktuell „auffällig oft“ Verbraucher mit zu hohen Vorfinanzierungsdarlehen.

Die Verbraucher berichten in der Beratung, dass ihnen von Seiten der Bausparkassen zu weitaus höheren Vorfinanzierungsdarlehen geraten worden sei, als es für den Bau oder Kauf einer Immobilie nötig gewesen wäre, berichten die Verbraucherschützer. Der überschießende Betrag wird in Form einer Einmalzahlung in einen Bausparvertrag übertragen, sodass entweder keine oder nur niedrige Sparraten anfallen oder der Bausparvertrag schneller zuteilungsreif wird. Das Problem für die Betroffenen: Für die höhere Summe des Vorfinanzierungsdarlehens fallen auch höhere Zinsen an, während das Bausparguthaben in der Regel nur mit 0,1 Prozent verzinst wird. Der Kauf oder der Bau einer Immobilie „verteuere sich so spürbar“.

Vorwurf und Antwort

„Die Bausparkassen locken mit niedrigen Sparraten und der Aussicht, das eigentliche Bauspardarlehen früher ausgezahlt zu bekommen. Doch die Rechnung geht für Verbraucher meistens nicht auf“, kritisiert Alexander Krolzik von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Von den höheren Zinsbeträgen des Vorausdarlehens profitieren allein die Unternehmen.“

Der Verband der Bausparkassen sieht das anders, wie er auf Nachfrage bestätigt. „Der Vorwurf, dass ,zumindest in Hamburg‘ Kunden zu überhöhten Vorfinanzierungsdarlehen gedrängt würden, ist für uns nicht nachvollziehbar. Wir werden uns aber um konkretere Informationen bemühen.“

Dass die Darlehenshöhe zum Kaufpreis einer Immobilie passen muss, darin „sind wir uns mit der Verbraucherzentrale einig“. Richtig sei aber auch, dass Vorfinanzierungsdarlehen üblicherweise mit dem Abschluss eines länger laufenden Bausparvertrages einhergehen und nicht, wie es in der Pressemitteilung der Verbraucherzentrale heißt, „meist für die Dauer von ein bis zwei Jahren“ abgeschlossen werden.  Vorfinanzierungsdarlehen hätten in den letzten Jahren im Übrigen von der Stiftung Warentest immer wieder „gute Noten bekommen“.