Zurich würde sich die Baloise anschauen, wenn sie „verfügbar“ wird

Zurich-Chef Mario Greco, Bildquelle: Zurich

Ganz kalt lassen die aktuellen Spekulationen um die Baloise den Zurich-Chef Mario Greco offenbar nicht. Im Interview mit der Zeitung Finanz und Wirtschaft lässt der Manager durchblicken, dass eine Übernahme durchaus infrage käme, falls der Versicherer auf den Markt kommt. Weit aus dem Fenster lehnt sich Greco aber nicht.

„Die Versicherung hat eine starke Marktstellung in der Schweiz, allerdings bleibt das Unternehmen bei Wachstum und Rentabilität weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Die Profitabilität liegt 50 Prozent unter dem Branchendurchschnitt. Es gibt also viel Potenzial für Verbesserungen“, kommentierte Cevian-Co-Gründer Lars Förberg zuletzt den Zustand im NZZ-Gespräch. „Baloise braucht eine neue Strategie und muss sich auch operativ verbessern. Ihr Kernmarkt ist die Schweiz, wo sie erfolgreich ist. In Deutschland hingegen ist Baloise nicht erfolgreich und wird es wohl auch nie sein. Deshalb sollte sie sich von da zurückziehen.“ Der deutsche Markt trägt etwa 15 Prozent zum Konzern-Umsatz bei.

Nachdem im April 2024 die Baloise-Aktionäre überraschend die Stimmrechtsbeschränkung kippten und der schwedische Investor Cevian seine Anteile am Schweizer Versicherer erhöhte, wurde im Herbst rasch der Forderungskatalog an die Wünsche der Anteilseigner angepasst. Eine Refokussierungsstrategie und ein Aktienrückkaufprogramm wurden lanciert, die Ausschüttungsquote angehoben. Stellen sollen wegfallen, aber am Deutschlandgeschäft hält Konzern-CEO Michael Müller vorerst fest, solange sich die Vorgaben noch nicht verändert haben. Er nimmt sich vor, weiterhin „Portfolios zu akquirieren, zu sanieren oder sich davon zu trennen“.

Im Zusammenhang mit den Umwälzungen bei der Baloise wurde auch darüber spekuliert, dass mehrere europäische Versicherungskonzerne wie Axa oder Allianz Interesse an einer Übernahme haben könnten.

Auch die Zurich würde bei konkreten Verkaufsplänen ihren Hut wohl in den Ring werfen, wie Greco aktuell erklärt. „Wird Baloise verfügbar, schauen wir sie an“, sagt der Vorstandsvorsitzende bei Finanz und Wirtschaft. Dem Manager sei allerdings nicht bekannt, dass das Unternehmen zum Verkauf stehe. „Ich kann nicht an etwas interessiert sein, das nicht verfügbar ist.“

Bei der Zurich betrachte man Fusionen und Übernahmen nicht als Lösung, sondern als Chance. „Wir brauchen keine M&A, um unsere Ziele zu erreichen“, sagt Greco. „Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, ziehen wir sie in Betracht, und wenn sie gut und machbar ist, dann ergreifen wir sie. Aber Fusionen und Übernahmen sind für uns nur eine Möglichkeit, kein Ziel.“

Eine Übernahme wäre für die Zurich gut zu stemmen. 2024 fuhr der Versicherer einen kräftigen Gewinn ein. Sowohl das Schaden-/Unfallgeschäft als auch die Lebensversicherung zogen an. US-Tochter Farmers blieb auf Vorjahresniveau. Der Betriebsgewinn wird auf 7,8 Milliarden Dollar beziffert (+fünf Prozent), der Reingewinn nach Steuern auf 5,8 Mrd. Dollar (+34 Prozent). Weil die Geschäfte so gut laufen, wird eine Dividende von 28 Schweizer Franken je Aktie – eine Erhöhung um acht Prozent – vorgeschlagen. In den letzten acht Jahren hat Zurich damit über 28 Milliarden Schweizer Franken in Form von Bardividenden und Aktienrückkäufen an die Aktionäre ausgeschüttet.

„Wir haben eine großzügige Dividendenpolitik, und daran halten wir fest“, sagt Greco.  „Wir hätten es uns leisten können (die Dividendenzahlung noch höher ausfallen zu lassen, Anm. der Redaktion), aber wir wollen das Geschäft in den nächsten drei Jahren ausbauen“.

Autor: VW-Redaktion