BVK fordert ein Regulierungs-Moratorium

Michael H. Heinz, BVK-Präsident. Quelle: BVK

Mit harschen Worten reagiert Michael H. Heinz auf den Vorschlag von Jörg Asmussen zu einem „einfachen, digital vertriebenen und kostengünstigen Standardprodukt“ bei Riester. „Es ist für mich ein Dammbruch und Foulspiel erster Güte“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute e.V. in einer Pressekonferenz anlässlich der BVK-Jahreshauptversammlung. Der Vorschlag des GDV-Hauptgeschäftsführers sei in der „derzeitigen Situation, kein Versehen oder Ausrutscher“.

Den Versicherern kündigte er „Widerstand in aller Form“ an, wenn es sich um einen Systemwandel handeln sollte. Die BVK-Delegiertenversammlung beschloss einstimmig den Leitantrag „Überregulierung und Pandemie – Versicherungsvermittlung im Wandel“. Vor der Presse wurden zudem Ergebnisse der Verbandsumfrage zur Geschäftsentwicklung bei den Vermittlern im Corona-Jahr 2020 mitgeteilt.

In seinem Leitantrag fordert der BVK, der rund 14.000 selbstständige und hauptberufliche Versicherungsvertreter und -makler sowie Bausparkaufleute vertritt, den „sozialpolitischen Auftrag der Versicherungsvermittler als Lotsen bei der Absicherung von Lebensrisiken ihrer Kunden anzuerkennen“. Verlangt wird eine „deutliche Entbürokratisierung und eine Stärkung der Vermittlerbetriebe.“ Die Delegierten wollen ein Regulierungs-Moratorium bis die Evaluierung der EU-Versicherungsvertriebsrichtlinie IDD abgeschlossen ist. Neue Regulierungsvorhaben, die den Berufsstand zusätzlich belasten würden, wie etwa der „Digital Operational Resilience Act“ (DORA), werden abgelehnt. Heinz sprach von der „Regulierung als Drangsalierung“ und der „Knute der staatlichen Regulierung“.

Weitere Punkte des Leitantrags sind die Absage an einen Provisionsdeckel bei Lebensversicherungen, die Übertragung der Aufsicht über Finanzanlagenvermittler auf die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht und ­– an die Adresse der Versicherungsunternehmen gerichtet – die Forderung nach einem auskömmlich Vergütungssystem ohne Vertriebssteuerungen über Bonifikationen.

Im Leitantrag wird zudem eine „echte“ Reform der kapitalgedeckten Altersvorsorge bei der zukünftigen Bundesregierung angemahnt. Das Zulageverfahren der Riester-Rente soll verschlankt und Beitragsgarantien abgeschafft werden. Der BVK müsse seine Forderungen immer wiederholen, weil in der Politik „Verstand durch Ideologie“ ersetzt werde. Die Vermittler wollten „nicht Spielball der Interessen sein, sondern wir sind ehrbare Kaufleute und die größte Verbraucherschutzorganisation“. Die Produkte der Versicherer würden nicht besser, wenn die Vergütungsfragen anders geregelt würden, so Heinz. Er empfiehlt aber eine Überprüfung der Vergütung bei den „digitalen Vertrieben mit ihren horrenden Summen sowie bei fehlgeleiteten Großvertrieben“.

An der Verbandsumfrage zur Geschäftsentwicklung 2020 nahmen rund 500 BVK-Mitglieder teil. Im Corona-Jahr 2020 gingen der Umsatz um durchschnittlich sieben Prozent und der Gewinn um durchschnittlich zehn Prozent zurück. „Grundsätzlich ist dies nicht ganz so schlimm, aber es können noch nachhaltige Effekte aus Storno durch Insolvenzen kommen“, sagte BVK-Vize Gerald Archangeli. Die Vermittler hätten während der Pandemie zudem viel in Technik investiert. Nur vier von zehn nutzten beispielsweise keine Videotelefonie.

Es sei nun die „hohe Verantwortung der Versicherer, insbesondere der mit großen Exklusiv- oder Ausschließlichkeitsorganisationen, diese mit Technik, Schulung etc. jeder Art zu unterstützen“, so Heinz. 19 Prozent der Befragten berichteten über Rückgang im Neugeschäft der Altersvorsorge und 55 Prozent über Storni durch Kurzarbeit und ähnliches bei den Kunden. 45 Prozent beklagten geringere Bonifikationen 2020, wobei sich der BVK ohnehin gegen diese Art der Vergütung wendet, weil sie eine Vertriebssteuerung durch die Versicherer ist. 60 Prozent der Vermittler äußerten sich über die Unterstützung der Versicherer während der Pandemie „zufrieden“.

Autorin: Monika Lier

Ein Kommentar

  • Gerhard Geidobler

    Ich kenne den Vorschlag von Herrn Asmussen zur Riesterrente en detail nicht. Das gesamte Zusammenspiel verschiedener staatlicher Stellen und der VR , wie es bei der Riesterrente nun mal erforderlich ist von Beginn an digital zu legen wird bei Änderungen/Übermittlungsfehler aus meiner fast 20-jährigen Erfahrung zum Zulagenentzug und zur enervierten Einstellung der Besparung durch den Kunden führen, wenn der Kunde dies alleine reparieren muss. Abgesehen davon war es schon immer schwierig Produkte mit fehlendem Gegenwartsnutzen online interessant zu machen. Klar, liegen die Vorteile z.B. für junge Familien mit Kindern auf der Hand. Aber werden sie eigeninitiativ in eine aufwendige Recherche mit Abschluss investieren? Das Garantieversprechen hinsichtlich Beitragserhalt muss gelockert werden – aber bitte nicht die Beratung durch Fachleute abschaffen.

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