Viel Erfolg bei dem „großen Sportevent in Paris“: Inter muss sich verbal verrenken, um mit Olympia-Superstar Malaika Mihambo werben zu dürfen
Die Inter Versicherungsgruppe wirbt bereits seit 2019 mit Malaika Mihambo – kurz bevor die damals 26-Jährige im selben Jahr zum Leichtathletikstar aufstieg. Die Weitspringerin will in diesen Tagen ihren Olympia-Sieg von Tokio 2021 in Paris verteidigen. Doch für die Werbestrategen der Inter hat die Sache einen großen Haken.
Wegen der strengen Marketing-Richtlinien des Olympischen Komitees IOC darf der Mannheimer Versicherer mit seiner schillernden Markenbotschafterin nicht so offen werben, wie es Inter-Marketing- und Vertriebsvorstand Michael Schillinger gerne hätte. Kostprobe: In den sozialen Medien wünscht die Inter seiner Olympionikin einen „erfolgreichen Wettkampf“ bei dem „großen Sportevent in Paris“.
Für den Spiegel ist solch ein ungelenkes Sprachkonstrukt ein gefundenes Fressen: „Sperriger ging es nicht?“, stellt das Hamburger Nachrichtenmagazin den Inter-Manager in einem Interview zur Rede. Doch Schillinger, der einst selbst Leichtathlet war, nimmt die Provokation cool auf. „Sie nennen es sperrig, aber doch weiß ja jeder, was gemeint ist“, entgegnet der Manager. Eine vierköpfige Arbeitsgruppe habe den Slogan kreiert, der zudem juristisch abgenommen worden sei.
Gerne hätte Schillinger die Anfeuerungswünsche für die gebürtige Heidelbergerin weniger kryptisch und rechtlich doppelt abgesichert formuliert. Doch der 57-jährige Marketingprofi, der laut früherer Angaben „von Anfang an Sympathien“ für Mihambo empfand und „schnell das Potenzial einer Werbepartnerschaft“ erkannt hatte, betont: „Wir halten uns an die Regularien, die das Internationale Olympische Komitee IOC vorgibt.“
Diese Regularien verlangen, dass geschützte Begriffe wie „Olympia“ oder „Paris 2024“ nur den offiziellen olympischen Sponsoren vorbehalten sind. Dazu zählt zum Beispiel auch die Allianz, die erstmals als weltweiter Partner von olympischen und paralympischen Sommerspielen auftritt.
Wer als nicht zugelassener Sponsor die IOC-Auflagen verletzt, riskiert eine Abmahnung. Dieses Risiko will Schillinger nicht eingehen, er bedauert aber die Auswirkungen der rigiden Vorgaben: „Es ist vor allem schade für Athleten aus Randsportarten, denn die Vorgaben gelten ja nicht nur für Sponsoren, sondern auch für Sportler.“ Während Mihambo Weltformat habe, gebe es eben auch Sportler aus Randsportarten wie Judo, die nur bei Olympia im Rampenlicht stünden, so Schillinger, die aber nicht einmal „der Metzgerei um die Ecke“ während der Olympischen Spiele für ihr Sponsoring danken dürften.
Was die Inter macht, wenn Mihambo Gold gewinnt, hat Schillinger auch schon durchdacht, wenngleich noch keine finale Lösung am Start: „Textlich haben wir da schon Ideen, nur: Was für ein Foto sollen wir nehmen?“, fragt sich der Inter-Manager. Denn weder den Goldsprung, noch den Jubel, oder die Siegerehrung darf die Inter zeigen – „obwohl unser Logo darauf gar nicht zu sehen ist. Das wird herausfordernd“, räumt Schillinger ein.
Als ein „Highlight“ beurteilt die Inter auf ihrer Website die Förderung von Mihambos Herzsprung e.V. Dieser ermögliche es Grundschulkindern, im lokalen Leichtathletikverein aktiv zu werden und sich „sowohl sportlich als auch persönlich zu entfalten“. Die gemeinsame Partnerschaft begann 2019, kurz bevor Malaika Mihambo zur Weltmeisterin im Weitsprung in Doha gekrönt wurde.
Autor: Lorenz Klein