Grüne und CDU würden betriebliche Altersvorsorge stärken

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Das deutsche Rentenversicherungssystem ist nach Einschätzung der Aktuare zumindest stark reformbedürftig. Bei der e-Jahrestagung der Deutschen Aktuarvereinigung e.V. (DAV) und der DGVFM Die Deutsche Gesellschaft für Versicherungs- und Finanzmathematik e.V. meinten über 90 Prozent, dass das System „stark“ oder „sehr stark“ reformiert werden müssen. An der Umfrage beteiligten sich 655 der über 1.100 Zuschauer.

Die rentenpolitischen Sprecher Markus Kurth (Grüne) und Peter Weiß (CDU) waren sich in der von DAV-Past-President Guido Bader (Vorstand der Stuttgarter Lebensversicherung a.G.) geleiteten Debatte nur an einigen Punkten wie der Förderung der Geringverdiener in der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) sowie die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters einig. Weiß sprach davon, dass man in der bAV nicht allzu viel ändern solle, sondern vor allem „einfache und klare Ansagen notwendig sind, damit die Arbeitgeber und Beschäftigten mitmachen“. Man müsse aber die Kleinverdiener stärker – möglicherweise über eine zusätzliche Förderung – mitnehmen. Er könne sich vorstellen, die Geringverdiener-Förderung für die Arbeitgeber verpflichtend zu machen. Für die Wahl zur nächsten Legislaturperiode hat sich Weiß altersbedingt nicht mehr aufstellen lassen.

„Die Riester-Förderung hat ihr Image versaut“, so Weiß. „Der Name muss weg.“ Riester solle eine Zusagenrente sein, bei der es Zuschüsse, auch für Kinder, geben solle. Als eines der größten Reformvorhaben bezeichnete er die Abschaffung der Bruttobeitragsgarantie bei Riester. Er plädiert für Wahlmöglichkeiten zwischen 80 und 100 Prozent. Sinnvoll sei es zudem, das Arbeiten über die Regelarbeitsgrenze hinweg zu erleichtern. „Die Hinzuverdienstgrenze des Flexirentengesetzes müssen weg!“, so Weiß. Statt Abschläge für Jahre des vorgezogenen Ruhestandes wünscht er sich Rentenzuschläge bei späterem Renteneintritt.

„Bei der bAV müssen wir in der nächsten Wahlperiode weiterkommen“, fordert Kurth. Da die Beteiligung von Geringverdienern außerhalb des Finanzsektors durch das Betriebsrenten-Stärkungsgesetz nicht wesentlich erhöht worden sei, will er ein Angebots-Obligatorium. „Den Beschäftigten muss etwas geboten werden“, so Kurth. Eingesparte Arbeitgeberbeiträge in der bAV müssten voll an die Beschäftigten weitergegeben werden. Am besten wäre seiner Einschätzung nach ein Standardprodukt. Denn kleine Betriebe böten oft nur die Direktversicherung. Das sei wegen der Abschlusskosten aber unattraktiv.

Denn Beschäftigte in diesen Firmengrößen wechselten durchschnittlich alle fünf Jahre den Arbeitgeber und damit unter Umständen auch die Direktversicherungs-Verträge. Sinnvoll sei auch ein öffentlich-rechtlicher Bürgerfonds als Vehikel für die bAV. Über die Abschaffung von Garantien könne man reden, sofern sie ein freiwilliger Teil der Altersvorsorge sei und nicht wie bei Riester Teile der gesetzlichen Renten ersetzten. Zudem müsse man sich das damit verbundene Risiko auch leisten können. Eine Heraufsetzung des Renteneintrittsalters setze mehr und bessere Möglichkeiten voraus, altersgerecht zu arbeiten. Zudem müsse hier differenziert bei den einzelnen Beschäftigtengruppen vorgegangen werden.

Kurth spricht sich für einen Mix aus verschiedenen Maßnahmen zur Reform des Systems aus: Eine höhere Beteiligung von Frauen am Arbeitsleben, mehr Zuwanderung von qualifizierten Arbeitnehmern, einen höheren Steuerzuschuss, aber auch eine Steigerung des Beitragssatzes zur gesetzlichen Rente auf 22 bis 24 Prozent. Diese Maßnahmen hält er geeignet, um die Belastungen aus dem demografischen Wandel in den nächsten 24 Jahren entsprechend aufzufangen und umzusteuern.

Autorin: Monika Lier

Ein Kommentar

  • Nein Danke, 24% Rentenbeitrag brauchen wir nun wirklich nicht, sondern einige der bürokratischen Sonderlocken der letzten Jahre müssen nochmal kritisch geprüft werden (Grundrente, Rente ab 63).
    Wie jetzt Wahlmöglichkeit zwischen 80% und 100%, hat die Politik die selbst hervorgerufene Welt der Negativzinsen (verbunden mit den Ansprüchen an Sicherheit aus Solvency II) immer noch nicht verinnerlicht? Da sind selbst 80% schon ambitioniert…

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