Sollers-Studie: Zukunft der Versicherung liegt in der Cloud

Zukunft der Versicherungsbranche

Die Zukunft der Versicherungsbranche

Laut Umfragen von Sollers Consulting konzentrieren sich viele Versicherer noch auf Robotic Process Automation, weil die IT-Infrastruktur noch nicht auf Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen vorbereitet ist. Doch eines scheint sicher: Cloud wird in den kommenden zehn Jahren zu einer gängigen Technologie in der Versicherungsbranche werden, und das gilt auch für die Kernsysteme.

Mehr als acht der zehn größten Versicherer werden im Jahr 2031 auf Cloud setzen, heißt es in der Sollers-Studie „Future of Insurance“. Im Rahmen der Studie hat die Business- und IT-Beratung Manager und Spezialisten aus dem Versicherungssektor in Europa, den USA und Japan zum Einsatz von Technologie in den kommenden zehn Jahren befragt.

Investitionsbereitschaft ist sehr hoch

Demnach zeigen Versicherer eine hohe Investitionsbereitschaft. Dies gilt insbesondere für Deutschland, während in Polen die Bereitschaft, in Innovationen zu investieren, deutlich geringer ist. In Deutschland ist die Investitionsbereitschaft bei mehr als 80 Prozent extrem oder sehr hoch, in Polen hingegen nur bei 55 Prozent.

„Die Unterschiede in der Einstellung zur Innovation in den Märkten könnten mit dem unterschiedlichen Grad der Digitalisierung und dem Bewusstsein für die disruptive Kraft in den jeweiligen Ländern zusammenhängen“, sagt Michał Trochimczuk, Managing Partner und Mitbegründer von Sollers Consulting. Keiner der Befragten erklärt in der Umfrage, dass sein Unternehmen nicht bereit ist, in Innovationen zu investieren, und nur 2,6 Prozent der Befragten geben an, dass sie nur geringfügig in Innovationen investieren werden.

„Die Bereitschaft zur Innovation ist weit verbreitet, und Innovationen werden entscheidende Funktionalitäten beeinflussen“, sagt Trochimczuk. Seiner Einschätzung nach werden Versicherer verstärkt Partnerschaften eingehen. In der dafür notwendigen IT-Modernisierung wird Cloud eine große Rolle spielen.

Sollers Consulting hat in den Jahren 2020 und 2021 sein zwanzigjähriges Bestehen gefeiert. In den zurückliegenden zwanzig Jahren habe sich das Versicherungsgeschäft stark gewandelt. Dieser Prozess wird sich noch weiter beschleunigen, heißt es in der Studie. Es gebe klare Anzeichen dafür, dass die Geschwindigkeit der Digitalisierung ihre Grenzen noch nicht erreicht hat.

Die Versicherungsbranche spreche viel über datengetriebene Geschäftsmodelle. Tatsächlich sei Versicherung seit je her ein datenbasiertes Geschäft gewesen. Doch die massenhaft generierten Echtzeit-Daten können die Unternehmen bislang nur in sehr vereinzelten Bereichen nutzen. 5G und das Internet der Dinge wird die Menge der verfügbaren Daten weiter erhöhen. Für die Versicherer ist modernes Datenmanagement eine Herausforderung.

Kernsysteme bleiben hinter der Entwicklung zurück

Aggregatoren haben die Versicherungsbranche aus technischer Sicht verändert. Versicherer haben Lösungen entwickelt, um Preisvergleichs-Websites sehr schnell zu bedienen. Schnelligkeit und Preis haben im Versicherungsgeschäft an Bedeutung gewonnen. Angesichts der digitalen Beschleunigung schenken die Versicherer deshalb ihren Kernsystemen mehr Aufmerksamkeit. In vielen Fällen bleiben diese Systeme hinter der technologischen Entwicklung zurück. Versicherungsmanager zeigen sich laut der Sollers-Studie überzeugt davon, dass die Kernsysteme in die Cloud verlagert werden (mehr über mögliche Business Cases). Kernsysteme „on cloud“ erzielen bei den Befragten der Sollers-Umfrage die höchsten Werte, „on premise“ die niedrigsten. „Die Fachleute in der Versicherungsbranche wissen, dass Cloud eine größere geschäftliche Flexibilität und operative Effektivität gewährleistet. Beides wird in der Ära der integrierten und intelligenten Ökosysteme immer wichtiger“, sagt Trochimczuk.

Die Umfragen zeigen, dass national entwickelte Versicherungs-Kernsysteme wichtiger zu sein scheinen als Kernsysteme, die international entwickelt werden. „Angesichts der Globalisierung mag die nationale Einstellung in diesem Bereich überraschen. Aber Versicherung ist immer noch ein sehr länderspezifisches Geschäft. Die Regulierung ist einer von vielen Gründen dafür“, kommentiert Trochimczuk.

Die Umfrage widmet sich unter anderem der Automatisierung, die bei der Entwicklung des Versicherungsunternehmens der Zukunft eine entscheidende Rolle spielt. Die Versicherer sehen das größte Potenzial in den Bereichen Berichtswesen, Policenverwaltung, Back-Office-Prozessen und Schadenbearbeitung. Zwischen 68 Prozent und 81 Prozent der Befragten glauben, dass administrative Prozesse in hohem Maße automatisiert werden. Der Vertrieb wird in der Branche immer noch als persönliche Interaktion gesehen. Allerdings sind 33 Prozent der Versicherungsmanager und -spezialisten davon überzeugt, dass der Vertrieb in Zukunft zu 70 Prozent oder mehr automatisiert sein wird, zeigt die Studie.

„Banken und Versicherer unternehmen große Anstrengungen, den Versicherungsvertrieb zu digitalisieren. Um dabei erfolgreich zu sein, müssen sie jedoch flexible Versicherungsplattformen implementieren, die es ihnen ermöglichen, schnell auf sich verändernde Märkte zu reagieren“, kommentiert Trochimczuk.

Die Studie Zukunft der Versicherung kann hier heruntergeladen werden.