Franke und Bornberg: Beitragseinnahmen in der LV „unerwartet stabil“

Quelle: Gerd Altmann auf Pixabay

Das Ratingunternehmen Franke und Bornberg hat in seinem jüngsten Map-Report die Bilanzen der Lebensversicherer für das Jahr 2020 etwas genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis der Analysten: Den deutschen Lebensversicherern gelang es, die Rekordeinnahmen des Vorjahres noch einmal zu übertreffen.

Über die gesamte Branche betrachtet variieren die Ergebnisse jedoch gewaltig. Insgesamt beliefen sich die verdienten Bruttobeiträge im Jahr 2020 auf 98,61 Mrd. Euro (Vorjahr: 98,27 Mrd. Euro). Das entspricht einem Zuwachs von 0,35 Prozent. 31 Gesellschaften (Vorjahr: 23) gelang es nicht, die Beitragseinnahmen zu steigern, sechs Anbieter lagen mit bis zu zwei Prozent knapp über dem Vorjahresniveau und 40 Versicherer bauten die Beitragseinnahmen zwischen plus drei und über 80 Prozent aus.

Relativ betrachtet konnte die HanseMerkur die Beitragseinnahmen um 83,4 Prozent auf 651,3 Mio. Euro am deutlichsten steigern. Dahinter folgen die noch junge und deshalb von niedrigem Ausgangsniveau startende Dortmunder mit einem Wachstum von 45,2 Prozent auf 19,1 Mio. Euro, die myLife mit einem Plus von 29,1 Prozent auf 219,6 Mio. Euro sowie BL die Bayerische mit einem Zugang von 22,9 Prozent auf 337,8 Mio. Euro. In absoluten Zahlen baute die R+V als Nummer zwei der Branche die Beitragseinnahmen um 998,7 Mio. Euro am stärksten aus. Der massive Anstieg basiert vor allem auf Einmalbeiträgen, die um 35,8 Prozent auf 3,717 Mrd. Euro zulegten.

Den größten absoluten Rückgang – ohne dabei Gesellschaften im Run-off und eingestelltem Neugeschäft zu berücksichtigen – musste die Allianz mit einem Minus von etwas über einer Milliarde Euro verbuchen. Zu berücksichtigen gilt, dass 2019 ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr für das Stuttgarter Unternehmen war, in dem 68 Prozent des gesamten Beitragswachstums der Branche allein geschultert wurde. Umfangreichere Beitragsreduzierungen mussten auch Zurich Deutscher Herold (–404,2 Mio. Euro), Provinzial NordWest (–147,5 Mio. Euro), neue leben (–117,0 Mio. Euro) und SV SparkassenVersicherung (–116,7 Mio. Euro) hinnehmen.

„Allen Unkenrufen zum Trotz gilt die Lebensversicherung für viele Bundesbürger noch immer als sicherer Hafen für ihr Geld. Bei einer nachhaltigen Verunsicherung der Verbraucher hätten die Beitragseinnahmen das Rekordniveau des Vorjahres wohl keinesfalls wiederholen können.“

Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Herausgeber des map-report

Mit 4,61 Mio. verkauften Verträgen in der Hauptversicherung wurden 436.164 Policen weniger als im Vorjahr abgesetzt. Das entspricht einem Minus von 8,6 Prozent (Vorjahr –1,0 Prozent). Rentenversicherungen hatten im Jahr 2020 mit 21,4 Prozent und 985.700 Verträgen erneut nicht den höchsten Neugeschäftsanteil. Im Vergleich wurden knapp 135.000 Policen weniger als im Vorjahr verkauft. Der negative Trend der Jahre 2017 (–190.000 Verträge) und 2016 (–81.000 Verträge) hat sich damit nach zweijähriger Unterbrechung wiederholt. Die erfolgreichsten Verkäufer kamen aus den Reihen der Allianz (244.699 Verträge), R+V (69.404 Verträge) und SV (35.412 Verträge). Die Signal Iduna (9.959), Alte Leipziger (4.384), Basler (4.226) und Ergo Vorsorge (4.066) konnten das Neugeschäft im Vergleich zum Vorjahr am erfolgreichsten ankurbeln.

In der Risiko-Lebensversicherung (RLV) betrug der Neugeschäftsanteil mit 892.647 verkauften Policen 19,3 Prozent und kam auf den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2014 mit 17,7 Prozent. Sonstige Lebensversicherungen, zu denen vor allem auch fondsgebundene Verträge (FLV) zählen, waren der Verkaufsschlager des Jahres und wurden am häufigsten nachgefragt. Mit 1.339.885 eingelösten Versicherungsscheinen war diese Produktlinie die mit Abstand erfolgreichste. Der Neugeschäftsanteil konnte von 26,5 auf 29,0 Prozent ausgebaut werden. Mit 243.915 verkauften Verträgen zeichnete die Generali 18,2 Prozent des gesamten Neugeschäfts.

Auch im Geschäftsjahr 2020 mussten die deutschen Lebensversicherer für die Bedienung der Zinszusatzreserve (ZZR) wieder tief in die Tasche greifen. Dem zusätzlichen Reservepolster wurden insgesamt knapp 10,91 Mrd. Euro zugeführt. Der Gesamtbestand der ZZR beläuft sich inzwischen auf knapp 85,4 Mrd. Euro. Mit 17,40 Mrd. Euro stehen 20,4 Prozent der marktweiten Reserve allein in den Büchern der Allianz.

Autor: VW-Redaktion

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