Mit Prozessautomatisierung schnell zum Erfolg

Lennart Imorde, Head of Process Automation bei Sollers Consulting. Quelle: Sollers

Wie ein Versicherer im Rahmen seiner IT-Transformation zahlreiche Automatisierungen einführt

Sollers Consulting hat vielen Versicherern dabei geholfen, bei der Automatisierung voranzukommen. Den britischen Versicherer QBE beispielsweise haben Sollers-Teams dabei unterstützt, die Verwaltung von Zahlungen zu automatisieren, weitere Automatisierungen sind im Schadenbereich geplant. Der polnische Versicherer Warta erhöht zusammen mit Sollers sukzessive den Automatisierungsgrad in so gut wie allen Geschäftsfeldern. In einem von Sollers Consulting unterstützten Kernsystem-Projekt in Deutschland hat der Versicherer große Fortschritte in Richtung digitaler Prozesseffizienz gemacht. Hier die Details:

Nach dem ersten Go-live kann das Unternehmen schneller auf Marktveränderungen reagieren, Servicepartner einfacher über APIs einbinden und seine Geschäftsprozesse effizienter aufsetzen. Nach der Implementierung wurden bestehende Verträge und Schaden-Daten migriert. Aufgrund seines Umfangs und seiner Ergebnisse gilt das Projekt als eines der bemerkenswertesten in der deutschen Versicherungsbranche. Als Teil dieser Neuaufstellung setzt der Versicherer interne Workflow- und Prozess-Engines zur Automatisierung von Geschäftsprozessen ein.

Automatisierung des Underwriting

Bislang wurden etwa 100 Underwriting-Szenarien für vier verschiedene Produkte mithilfe von Geschäftsregel-Funktionalitäten definiert. Die Szenarien ermöglichen es Underwritern, sich auf die wichtigsten Fälle zu konzentrieren, während die täglichen Entscheidungen durch parameterbasierte Auslöser für Underwriting-Fragen sowie durch regelbasierte Entscheidungsfindung getroffen werden. Diese Automatisierungen decken den gesamten Prozess von Vertragsangebot über Policenänderungen und -erneuerungen ab. Dabei werden alle eingehenden Kanäle der Kundeninteraktion berücksichtigt, einschließlich Aggregatoren und Vermittlern.

Um das Risiko einer neuen Police zu bewerten, verwendet der Versicherer jetzt nicht nur reguläre Eingabedaten, sondern nutzt auch API-Integrationen, um zum Beispiel eine externe Bonitätsprüfung durchzuführen. Diese Prüfung erfolgt bei der Erstellung von neuen Policen für Privatkunden. Sie dient dem Schutz vor Betrug und finanziellen Risiken. Die Bonitätsprüfung wird bereits vor der Ausstellung durchgeführt. Hat der Kunde keinen positiven Bonitätsscore, wird die Police nicht ausgestellt und notwendige Änderungen der Deckung (z.B. eingeschränkte Deckungssummen) werden vom System verlangt.

Risiken, die eine individuelle und menschliche Beurteilung erfordern, werden automatisch auf verschiedene Zeichnungsstellen verteilt, ohne dass eine Neuzuweisung erforderlich ist. Die Verteilung erfolgt in Abhängigkeit von der ausstellenden Person, dem Geschäftvorfall oder in Abhängigkeit von der ausgelösten Regel. Underwriter, die das entsprechende Risiko zeichnen dürfen, erhalten eine Aktivität zur Zeichnung.

Bearbeitung von Stornierung

Einer der am stärksten automatisierten Prozesse ist die Stornierung. Stornoauslöser aus verschiedenen externen und internen Systemen werden automatisch verarbeitet. Wenn der automatisierte Stornoprozess ausgelöst wird, kann das neue Kernsystem auf Grundlage der erhaltenen Informationen entscheiden, ob der Prozess automatisch bearbeitet wird oder ob eine Aktivität für das Kundenmanagement erforderlich ist, um den Fall zu prüfen. Diese Entscheidung wird in Abhängigkeit von der Herkunft des Triggers, dem Status der Police (gekündigt/aktiv etc.), dem Kündigungsgrund und weiteren Daten getroffen.

Die Automatisierungslogik erkennt anhand der empfangenen Daten, welche Art von Transaktion durchgeführt werden soll. In Abhängigkeit von den bereitgestellten Informationen können verschiedene automatisierte Prozesse ausgelöst werden:

  • Police endet zum Ende der aktuellen Laufzeit;
  • Kündigung für bereits verbindliche Verlängerungen;
  • Kündigung während der Vertrags-Laufzeit;

Abhängig von den Informationen aus den eingehenden Daten wird das tatsächliche Kündigungsdatum gewählt. Dieser automatisierte Prozess umfasst auch die Überprüfung der offiziellen Kündigungsfristen. Werden diese Fristen überschritten, wird die Kündigung automatisch abgelehnt und dem Kunden ein Dokument mit dieser Information zugesandt. Zusätzlich werden Prüfungen auf Beitragsanpassungen durchgeführt. Diese haben Einfluss auf die Kündigungsfristen und werden bei diesem Prozess ebenfalls berücksichtigt. Bei der Implementierung wurden alle möglichen Szenarien für verschiedene Produkte berücksichtigt. Ziel war es, so viel wie möglich zu automatisieren, um das Kundenmanagement zu entlasten.

Ausblick

Da die Implementierung der Kernsysteme Teil einer größeren digitalen Transformation ist, sind weitere Initiativen zur Automatisierung von Geschäftsprozessen geplant oder bereits im Gange. Ein Beispiel wäre die Automatisierung der Dateneingabe und Datenanreicherung zur weiteren Verbesserung der Prozesse. Dazu gehören die Entscheidungsfindung und die Workflow-Verarbeitung innerhalb des Kernsystems sowie außerhalb des Kernsystems durch den Einsatz von BPMS.

Mehr Informationen zu den Möglichkeiten von Prozessautomatisierung finden Sie hier: https://sollers.eu/de/services-products/prozessautomatisierung

Lennart Imorde (lennart.imorde@sollers.eu)