Moody’s wird in der Versicherungsbranche mächtiger

Die in Kalifornien ansässige Risk Management Solutions RMS unterhält mittlerweile 400 einzelne Modellierungslösungen. Quelle: Bild von WikimediaImages auf Pixabay

In der Wertschöpfungskette der Assekuranz laufen eine Reihe von Playern mit, die selbst kein Risiko tragen, dennoch aber prächtig mitverdienen wollen. Dazu gehörend spezialisierte Anwälte, Ratingagenturen oder Risikomodellierer. RMS ist einer davon und sorgte Anfang August mit dem Moody’s-Deal für Aufsehen. Nach derzeitigen Projektionen soll sich die Kontrolle über RMS erst ab 2025 positiv auf die Moody’s-Gewinne je Aktie auswirken. Die Transaktion könnte im kartellrechtlichen Sinne nicht unbedenklich sein.

Die in Kalifornien ansässige Risk Management Solutions RMS unterhält mittlerweile 400 einzelne Modellierungslösungen, die neben einzelnen Weltregionen bzw. 120 Staaten auch Spezialexposures wie Leben, Pandemien, Terror, Cyber und Offshore abdecken. Gem. Dun & Bradstreet werden 154 Mio. US-Dollar an Jahresumsatz generiert. Seit 2018 ist  Karen White dort CEO.

Die Transaktion könnte im kartellrechtlichen Sinne nicht unbedenklich sein, gestattet es nun doch ein Cross-Selling zwischen Modellierungs- und Ratingdienstleistungen. Die Frage könnte sich stellen, ob es im Hinterkopf von Moody’s Ratingpersonal eine gewisse Rolle spielen wird, dass das zu ratende Unternehmen auch Modellierungsdienstleistungen bei der eigenen Gruppe einkauft.

Es ließe sich schließlich argumentieren, dass die Verwendung von Modellierungssoftware hoher Qualität, verbunden mit der Disziplin sich auch an die ausgeworfene Risikoprämie zu halten und davon keine ‚kommerziellen‘ Abstriche zu machen, die Ruinwahrscheinlichkeit eines Unternehmens reduziert. Konkurrenten von RMS sind – in unterschiedlichen Abstufungen – ARCTOS Risk and Safety, Quantitative Risk Management, Verisk Analytics, KatRisk, AIR Worldwide, Risk Frontiers und Karen Clark & Company. Viele Risikoträger sind auf mehrere dieser Dienstleister gleichzeitig abonniert und betreiben darüber hinaus auch noch eigene Modelle, folgen also nicht sklavisch den Berechnungen nur eines Anbieters.

Veräußerer von RMS ist die in Großbritannien seit 1932 börsennotierte Daily Mail and General Trust plc, welche pro Fusion einen Jahresumsatz von 1 Mrd. Pfund aufwies. 100 Prozent der stimmberechtigten Aktien liegen beim mittlerweile vierten Lord Rothermere.

Autor: Philipp Thomas