Mehr als die Hälfte der Versicherer machen Verluste im Kfz-Geschäft

Quelle: Tumisu / Pixabay

Die bisherigen Prämienerhöhungen reichen nicht aus, um die erheblichen Schadenbelastungen und die hohe Inflationsrate im Kfz-Geschäft auszugleichen. Denn zusätzlich verliert der Markt im Durchschnitt zwischen ein und zwei Prozent an Beiträgen durch verbesserte Freiheitsklassen, so das Urteil einer Assekurata-Analyse. Die Ertrags- und Wachstumssituation ist bei den einzelnen Gesellschaften aber unterschiedlich schlecht ausgeprägt.

Sowohl die Preise für Ersatzteile als auch für Arbeiten in Kfz-Werkstätten sind deutlich gestiegen. Laut Jörg Asmussen, dem Geschäftsführer des Gesamtverbands der Versicherer (GDV), lag der durchschnittliche Kfz-Schaden im Jahr 2023 bei 3.700 Euro, im Vergleich zu rund 2.400 Euro im Jahr 2013. Assekurata zählt in einer Analyse noch weitere Faktoren auf, die das Geschäft negativ beeinflussen. Die Zunahme der Unfälle nach der Corona-Pandemie oder die E-Mobilität, die zu längeren Werkstattzeiten führt. Neben den genannten Faktoren verliert der Markt zusätzlich im Durchschnitt zwischen ein und zwei Prozent an Beiträgen durch verbesserte Freiheitsklassen, die ebenfalls durch Anpassungen kompensiert werden müssen. Diese Verbesserungen der Freiheitsklassen kommen laut Assekurata durch Höherstufungen der Versicherungsnehmer, unter anderem wegen geringer Unfallquoten der Vorjahre, zustande.

Damit stiegen im Jahr 2023 insgesamt die Schadenaufwendungen im Kfz-Bereich, einschließlich Schadenregulierungskosten und Rückstellungen, im Vergleich zum Vorjahr um 13,6 Prozent auf 29,6 Mrd. Euro. Kfz-Versicherer können darauf mit Prämienerhöhungen reagieren. In den Jahren 2011 bis 2019 stiegen die Durchschnittsbeiträge tatsächlich kontinuierlich an. „Allerdings hat sich diese Entwicklung in den Jahren 2022 und 2023 deutlich verlangsamt. Nach den durch die Pandemie bedingten Rückgängen der Durchschnittsbeiträge in den Jahren 2020 und 2021 konnten wir in den Jahren 2022 und 2023 nur geringfügige Steigerungen feststellen“, urteilt Assekurata. Allein für 2023 wäre laut den Autoren eine Anpassung von 10 Prozent erforderlich gewesen, um aus der Verlustzone herauszukommen.

Sie schätzen, dass 55 Prozent der Unternehmen im Jahr 2022 im Kfz-Geschäft nicht profitabel waren. Dafür hat das Analysehaus den „Ertrags- und Wachstumsindikator“, einer kombinierten Betrachtung von Ertrag und Wachstum, berechnet. Darin wird die Combined Ratio als branchengängige Ertragskennzahl in Relation zur Zuwachsrate nach Verträgen (in %) gesetzt. Daraus ergibt sich eine optische Segmentierung zwischen profitabel/unprofitabel beziehungsweise wachsenden/schrumpfenden Unternehmen (siehe Abbildung).

Nicht bei allen lief es 2022 gleich schlecht, Assekurata erkennt ein differenziertes Bild: „Insgesamt zeigt sich, dass die Kfz-Sparte für 22 Prozent der Versicherer ein gesättigter Verlustbringer, 31 Prozent ein vitaler Verlustbringer, 33 Prozent ein vitaler Ertragsträger und 12 Prozent ein gesättigter Ertragsträger ist.“ Kumuliert ergebe sich für den Gesamtmarkt eine Combined Ratio von 101 Prozent und ein Vertragswachstum von 1,5 Prozent. Um einen Gewinn von fünf Prozent zu erzielen (Combined Ratio = 95 %), hätten rechnerisch die Prämienanpassungen zwischen 14 Prozent und 17 Prozent liegen müssen. 

Die höheren Belastungen für Kfz-Versicherer erkennt man auch an den rückläufigen Schwankungsrückstellungen. Während diese in den Pandemie-Jahren noch zunahmen, zeigte sich 2022 im Marktmittel ein signifikanter Rückgang. Die Entwicklung wird sich für 2023 fortsetzen, erwartet Assekurata (siehe Grafik).

Für die Ratingagentur führt kein Weg vorbei an deutlich höheren Prämienerhöhungen. Das sei unvermeidlich. Assekurata merkt aber an: „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass insbesondere große Kfz-Versicherer bereit waren, ihre Wettbewerbsposition zulasten ihrer versicherungstechnischen Ergebnisse zu halten oder zu verbessern.“

Autor: VW-Redaktion

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