Claimsforce-CEO Mahlow: „Wir wollen unsere Produktpalette erweitern“

Nils Mahlow, Gründer und CEO von Claimsforce. Quelle: Claimsforce

Der Software-Anbieter Claimsforce setzt auf digitale Lösungen in der Schadenbearbeitung für Versicherer. Im Exklusiv-Interview mit VWheute erläutert Gründer und CEO Nils Mahlow die aktuellen Pläne des Hamburger Unternehmens und welche Rolle Künstliche Intelligenz bei der Betrugserkennung spielen kann.

VWheute: In unserem Interview im Februar erklärten Sie, dass Sie mit ihrem Komplettsystem „branchenweit“ Standards in Sachen Digitalisierung setzen. Ist das gelungen, woran machen Sie das fest?

Nils Mahlow: Wir befinden uns auf einem guten Weg, unsere Produkte flächendeckend in den Markt zu bringen. Unsere datenbasierten Lösungen beschleunigen das Schadenmanagement effektiv und liefern erste wichtige Erkenntnisse. Die Pandemie hat die Offenheit und das Interesse an digitalen Lösungen auf der Versicherungsseite verstärkt und das Schadenmanagement als optimales Arbeitsfeld auserkoren. Hier lassen sich am schnellsten positive Resultate erzielen und eine Effizienzsteigerung ermöglichen. Die ganze Branche muss nach dem Schub nun die Symbiose von Mensch und Technologie nachbereiten und so die Weichen für die Zukunft stellen. Unser Ziel ist es, den Entscheidungsträgern eine fundierte Datenbasis zu liefern, auf der sie dann eine bessere und schnellere Entscheidung treffen können. Unsere Lösungen sind für die Regulierer, Sachverständigen und AO-Vermittler konzipiert, um vor Ort für eine schnelle, einheitliche und digitale Arbeitsweise zu sorgen. Damit setzen wir am ersten Punkt des Schadenmanagements an.

VWheute: Sie helfen der Zurich bei der Schadenbearbeitung, wie läuft es und was haben Sie bisher gelernt? Ist eine Zusammenarbeit mit anderen Versicherern angedacht?

Nils Mahlow: Wir unterstützen die Zurich mit unseren Modulen bei der Steuerung und der operativen Bearbeitung von Expertschäden im Sach- und Haftpflichtschadenbereich. Mit unserem Steuerungsmodul konnten wir die Durchlaufzeit von Schäden von der Schadensmeldung bis zur Auszahlung effektiv reduzieren und ebenso eine nachhaltigere Steuerung der Regulierer und Sachverständigen koordinieren. Parallel zu diesen ersten guten Erfolgen haben wir die SaaS-Module für Versicherungen weiterentwickelt und gemeinsam optimiert. Ein Update der Version konnten wir kürzlich launchen und sind in fortlaufenden Gesprächen mit weiteren Versicherungsunternehmen.

VWheute: Sie haben ein Software-Modul für Ausschließlichkeitsvermittler erarbeitet. Wie funktioniert das in der Praxis bei Unternehmen, die ein anderes System/Module verwenden?

Nils Mahlow: Mit dem Ausschließlichkeitstool verfolgen wir dieselbe Philosophie wie beim Ansatz für die Regulierer und Sachverständigen. Der Markt bietet derzeit für die AO-Vermittler keine maßgeschneiderten Produkte. Mit unserem Tool haben wir eine einfache Lösung entwickelt, die sich an den Bedürfnissen der Vermittler orientiert und ihre Arbeit maßgeblich vereinfacht. Mithilfe unserer Software können die Schäden schnell und direkt erfasst und einheitlich zur weiteren Verarbeitung weitergeleitet werden. Mit unseren Lösungen setzen wir auf simples und mobiles Design, welche die Vermittler optimal unterstützt und nicht verwirrt.

VWheute: Glauben Sie an eine Zukunft ohne menschlichen Schadenaußendienst?

Nils Mahlow: Wir sind überzeugt, dass die Regulierer und Sachverständigen zukünftig eine wichtige Rolle im Prozess spielen werden. Sie sind die Ansprechpartner für die Geschädigten vor Ort und nehmen damit eine relevante Schnittstellenfunktion zwischen Versicherung und Kunde ein. Mithilfe von digitalen Lösungen können Sie bereits jetzt schneller den Schadenprozess anstoßen und managen, so wie perspektivisch auch bis hin zur Auszahlung abschließen. So wird das Kundenerlebnis weiter optimiert und Schäden schneller behoben. Die Technologie wird sich weiterentwickeln, aber primär wird es um eine bessere Befähigung des Schadenaußendienstes gehen und somit eine Erweiterung der Kompetenzen.

VWheute: Welche Fortschritte sehen Sie durch die KI und Maschine Learning im Bereich Betrugserkennung bei sich und branchenweit?

Nils Mahlow: Unsere Technologie kann Hinweise auf Betrug geben, ist aber nicht als Betrugserkennungssoftware vorgesehen. Wir setzen viel früher ein und wollen diesem Thema mithilfe von Transparenz die Basis entziehen. Durch die dezidierte Erfassung des Schadenbildes lassen sich Erkenntnisse und Wissen zu den Schadentypen und den Materialien und Aufwänden sammeln, die dann wiederum bei anderen Schäden als Grundlage für die Kostenkalkulation zur Verfügung stehen können. So nähert man sich kontinuierlich den tatsächlichen Kosten beispielsweise eines Wasserschadens an und kann exakt kalkulieren, was ein Meter Tapete kostet oder wie lange Trocknungsgeräte eingesetzt werden müssen. Das hat keinerlei Nachteile für die Geschädigten, sondern ermöglicht eine bessere Taktung und eine schnellere Instandsetzung. Durch solch einen Service steigt die Kundenzufriedenheit. 

VWheute: Sie haben sich personell vergrößert, das geht normalerweise mit einem Ziel einher. Welches ist das?

Nils Mahlow: Wir wollen weiter wachsen und unsere Produktpalette erweitern. Neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung unserer aktuellen Software-Module liegt unser Fokus auf einer tieferen Marktdurchdringung im DACH-Raum. So wollen wir weitere Versicherungen und TPAs mit unseren Lösungen ausstatten und so die Grundlage für ein volldigitales Schadenmanagement legen. Nach der Digitalisierung geht es um die Automatisierung der Prozesse, um den nächsten Schritt der Reise zu machen. Darauf bereiten wir uns vor und wollen so neue Standards im Schadenmanagement setzen.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Maximilian Volz.

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