Kfz-Bedingungen im Check: Qualität der Tarife wird besser, Axa kommt sehr schlecht weg
Franke und Bornberg hat 367 Kfz-Tarife von 79 Gesellschaften nach 73 Kriterien untersucht. Knapp 24 Prozent schneiden von der Qualität gerade mal ausreichend oder noch schlechter ab. „Da ist selbst ein niedriger Preis oft zu teuer“, urteilt das Analysehaus. 86 Tarife erhalten die Topnote FFF+ (hervorragend). Diese Policen stammen u.a. von den großen Kfz-Versicherern Huk-Coburg und Allianz. Bei der Tochter Allianz Direct wurde jedoch ein Tarif mit nur „ausreichend“ bewertet. Ähnlich niedrige Punkte gab es für eine Police bei der Provinzial, bei R+V, Neodigital, Huk24, Debeka oder die Bayerische. Ganze 32 hat davon alleine die Axa. Auf Anfrage erklärt der Versicherer wie das zustande kommt.
Franke und Bornberg untersucht die Qualität von Kfz-Tarifen seit 2016. Ausgangspunkt ist die Kombination von Haftpflicht, Voll- und Teilkasko sowie Zusatzbausteinen. In letzter Zeit beobachten die Analysten vor allem Fortschritte im Bereich Elektromobilität. Dazu zählen neue Features wie die Kostenübernahme für Lagerung in einem Wassercontainer, Zustandsdiagnostik des Akkus, Ein- und Ausbaukosten des Akkus und Kurzschlussschäden, aber auch bessere Leistungen bei Schäden durch Tierbiss.
Bei Teilkasko-Tarifen ist lückenhafter Versicherungsschutz bei Unfällen mit Tieren oft der entscheidende Grund für schwache Resultate. Im Bereich Elektrofahrzeuge gibt es häufig Punktabzüge, wenn Leistungen bei Kurzschluss an der Verkabelung, Zustandsdiagnostik des Akkus oder Lagerung im Wassercontainer fehlen. Vollkasko-Tarife werden schlechter benotet, wenn sie Brems-, Betriebs- oder Bruchschäden, Schäden beim Transport auf einer Fähre oder Parkschäden nicht oder nicht ausreichend abdecken. Beim Haftpflichtschutz scheitern manche Tarife am Mindeststandard beim Kriterium „Führen fremder Fahrzeuge“ (Stichwort Mallorca-Police).
Die Note „mangelhaft“ erhielt der Tarif „Kfz Basis“ von der Helvetia. „Ausreichend“ bewertete Tarife gab es 84. Davon stammen ganze 32 von der Axa Versicherung, hier der Überblick. Im Übrigen haben kürzlich die Vema-Makler die Axa ebenfalls abgestraft, der Versicherer fiel von Platz drei auf zehn in einer Umfrage des Maklerverbunds bei den „Kfz-Einzelrisiken“.
Axa selbst verweist auf eine mathematische Verzerrung. Franke und Bornberg hat jede einzelne Bausteinkombination einzeln bewertet, sodass man auf von den 367 Tarifen allein 76 auf die Axa entfielen. So erklärt der Versicherer: „Diese 76 Treffer sind aber im eigentlichen Sinne keine unterschiedlichen Tarife, sondern verschiedene Bausteinkombinationen innerhalb von drei Tariflinien. Die hier als ‚ausreichend‘ bewerteten Bausteinkombinationen sind theoretisch möglich, wenn man als Kunde sehr stark auf den Preis schaut und dafür bewusst nur eine reduziertere Basisabsicherung wählt.“ In der Tat sind die anderen Versicherer in der Untersuchung nicht mit mehr als 10 Tarifen vertreten.
Auch DA Direkt kommt auf eine zweistellige Zahl an schlecht bewerteten Tarifen von Franke und Bornberg. Jeweils einen in dieser Kategorie weist etwa die Huk-Coburg, Huk24, Allianz Direct, Münchener Verein, Debeka, Neodigital Autoversicherung, R+V und die Provinzial auf. Immerhin vier Tarife der Axa wurden mit der Topnote FFF+ (hervorragend) ausgezeichnet (vier weitere kommen über die DBV), ebenso viele weist auch die ADAC Versicherung und die Allianz Versicherung in dieser Kategorie auf. Die meisten top-bewerteten Tarife aus dem Hause der Baloise Sachversicherung AG Deutschland.
Laut dem GDV werden die Kfz-Versicherer dieses Jahr einen Verlust von rund zwei Mrd. Euro verzeichnen – für jeden eingenommenen Euro müsse man 1,06 Euro für Schäden und Verwaltung ausgeben. 2023 lagen die Verluste der Branche in diesem Segment noch bei drei Mrd. Euro. Die Kfz-Versicherer reagierten und erhöhten kräftig die Prämien – wie das etwa die Rückversicherer stets forderten. Im vergangenen Jahr hat etwa die Huk-Coburg ihre Tarife im Schnitt um mehr als zehn Prozent erhöht. Auch dieses Jahr dürften diese zweistellig steigen, wie Vorstand Jörg Rheinländer kürzlich verriet, VWheute berichtete. Die Ersatzteile würden sich um sechs bis sieben Prozent in diesem Jahr verteuern, gebrauchte Teile als Alternative sind schwer zu beschaffen, obwohl die Allianz hier eine andere Strategie fährt, VWheute berichtete. Weiterer Preistreiber laut Rheinländer sind die Stundensätze in den Werkstätten, die zuletzt um fast 10 Prozent gestiegen sind. Bei manchen Reparaturen, besonders bei Elektroautos, erhalten die Coburger in Spitze Rechnungen in Höhe von 400 Euro pro Stunde. Ebenso würden auch die Schäden durch die Klimawandel steigen.
Autor: VW-Redaktion